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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in den Hof. Der Nachtwächter grüßte stramm. »Das ist doch nicht möglich …«, stotterte Volbert entgeistert. »Das ist doch ein Märchen!«
    Und dann sah er das lachende Gesicht Ostras, der sich aus dem Fenster der Kabine beugte und zu ihm heraufgrüßte.
    Mit zitternder Hand nahm Volbert den Schlüssel zum Bunker aus der Tasche und verließ sein Büro.
    Ganz unbefangen und ohne vorherige Anmeldung, in einem eleganten Kamelhaarmantel mit Pelzkragen und einer Biberpelzkappe, kam Ostra in das Hotel, in dem Bruckmayer wohnte, und ließ ihn von der Rezeption telefonisch bitten, in die Halle zu kommen.
    »Bist du total verrückt?« schnaubte Bruckmayer, als er mit Ostra in der Hotelhalle saß und einen Kognak trank. »Wie kannst du am hellichten Tag …«
    »Warum denn nicht?« Ostra lächelte breit. »Wer kennt mich denn außer dir? Es existiert kein Bild von mir, kein Steckbrief, kein Fahndungsfoto. Ich bin ein völlig normaler, anonymer Mensch in der Masse von einer Million Münchnern. Wer soll mich erkennen?«
    »Was willst du?« fragte Bruckmayer kurz.
    Ostra sah seinen alten Freund forschend an. »Ich habe Angst, daß du Dummheiten fabrizierst, alter Junge«, sagte er ehrlich. »Du hast dich bei Volbert nicht mehr sehen lassen.«
    »Was soll ich da?«
    »Rita vermißt dich.«
    »Laß den Quatsch, Fritz.«
    »Siehst du, durch so was kann es rauskommen. Ich heiße Peter!« Ostra räusperte sich und beugte sich vor. Unwillkürlich nahm Bruckmayer den Kopf etwas zurück. Er kannte diese Art von der SS her: Wenn sich der Verhörende vorbeugte und begann, leise zu sprechen, wurde es gefährlich. »Wie stehen die Aktien?«
    »Welche Aktien?«
    »Herbert, mein Kleiner, spiel nicht den Doofen! Das warst du nie. Ich habe deine Beurteilung beim Reichsführer einmal gesehen. Toll direkt! Du hättest eine große Karriere gemacht, wenn wir den Scheißkrieg gewonnen hätten. Aber immerhin … Ministerialrat ist auch ganz schön. Ein Posten, wo das Alter keine Sorgen hat. Du warst immer für eine solide Grundlage.«
    »Was willst du?« fragte Bruckmayer noch einmal, diesmal mit Nachdruck.
    »Man hat Rita wieder verhört.«
    »Nein!« Bruckmayers Augenwinkel zuckten.
    »Ach! Das weißt du nicht?«
    »Nein. Ehrlich.«
    »Ein Kommissar Singert war es.« Ostra sah Bruckmayer lauernd an. »Kennst du ihn?«
    »Natürlich. Er ist meine sogenannte Exekutive. Ich kann als Ministerialbeamter ja weder Verhöre führen noch Verhaftungen vornehmen. Ich kann nur anregen.«
    »Und du hast Singert also angeregt, daß er …«
    »Keine Spur! Das war ein Alleingang von Singert.«
    »Und das darf er?«
    »Aber ja. Er ist doch Kriminalkommissar. Er kann auf eigene Faust ermitteln.«
    »Mist!«
    Ostra leerte sein Kognakglas, winkte dem Ober und bestellte ein neues. »Er hat Rita so saudumm gefragt, daß ich hellhörig wurde. Du kennst das ja von früher: Je dümmer die Fragen für den Verhörten, um so mehr steckt dahinter.«
    Unter Bruckmayers Kopfhaut begann es zu jucken. Er spürte instinktiv die Gefahr, die von Singert ausging, und sein Gehirn begann zu arbeiten wie ein Computer. Er rechnete alle Möglichkeiten durch und alle Gegenmaßnahmen.
    »Was hat er gefragt?«
    »Singert weiß, daß Rita öfter bei den Volberts war. Das hat er ganz klar ausgedrückt. Mit anderen Worten: Er läßt mir – denn um mich geht es ja – sagen, daß er Rita beschatten läßt. Die alte Taktik: Angst säen, Zweifel, Ungewißheit, Panik, aus der dann die Dummheiten wachsen, mit denen man jeden Gauner bekommt. Wer unsicher ist, verrät sich selbst – das ist eine der Grundlehren.« Ostra lachte leise. »Junge, wenn die anderen Knaben unsere Vergangenheit wüßten!«
    »Hör endlich damit auf!« sagte Bruckmayer dumpf. Um sein Herz hatte sich ein Ring gelegt, der den Pulsschlag hemmte. Eine große Frage belastete ihn: Wußte Singert, daß auch er, Bruckmayer, die Villa Volberts betreten hatte und dort mit Rita Camargo zusammengekommen war?
    Sollte dies der Fall sein, gab es nur eins: Zunächst zurück nach Bonn und so tun, als habe man andere Sorgen. Eine Flucht an den Schreibtisch des Ministerialrats.
    Das kurze Telefongespräch mit Singert kam Bruckmayer plötzlich in die Erinnerung zurück. Und jetzt gewann jedes Wort Bedeutung.
    »Du siehst aus, als wenn es dir in die Hose geschlagen hätte«, sagte Ostra gemütlich. »Die Vergangenheit ist unsere Zukunft, das ist ein logisches Paradox. Ohne Vergangenheit säßen wir jetzt nicht hier und liefen die anderen

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