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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tür war verschlossen, und als sich Bentrob bückte, um durch das Schlüsselloch zu sehen, starrte er nur in völlige Dunkelheit.
    »Julia!« rief er wieder. Und jetzt war Angst in seiner Stimme. »Julia, mach auf! Mach sofort auf …« Und als sich immer noch nichts rührte, schlug er mit der Faust gegen die Tür, und seine Stimme bekam einen klagenden Unterton.
    »Mach doch auf. Ich muß mit dir reden. Sei doch nicht so bockig. Julia! Julia!«
    Angst würgte in seiner Kehle. Seine Augen bekamen einen starren Ausdruck. Sein ganzes Gesicht zuckte, und sein Körper wurde geschüttelt wie in einem Schüttelfrost.
    »Mach auf!« schrie er. »Um Gottes willen, Julia … sag doch einen Ton! Sag doch etwas! Ich … ich breche die Tür auf …«
    »Dann springe ich aus dem Fenster!«
    Klein, kläglich tönte es durch die Tür. Bentrob drückte die Stirn gegen das Holz und schloß die Augen. Sie lebt … sie lebt noch … O Gott, wie danke ich dir! Und plötzlich weinte er – er, der starke Mann, der gefürchtete Studienrat, der Fels in der Unordnung der Welt.
    »Mach auf, Julia«, sagte er stockend. Er wischte sich die Augen aus und putzte seine beschlagene Brille blank. »Du brauchst doch keine Angst zu haben … ich bin doch kein Unmensch … Julia, ich bin doch dein Vater. Mach auf!«
    Und der Schlüssel drehte sich langsam im Schloß.
    Die Wochenendabende mit Schlüsselspiel, lebenden Bildern und vertauschten Ehefrauen hörten plötzlich auf. Volbert war es, so sehr er sich an diese Spielchen gewöhnt hatte, ganz recht; die Gegenwart Ostras und das, was in den Elektrowerken geschehen war, raubten ihm alle Lust an ausgelassener Freizeit. Eva tröstete sich nun ungeniert mit Ostra, und Volbert ließ sie gewähren. Er hatte in diesen Wochen mehr eingebüßt als seine Frau, deren Seitensprünge er nie als persönlichen Verlust betrachtet hatte, weil auch er immer seinen Teil mitbekam. Aber jetzt war es so, daß selbst der katzenhafte Körper Ritas trotz aller Schönheit ihn nicht mehr reizte, sobald er daran dachte, daß sie nur ein Lockvogel gewesen war, ein Köder. Und er, der Riesenbarsch, hatte hungrig zugebissen und zappelte nun an Ostras Angel, ihm ausgeliefert, um befreit oder gefressen zu werden.
    Nicht anders erging es Ludwig Düppel, dem Druckereibesitzer. Er war froh, der Gefahr entronnen zu sein. Ostra hatte ihn nicht mehr belästigt. Aber die Furcht blieb, daß er wiederkommen könnte mit neuen Druckwünschen, und Düppel hatte sich geschworen, dann hart zu bleiben.
    Die einzige, die unter den monotonen Abenden litt, war Marlies Düppel, das dralle Frauchen mit dem liebefreudig machenden Östrogen im Körper. Sie träumte nachts von Ostras Umarmungen; dann wachte sie auf, rüttelte ihren Mann aus dem Schlaf und verlangte von ihm, mehr zu sein, als er war.
    Und dann kam es eines Tages zu einem jener kleinen Ereignisse, die oft so wichtig sind im Leben.
    Düppel hatte sein Auto zur Inspektion gebracht und fuhr nun mit einem Leihwagen hinaus zur Druckerei. Im Radio sangen die Rolling Stones, es war eine merkwürdige Mischung von Musik, Rhythmus und Wolfsgeheul. Düppel beugte sich zum Radio vor, drehte an dem Senderknopf und suchte eine andere Musik. Da geschah es, mitten auf einer Kreuzung, auf der Düppel Vorfahrt hatte: Es krachte, Metall klirrte, Bremsen schrien auf, ein Kühler bohrte sich von links in die Seite Düppels, drückte ihn gegen das Steuerrad, er hörte es in sich knirschen und brechen, ein unbeschreiblicher Schmerz zerriß ihn, er schrie auf, während Blut aus seinem Mund quoll, und dann hörte er die Hupe, auf der er lag … grell, zweitönig, den Schmerz hinausschreiend, den ihm das Blut im Mund erstickte.
    Am Nachmittag rief Marlies Düppel bei Volbert an. Ostra war allein im Haus. Eva war mit Rita zum Friseur gefahren, Friedrich Volbert befand sich im Werk. Faul lag Ostra auf der Couch und las ein Buch, als das Telefon schellte.
    »Oh, das ist schön, daß du da bist!« hörte er Marlies' hastige, helle Stimme. »Stell dir vor: Ludwig ist verunglückt. Ja, mit dem Auto. Ein Lieferwagen ist ihm in die Seite gefahren. Er hat keine Schuld. Ich rufe aus dem Krankenhaus an. Ich bin ganz verzweifelt, Peter. Ludwig ist aus der Ohnmacht erwacht und will einen Kriminalkommissar sprechen. Er besteht darauf. Er fleht alle an, einen Kommissar zu holen … die Schwestern, den Arzt, mich. Was soll ich bloß tun?«
    »Nichts!« sagte Ostra hart. Er saß steif auf der Couch und klappte nun das Buch

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