Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
München war ein Zusammentreffen Münchner Prominenz. Die Vereine, die Düppel als Mitglied förderte, hatten Delegationen mit Fahnen entsandt. Sogar zwei Bankdirektoren waren erschienen, die traurig in die offene Grube blickten, denn sie hatten nun die unangenehme Aufgabe, nach dem Begräbnis der Witwe mitzuteilen, daß Ludwig Düppel die Konten überzogen hatte und man nun für den Ausgleich des Saldos sorgen müsse. Die Worte, die am Grabe gesprochen wurden, waren lobend und markig, getragen von Trauer und von dem stillen Gedanken: Lieber er als ich. Dann wurde der Sarg hinuntergelassen, die Vereinsfahnen senkten sich, Marlies trat heran und warf einen Blumenstrauß auf den Eichendeckel und drei Schüppchen Erde. Ostra stützte sie dabei, und jeder bedauerte die kaum gehfähige Witwe unter dem dichten Schleier. Daß sie sich nachher an Ostra preßte, den Kopf an seine Brust drückte, nahm man als verzweifelte Trauer hin, als wildes Aufbegehren gegen das Schicksal, nun einsam zu sein.
    Unter den Trauergästen waren auch drei Männer in Schwarz, die ihre Zylinder sittsam vor die Brust hielten, den Kopf senkten und sehr traurig wirkten. Niemand achtete darauf, daß in den Zylindern Kameras eingebaut waren und die Zylinderdeckel ein kleines Loch hatten, durch das die Linsen der Apparate schimmerten. Wer an das Grab trat, sinnend verhielt und drei Schüppchen Erde hinunterwarf, wurde fotografiert. Man machte keine Ausnahme; auch der Pfarrer, der Küster und die Meßdiener wurden fotografiert. War der Film des einen Mannes leer, so nickte er zum anderen, und dieser nahm seinen Zylinder vor die Brust und fotografierte weiter.
    Abseits stand Kriminalkommissar Singert, von dem diese herrliche Idee stammte, und wartete. Als er im Trauerzug auch Rita Camargo sah, die einzige, die ihn kannte, versteckte er sich hinter einem großen, marmornen Engel und wartete, bis der Trauerzug vorübergegangen war.
    Fast eine Stunde dauerte das Begräbnis, dann war der Friedhof wieder leer bis auf die drei Männer im Zylinder, die noch immer am Grab standen, als könnten sie sich nicht trennen. Kommissar Singert löste sich aus dem Hintergrund und kam näher.
    »Hat alles geklappt?« fragte er.
    »Alles.« Die Polizisten grinsten. »Dreihundertzweiundzwanzig Aufnahmen haben wir gemacht.«
    »Die bringen wir sofort ins Labor, und dann geht's los! Euch werden die Haare zu Berge stehen vor Arbeit! Ich will jede der dreihundertzweiundzwanzig Personen identifiziert sehen. Name, Wohnort, Beruf. Sie haben gesehen, Rita Camargo war dabei, die Volberts, Direktoren und Verleger. Der ganze Clan um Volbert. Bei der Frechheit Ostras war auch er darunter. Ihn kennt ja keiner! Aber war er dabei, dann haben wir ihn jetzt – auf dem Bild! Und dann blase ich zur Treibjagd, ohne Rücksicht auf Bruckmayer …«
    Die Filme kamen sofort ins Polizeilabor, wurden entwickelt und die Bilder vergrößert.
    »Die vollkommenste Schönheitsgalerie Münchner Prominenz«, sagte Kommissar Singert, als der Packen Bilder vor ihm lag, noch gebogen von den Trockenapparaten. Er betrachtete die Aufnahmen mit der völlig gebrochenen Witwe Marlies Düppel und dem großen, energischen Mann, der sie liebevoll stützte.
    Und plötzlich sprang in Singert ein Funke auf. Er ergriff das Bild und führte es näher an die Augen.
    Das Gesicht kenne ich, dachte er. Irgendwo habe ich es einmal gesehen. Auf einem Fahndungsblatt? Im Album flüchtiger Täter? Bei einer Vernehmung? Als Zeugen? Als Geschädigten? In der Zeitung? Im Film? Im Fernsehen?
    So viele Menschen gehen täglich an einem vorbei … man sieht ein Gesicht, vergißt es, und plötzlich erinnert man sich daran und weiß dann nicht mehr, wo man es gesehen hat. Selbst in der Straßenbahn kann es gewesen sein.
    Kommissar Singert sah das Bild an. Der Mann, der Marlies Düppel umarmt hielt wie ein guter Freund, hatte den Kopf gehoben und sah frei in die für ihn unsichtbare Kamera. Ein stolzer Kopf, ein harter Blick. Trotz der Trauer ein kaum wahrnehmbares Lächeln in den Mundwinkeln.
    »Verdammt, ich kenne ihn!« sagte Singert wieder.
    Die Augen Ostras starrten ihn aus der hochglänzenden Fotografie an.
    Der Zufall, der liebe Gott der Kriminalisten, schien zu Singert gekommen zu sein.
    Herbert Bruckmayer kam zurück nach München, bezog wieder sein altes Hotelzimmer und rief sofort Kommissar Singert an. Die drei Tage Ruhe in Bonn hatten ihm gut getan. Der Druck im Nacken, mit dem er die ganzen Wochen über in München gelebt hatte,

Weitere Kostenlose Bücher