Schlüsselspiele für drei Paare
Hände.
»Ein anderes Mal. Beim nächsten Besuch. Ihr Mann wird bestätigen, daß es bei großen Dingen auf Minuten ankommt …«
Als Frau Singert von der Haustür zurückkam, hatte sich ihr Mann mühsam aufgesetzt und schimpfte in das Telefon, das er sich herangezogen hatte.
»Ein Hornochse sind Sie!« schrie er. »Mein Gott, wie kann man nur so dämlich sein! Was heißt hier: Ich habe die Entnahme protokolliert? Das Foto ist weg! Zerrissen hat er es! Ob er das darf? Mensch, lesen Sie in den Dienstvorschriften nach! Ministerialrat? Auch dem kann man was sagen, wenn er schiefe Touren reitet! Ach, seien Sie doch still, Ratzel! Ziehen Sie sich eine Schlafmütze über die Ohren!«
Wütend warf Singert den Hörer auf.
Im Polizeipräsidium lehnte sich Emil Ratzel seufzend zurück. Das war der schlimmste Anpfiff seit Beginn seiner Laufbahn. Und er kam sich unschuldig vor.
»Schon wieder Ärger?« fragte Frau Singert, setzte sich neben ihren Mann auf die Couch und goß Kaffee in die Tassen. »Hat dir der Ministerialrat Kummer gebracht? Er sah so fröhlich aus, als er hereinkam.«
Singert starrte in die Tasse und rührte klappernd mit dem Löffel herum. »Ich komme mir vor wie eine Maus, die klüger sein will als die Katze«, sagte er. »Kann es nicht möglich sein, daß es so etwas wirklich gibt?«
»Nein«, sagte die kleine, liebe Frau Singert. »Die Katze gewinnt immer.«
»Das ist ein mistiges Leben, wenn man noch an Gerechtigkeit glaubt.« Singert lehnte sich zurück. »Komm, mach mir einen frischen Alkoholumschlag, Liebling!«
»Ich habe wenig Zeit. Ich muß nicht nur mit Tagen, sondern sogar mit Minuten geizen! Also fasse dich kurz, mein Lieber. Wo brennt es?«
»Überall!«
Ostra und Bruckmayer saßen sich wieder in der Hotelhalle gegenüber. Sie hatten wie damals eine Nische gewählt, tranken einen Campari und saßen abseits des Kommens und Gehens, das eine Hotelhalle beherrscht. Bruckmayer wirkte freier und ungehemmter, eine auffallende Wandlung, die Ostra mit dem Spürsinn des Vorsichtigen bemerkte.
»Wo warst du?« fragte er. »Ich habe dreimal versucht, dich zu erreichen. Immer hieß es, du seist verreist.«
»Ich war in Bonn.«
»Ach!« Ostra beugte sich vor. »Keine dummen Dinge machen, Herbert! Wenn es um den Hals geht, kenne ich keine Freundschaften.«
»Ich war beim Minister.«
»Bist du gekommen, mir einen Tip zu geben?«
»Man weiß in Bonn, daß unter den Kunden Ritas hochgestellte Personen waren.«
»Das kann man wohl sagen!« Ostra lachte tief. Sein männlich-schönes Gesicht glänzte. »Die Tonbänder und Fotos sind an einem sicheren Ort. Am Sonnabend gehe ich damit auf Reisen.«
»Ich habe den Auftrag, das zu unterbinden.«
»Bitte, tue es, mein Freund«, sagte Ostra belustigt.
Bruckmayer sah seinen Freund voller Verachtung an. »Du bist ein Schwein, Fritz!« sagte er laut. »Früher brauchtest du für deine Aufträge wirklich Mut und Geist, jetzt bist du nur ein erbärmlicher Zuhälter, der Wissen und Geld mit den Matratzen verdient.«
»Die Zeiten wandeln sich. Heldentum ist nicht mehr gefragt. Früher lohnte es sich, Eisenhower oder Churchill nach dem Leben zu trachten. Da hätte sich die Welt geändert! Aber heute? Was ändert sich, wenn ich diesen oder jenen Minister umbringe? Also muß man schäbig werden und mit Bettgeflüster Politik machen.« Ostra trank seinen Campari aus und sah demonstrativ auf seine Uhr. »Was willst du mir also sagen, Herbert?«
»Daß ich dich nicht mehr schützen kann.«
»Das ist lächerlich!«
»Man weiß, wer du bist.«
»Unmöglich!« Ostra sagte es sehr selbstbewußt. Doch dann erkannte er an dem Blick Bruckmayers, daß dies nicht so leichthin gesprochen war. »Wer will mich kennen?«
»Major Britton vom CIC.«
Ostra wurde still. Sein Gesicht verwandelte sich. Es hatte plötzlich Kanten und ein fast viereckiges Kinn.
»Was weißt du?« fragte er heiser.
»Was zahlst du für mein Wissen?«
»Mach keinen Blödsinn, Herbert!«
»Du zahlst jetzt für deinen Kopf, Fritz!«
»Ich heiße Peter. Peter Ostra!«
»Nicht mehr lange. Aus Argentinien kommt dein Foto.«
»Du bluffst wie ein Säugling, bei dem man riecht, daß er die Hose voll hat.« Ostra atmete tief ein. »Es gibt kein Foto von mir! Also weiß man gar nichts! Gib es auf, mich zu überlisten, mein Kleiner.«
»Kennst du den Rio Bermejo?«
Die Augen Ostras wurden starr. Er hielt den Atem an und blies dann schnaufend die Luft aus. Mit einem schnellen Blick sah er sich in der
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