Schlüsselspiele für drei Paare
vorsichtig! Bitte, bitte, sei kein Held. Gegen Ostra kommt keiner an. Laß ihn laufen! Sieh weg, wenn er geht … Tu es um unsertwillen. Sieh mich an, lies es in meinen Augen … Wenn du es willst: Ich werde bei dir bleiben. Nur laß ihn gehen!
»Ich bin gekommen, um dich zu verhaften«, sagte Bruckmayer fest.
Über das Gesicht Ostras zuckte es wie Wetterleuchten. »Kinder – habt ihr schon viel gesoffen heute abend?« fragte er gepreßt. »Leg dich ins Bett, Herbert.«
»Ich nehme dich hiermit fest, SS-Obersturmbannführer Fritz Ollenhoff.«
Es war wie ein Bombeneinschlag. Rita sprang vom Barhocker, auch Volbert schnellte aus dem Sessel hoch.
»Wer bist du?« rief Rita schrill.
»Er ist verrückt!« Ostras Gesicht war maskenhaft starr. Er sah Bruckmayer mit einer Kälte an, die nichts Menschliches mehr hatte. Es war der Blick eines Eisbären, ausdruckslos und voll Todesnähe.
Bruckmayer vermied es, Rita anzusehen. »Du kannst mich nicht mehr erpressen«, sagte er zu Ostra. »Mein Entlassungsgesuch ist schon geschrieben und wird morgen abgeschickt. Ferner stelle ich mich der Staatsanwaltschaft Bonn …«
»Du bist wirklich verrückt! Rita, sag ihm, daß er ein Idiot ist!« Ostra zog das Kinn an.
Unbeirrt sprach Bruckmayer weiter. »Es gibt Grenzen, Fritz Ollenhoff. Was du damals als z.b.V. getan hast, alle diese Kommandounternehmen und Sabotagen, diese Morde, die man Heldentaten nannte, könnten noch, wenn man kreisrund denkt, Kriegstaten genannt werden, zum Wohle des Vaterlandes, obgleich das Lüge ist. Du hast nie ans Vaterland gedacht – du hast getötet, weil es dir Spaß machte. Bei dir war Mord nur ein Abenteuer. Jetzt aber warst du dabei, dein eigenes Volk in den Abgrund zu stürzen. Ein Volk, das sich mühsam wieder emporgearbeitet hat; das bereit ist, die Sünden der Väter zu tilgen; das gelernt hat, anders zu denken; das ein Freund in der Völkergemeinschaft einer freien Welt sein will – dieses Volk wäre durch dich beinahe in tödliche Gefahr gekommen. Nur der Zufall hat es verhindert.«
»Willst du Politiker werden? Welche Partei? Partei der ehrlichen Deutschen? PED! Das klingt billig … nach Schweißfüßen!« Ostras Stimme war rauh. »Soll ich mir diesen moralischen Quatsch anhören? Noch vierundzwanzig Stunden, mein Freund, und du kannst dem Flugzeug nachwinken und später deine Beamtenpension kassieren.«
»Nein!« Bruckmayer schüttelte langsam den Kopf. »Ich will endlich Ruhe haben! Zwanzig Jahre Lüge … und jetzt das dazu? Das ist zuviel, Fritz Ollenhoff! Es soll endlich Ruhe sein in Deutschland …«
»Wie recht!« Ostra nickte. »Es soll endlich Ruhe sein! Wirkliche Ruhe!« Blitzschnell fuhr seine Hand in die Rocktasche. Noch ehe der Schrei Ritas ertönte, noch ehe Volbert die Arme entsetzt hochriß, bellte der Schuß.
Durch die Tasche, geübt und sicher, mit ausdruckslosem Gesicht, schoß Ostra. Zweimal drückte er ab, schnell hintereinander, und er sah deutlich, wie die Kugeln in den Körper Bruckmayers einschlugen und ihn zweimal aufzucken ließen.
Dann fiel Bruckmayer lautlos um, mit dem Gesicht auf den dicken Teppich, die Hände an den Seiten, als habe er vorher strammgestanden wie bei einer Exekution.
Durch die beiden Löcher in Ostras Anzugstasche quoll dunkelgrauer Rauch. Es roch verbrannt.
»Nun ist Ruhe!« sagte er laut. »Rita, hol mir einen Kognak.«
Mit einem schrillen Aufschrei warf sich Rita Camargo über den Körper Bruckmayers und krallte sich an ihm fest. Volbert stand mit hängenden Armen hinter dem Sessel. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht.
»Bring mich doch auch um!« schrie Rita. Sie drehte den Kopf Bruckmayers zur Seite und legte ihr Gesicht an seine Wange. »Schieß doch! Schieß! Du räudiger Hund! Er war der einzige Mensch, den ich geliebt habe! Du Aas, du! Bring mich um!«
Sie heulte auf wie ein Schakal, preßte sich an den schlaffen Körper und streichelte das blonde Haar. Dann sprang sie plötzlich auf, drehte seinen Kopf noch mehr zur Seite, beugte sich vor, legte ihre Lippen auf die Lippen Bruckmayers und umfing ihn mit ergreifender Zärtlichkeit.
»Einen Arzt!« stammelte sie. »Friedrich … hol einen Arzt! Schnell! Er lebt noch. Er lebt …«
Volbert setzte sich in Bewegung. Das Telefon stand sechs Schritte weit entfernt. Die harte, kalte Stimme Ostras aber hielt ihn nach dem ersten Schritt fest.
»Du bleibst! Stehenbleiben! Weg vom Telefon!«
Volbert sank in sich zusammen. Der Lauf von Ostras Pistole war auf seinen Leib
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