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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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beugte sich vor und boxte Britton gegen die Brust. »Ich denke, wir arbeiten Hand in Hand? Habe ich Ihnen damals jemals etwas verschwiegen?«
    »Nein. Sie waren immer eine ehrliche Haut, Herbert.«
    Major Britton zögerte. Freundschaft rang mit Pflichtgefühl in ihm. Aber Britton war ein gutmütiger Mensch; er klopfte Bruckmayer auf die Schulter.
    »Wir sollen ein Bild von Ostra bekommen.«
    »Ein Bild?« Bruckmayer preßte die Lippen zusammen. »Das ist ja herrlich! Dann haben wir ihn schnell!«
    »Die Jungs in Argentinien sind wie wild. Sie haben mit Indianern gesprochen und sind auf Booten die Urwaldflüsse hinaufgefahren. Und was haben sie entdeckt? Ostra hat fast zehn Jahre im Urwald gehaust. Er hatte eine Holzhütte am Rio Bermejo, mitten im Gran Chaco, der ›Grünen Hölle‹, wie man sie nennt, und kam oft zu Besuch auf die Missionsstation El Pintado. Und dort soll ein Foto existieren.« Major Britton hielt den Atem an und sah Bruckmayer bedeutsam an. »Im Gran Chaco hieß Ostra aber gar nicht Ostra.«
    »Nein?« fragte Bruckmayer gedehnt. Ihm wurde heiß, am liebsten hätte er den Kragen aufgerissen und die Krawatte heruntergezogen. »Wie denn?«
    »Ollenhoff. Fritz Ollenhoff! Was sagen Sie nun, mein Lieber?«
    »Nichts …«, antwortete Bruckmayer.
    »Sie kennen den Namen nicht?«
    »Nein!«
    »SS-Sturmbannführer Ollenhoff? Der unseren General Eisenhower killen sollte?«
    »Nie davon gehört, Major.«
    »Da sieht man wieder, wie harmlos ihr in Bonn lebt.« Britton schob Bruckmayer die Schachtel mit Zigaretten hinüber. Mit leicht zitternden Fingern nahm sich Bruckmayer eine heraus. Britton lehnte sich zurück. »Wenn das stimmt, daß Ostra identisch mit Ollenhoff ist, dann wird der Osten genauso munter wie der Westen. In den Taschen der gesamten alliierten politischen Polizei steckt Ollenhoffs Steckbrief. Ein so schwerer Junge, daß er allen aufs Gemüt drückt.« Britton wedelte mit der Hand durch die Luft. »Aber das bleibt unter uns, mein Lieber! Von Freund zu Freund. Kein Wort darüber in Bonn, bevor man von Washington aus nicht offiziell einen Bericht geschickt hat. Ich möchte nicht nächstes Jahr in Virginia Tabak anbauen.«
    »Es wird nichts bekannt werden.« Bruckmayer zerdrückte seine Zigarette. Sie schmeckte wie Galle. »Sie sind ein wirklicher Freund, Major. Wie hat der CIC diese heiße Spur eigentlich entdeckt? Mitten im Gran Chaco?«
    »Durch einen dämlichen Zufall, wie immer. Ein Pater der Missionsstation fuhr zu der Flußhütte und fand sie verlassen. Da bekam er es mit der Angst und machte eine Vermißtenanzeige bei der Polizei in Corrientes, und dann lief alles wie am Schnürchen in Buenos Aires, wo unsere Jungs saßen. Glück muß man haben!«
    »Ja, Glück muß man haben«, sagte Bruckmayer bitter.
    Das war der Abschied von Major Britton gewesen. Mit dem Nachtzug fuhr Herbert Bruckmayer zurück nach Bonn. Er hatte ein Schlafwagenabteil gemietet, aber er konnte nicht schlafen.
    Soll man Ostra warnen? fragte er sich jetzt.
    Soll ich in Bonn die volle Wahrheit sagen?
    Oder wartet man ab, wie die vergangenen zwanzig Jahre auch nur ein Abwarten und Versteckspielen waren? Vielleicht lief sich die Aktion im Urwald tot? Vielleicht fand man das Foto nicht mehr auf der Missionsstation El Pintado? Dann wußte man, daß es wohl einen Ollenhoff gab, der nun Ostra hieß … aber wo war er? Und Bruckmayer beschloß abzuwarten.
    »Was wollen Sie denn schon in Bonn?« war die erste Frage des Ministerialdirigenten, als Bruckmayer im Ministerium erschien. »Oder bringen Sie Ostra mit?«
    »Ich gebe auf, Herr Ministerialdirigent.« Bruckmayer sah übernächtigt aus. Die Sorgen hatten Falten in seine Mundwinkel gegraben. »Ich bitte um eine andere Verwendung.«
    »Ja, gibt es denn so was?! Bruckmayer kapituliert?« Der Ministerialdirigent winkte zu einem Sessel. »Aufgeben! Das kann ich doch nicht dem Minister vortragen!«
    »Dann bitte ich darum, mich krank zu melden.« Bruckmayer vermied es, seinen Abteilungschef anzusehen. »Ich sitze in München herum und warte und warte …«
    »Seien Sie doch froh! Das ist eine der seltenen Gelegenheiten, wo man fürs Nichtstun Gehalt bezieht.« Der Ministerialdirigent blätterte in einer dünnen Akte. »Sie haben ja in München allerlei unkonventionelle Dinge getan. Die Freilassung dieser Camargo etwa …«
    »Es schien mir der einzige Weg, um Ostra zu finden. Die Zeit macht sie eines Tages unvorsichtig, sie suchen Kontakt – und dann haben wir ihn! Wer sich

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