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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stimme. »Ich hatte mich in Sie verliebt, Julia. Das ist so widersinnig, daß ich selbst darüber lächeln muß – aber das Herz fragt nicht nach der Vernunft. Doch das ist vorbei, Gott sei Dank. Ich bin wieder Ostra. Aber sehen Sie bitte daraus, daß auch ein Mensch wie ich unlogisch sein kann.« Er schwieg und lauschte nach oben. Dumpfes Poltern drang durch die dicke Decke. »Er tobt noch immer, der wilde Knabe«, sagte er spöttisch. »Daß die Erfolglosen immer zur Zerstörung neigen … ein wirkliches Rätsel ist das. Darf ich Ihnen noch einen Rat geben, Julia?«
    Julia wandte den Kopf ab. Sie weinte leise.
    »Wenn unser Kind ein Junge wird«, sagte Ostra, seine Stimme war völlig verändert, zärtlich und dunkel, »dann sorge dafür, daß er nie lernt, die Menschen in ihrer schrecklichen Wahrheit zu sehen. Erziehe ihn zum Romantiker … breche mit Strenge alle Ansätze zum Heldenhaften … Wenn er meinen Charakter geerbt hat, wenn er beginnt, den Menschen als hohles Gefäß zu erkennen, in das man ungehindert jede Jauche und jeden Müll schütten kann, hätte das schreckliche Folgen … Viel Glück mit unserem Kind, Julia.«
    Er wollte zu ihr kommen, ihr die Hand geben und sie auf die Stirn küssen, aber sie sprang auf und ballte die Fäuste. Da hob er die Schultern, sah sie fast traurig an und verließ schnell die Kellerwohnung.
    Zweimal drehte sich klirrend der Schlüssel im Schloß.
    Ernst Fallers klopfte den Schnee von seinem Mantel und strich sich die zerwühlten Haare zurück. Beim Verlassen des Hauses durch das Oberlicht war er in den Schnee gefallen. Dann schlug er den Kragen hoch und rannte auf die Straße, um sich neben den Wagen Ostras zu stellen.
    Und wenn ich die ganze Nacht dastehe, dachte er, einmal kommt er aus dem Haus.
    Er riß das eiserne Gartentor auf und stürmte auf die Straße. Mit einem dumpfen Aufschrei prallte er zurück.
    Die Straße war leer. Wo der Wagen gestanden hatte, war ein matschiger Fleck.
    Und die Schneeflocken tanzten im Schein der Straßenlaterne.
    Im Haus Volberts erwartete Ostra eine neue Überraschung. Nicht nur Bruckmayer war da – das hatte er gehofft – sondern auch Rita Camargo saß an der Bar und trank einen Champagner-Cocktail. Volbert hockte wie ein kranker Affe in einem Sessel. Seine Augen waren gerötet, als habe er geweint. Er wandte den Kopf weg, als Ostra eintrat und fröhlich winkte.
    »Mein Stern des Südens zurück aus dem Krankenhaus!« rief Ostra. »Seit wann finden Entlassungen in der Nacht statt?« Er warf Rita eine Kußhand zu und sah dabei zu Bruckmayer. »So blaß, mein Freund? Erinnerst du dich: Es gab schon einmal eine ähnliche Situation, 1944 bei Baranowitsche. Partisanen hatten uns eingeschlossen, und der mit uns eingekreiste Wehrmachtspfarrer hörte schon die Beichten ab und erteilte den letzten Segen. Und was haben wir getan? Wir haben in die Hände gespuckt und haben den Durchbruch gewagt! Von zweihundertneununddreißig Mann erreichten siebenundvierzig die eigenen Linien. Das ist zwar wenig, aber immerhin … wir zwei waren dabei, was Herbert?!«
    Ostra sah sich um. Keiner antwortete. Die Stille wurde zu einer Spannung, die bis zu den Haarspitzen knisterte.
    »Mach wenigstens du den Mund auf, Ritalein, wenn die beiden Knaben Antisprechpillen genommen haben. Was ist hier los?«
    »Friedrich hat mich aus dem Krankenhaus geholt.« Rita Camargo sog an ihrem Strohhalm. »Als wir zurückkamen, war Herbert schon hier.«
    »Ungeheuer intelligent. Daß er nicht der Kaiser von China ist, sehe ich.« Ostra wandte sich Volbert zu. »Bist du beim Abholen deines Schätzchens beobachtet worden?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Volbert heiser.
    »Er weiß es nicht! Himmel und Arsch! Die Kripo ist das letzte, was wir jetzt gebrauchen können. Singert wäre der einzige, der die Zusammenhänge aufklären könnte. Aber Gott sei Dank weiß er nichts von der Schweinerei in Hamburg.«
    »Er braucht es auch nicht zu wissen«, sagte Bruckmayer in diesem Augenblick laut. Ostra fuhr herum.
    »Aha! Du kannst wieder Laut geben?« Ostra warf seinen Mantel ab und ließ ihn einfach auf den Boden fallen. »Macht sich hier alles in die Hose? Solange Herbert schweigt, haben wir Zeit genug, unsere Zelte in aller Ruhe abzubauen.«
    »Wenn er schweigt.« Bruckmayer zog das Kinn an. »Ich schweige aber nicht.«
    »Sag das noch einmal!« Ostras Stimme wurde dunkel. Zitternd nahm Rita den Strohhalm aus dem Mund. Diesen Ton kannte sie. Ihre Augen bettelten Bruckmayer an: Sei

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