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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zimmer. Alle Schlafzimmer wie in einem Puppenkönigreich. Aber alle leer. Mit Staub überzogen. Seit Wochen nicht bewohnt. Ein eingemottetes Märchen.
    »Julia!« schrie Fallers verzweifelt. Er stand oben an der Treppe und sah hinab auf die große Diele. »Julia … du bist doch hier! Julia!«
    Er rannte in den Keller. Aber auch hier war keine verschlossene Tür. Nur Mäuse huschten weg, als er die Lichter anknipste und in die Kahlheit starrte.
    »Das ist nicht möglich!« stöhnte Fallers. Er lehnte sich an die Wand und war nahe daran zu weinen. Die Kristalleuchter glitzerten. Es war, als lache die Pracht ihn an. Da explodierte es in ihm; er nahm einen Stuhl und schleuderte ihn in einen der Lüster, das Kristall zersplitterte und regnete auf den Marmorboden der Diele. »Du Saukerl!« brüllte Fallers in ohnmächtiger Wut. »Du Schwein von einem Menschen! Gib sie heraus! Ostra, gib Julia heraus! Du erbärmlicher Hund! Du Vieh! Gib sie heraus, oder ich zerschlage alles, alles!«
    Der zweite Stuhl zertrümmerte einen herrlichen alten Spiegel. Mit einem silbernen Tischleuchter rannte Fallers wie ein Irrer herum und zerschlug die Wandlampen aus Muranoglas.
    »Gib Julia heraus!« brüllte er schrill. »Ich stecke das Haus in Brand! Bei Gott! Ich räuchere dich aus! Wie eine Ratte verbrenne ich dich!«
    Schwer atmend blieb er in der Bibliothek stehen. Er warf den Leuchter gegen die Bücher und breitete die Arme aus, um tief Luft zu holen. Es ist alles sinnlos, dachte er plötzlich klar. Ich würde Julia verbrennen. Er wird sich retten, aber sie verbrennt hilflos. Schwankend, mit bleischweren Beinen, ging er wieder in die Diele und schob einen Tisch heran, stellte ihn vor die Tür, kletterte hinauf und verließ durch das Oberlicht wieder das Haus. Die Lichter ließ er brennen.
    Die nächste Polizeistreife wird Alarm schlagen, dachte er. Ich werde auf der Straße warten, bis sie kommt. Solange Ostra in dem Haus ist, wird Julia nichts geschehen. In einer Falle ist er. Wie eine Katze liege ich vor der Tür. Wenn er herauskommt, läuft er mir in die Arme.
    Und einmal muß er herauskommen!
    »Hören Sie ihn toben, Julia?« fragte Ostra mit ruhiger Stimme. »Er zerschlägt die wertvollen Kronleuchter. Wie ein Vandale benimmt er sich. Ich wiederhole es noch einmal: Er ist nicht der richtige Mann für Sie. Er ist unreif und zu impulsiv. Im Leben aber braucht man kalte Überlegung. Nur die eisgekühlte Vernunft hat noch Chancen. Es ist wirklich schade, daß mir nicht mehr die Zeit bleibt, Ihnen die Welt zu zeigen, wie sie in aller Schönheit nur für Frauen geschaffen wurde, die lieben.«
    Ostra lehnte an der Tür in dem Kellerraum und rauchte lässig. Julia hockte auf ihrer Couch und hatte den Kopf lauschend erhoben. Irgendwo im Haus waren Geräusche, fern, dumpf, abgeschirmt durch die dicken Mauern.
    »Ich hasse Sie!« sagte sie voll Ekel.
    Plötzlich sprang sie auf, stellte sich auf die Couch und schrie: »Hilfe! Hilfe!« Mit einem Lächeln schnippte Ostra die Asche von seiner Zigarette.
    »Es ist doch sinnlos, Julia! Hören Sie das ferne Gepolter? Ihr heldenhafter Ernst demoliert gerade ein Vermögen. Ich habe ihn hinter der Bücherwand der Bibliothek beobachtet, er sieht aus wie ein Irrer. Und nun rufen Sie um Hilfe. Gegen den Krach oben im Haus ist Ihr Schreien wie ein Wiegenlied.« Ostra drückte seine Zigarette aus und knöpfte den Mantel zu. »Dabei ist alles in vierundzwanzig Stunden vorbei.«
    Julia sank auf die Couch zurück. Angst verzerrte ihr schmales, kindliches Gesicht.
    »Was haben Sie vor, Sie Scheusal …«
    »Sie beleidigen mich, und ich bin gerade dabei, Ihnen Gutes zu sagen. Morgen, nein, übermorgen früh wird Ihr Geliebter im Briefkasten ein Kuvert mit einem Schlüssel zu diesen Räumen finden. Er wird wie ein Wahnsinniger hierherkommen und Sie befreien. Und er wird Sie so wiederfinden, wie Sie ihn verlassen haben. Sie müssen zugeben, daß dies die Handlungsweise eines Gentlemans ist. Weder Sie noch Fallers interessieren mich noch. Nur die Stunden, die ich gewinne, sind wertvoll.« Ostra verbeugte sich korrekt. »Julia, ich verlasse Sie jetzt. Für immer. Wir sehen uns nicht mehr in diesem Leben. Darf ich Ihnen ehrlich Glück wünschen?«
    Julia schwieg. Panische Angst lähmte sie. Sie glaubte Ostra nicht. Aus seinen Worten hörte sie vielmehr ihr Urteil: Er kam nicht wieder, und sie würde hier qualvoll verhungern.
    »Ich habe mir einen Augenblick lang einen Luxus geleistet«, sagte Ostra mit milder

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