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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bruckmayer wunderte sich, daß der so nüchterne Singert eine so fröhliche Ehefrau hatte. »Da wird sich mein Mann aber freuen«, sagte Frau Singert und nahm Bruckmayer den pelzgefütterten Mantel ab. Draußen schneite es. Der erste Schnee dieses Jahres in München. Durch die Straßen heulten die Sirenen der Unfallwagen und der Polizei. Wenn es in München plötzlich schneit, bumst es an allen Ecken. »Seit zwei Tagen ist er ungenießbar.«
    Bruckmayer lachte und trat in das Wohnzimmer. Singert lag auf einer geblümten Couch, das verletzte Bein durch Kissenberge hochgestellt, eine dicke Kompresse um den Knöchel. In der ganzen Wohnung roch es nach Alkohol wie in der Destille. Er las gerade die ›Kriminalistische Wochenschrift‹ und einen Artikel der Polizeigewerkschaft über die Unterbezahlung der Beamten.
    »Grüß Gott!« sagte Bruckmayer fröhlich. »Ich bringe Ihnen einen Haufen Prospekte über rutschsichere Treppen und Gymnastikübungen auf schiefer Ebene.«
    »Es ist zum Heulen, Herr Rat!« Singert winkte zu den Sesseln, und Bruckmayer zog sich einen heran und setzte sich neben die Couch. Frau Singert klapperte in der Küche mit Tassen und Tellern; sie bereitete einen Nachmittagskaffee mit Kuchen und selbstgebackenen Plätzchen vor. Es waren bereits die ersten Weihnachtsplätzchen, die sie in einer Blechdose aufbewahrte.
    »Sie sind beneidenswert«, sagte Bruckmayer. »Eine solche Frau hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.«
    »Ich mir auch nicht.« Singert lächelte fast verschämt. »Aber was soll man machen, wenn sie einen Kerl wie mich liebt?! Manchmal bedauere ich sie ehrlich. Ich bin oft ein grantiger Bursche, vor allem, wenn etwas schiefgeht wie dieser verdammte Haxen da …«
    »Sportlerpech, Herr Singert.« Bruckmayer zog das Bild mit Ostra und Marlies Düppel aus der Tasche. Durch Singert flog es wie ein elektrischer Schlag. So ein Idiot, dieser Ratzel, dachte er wütend. Na, den pfeife ich zusammen! Er bemühte sich, seine Erregung nicht zu zeigen, und sah gleichgültig auf das Foto, das Bruckmayer ihm hinhielt. »Ich will Ihnen etwas Erfreuliches gleich zur Heilung mitbringen«, sagte Bruckmayer leichthin. »Ihr Adlatus sagte mir, daß Sie sich in dieses Bild verliebt hätten. Ich kann Ihnen helfen, Herr Singert: Der Mann neben der Witwe heißt Erich Weber, ist Kaufmann und wohnt seit 1959 in Frankreich. Er war mit dem Toten sehr befreundet, noch vom Krieg her, wie er mir bei Herrn Volbert erzählte. Waren in der gleichen Kompanie, glaube ich …«
    »Sie haben ihn kennengelernt, Herr Rat?« fragte Singert. Solch ein Rindvieh, dieser Ratzel, dachte er dabei. Nun ist aller Wind aus den Segeln. Nun sitze ich da wie ein Bettnässer im nassen Laken.
    »Ja. Nach der Trauerfeier kamen die Freunde des Toten in der Villa Direktor Volberts zu einem Imbiß zusammen. Dort traf ich Herrn Weber. Er konnte hochinteressant von Afrika erzählen. War zwei Jahre in Algerien, als Kaufmann. Wirklich ein netter Mann.«
    »Sie kennen Herrn Direktor Volbert gut, Herr Rat?« fragte Singert und faltete seine ›Kriminalistische Wochenschrift‹ zusammen. Bruckmayer hatte diese Frage erwartet.
    »Wie man sich so kennt. Herr Volbert hatte einige Staatsaufträge bekommen. Von den Verhandlungen her waren wir in einer losen Verbindung, die nun bei meinem Aufenthalt in München wieder auflebte.«
    Und dann tat Bruckmayer etwas, was Singert bleich werden ließ: Er nahm das Foto Ostras und zerriß es in kleine Stücke. Singert machte eine Bewegung, als wolle er aufspringen, aber der Schmerz in seinem Knöchel durchzuckte ihn bis zu den Haarspitzen. Ächzend ließ er sich zurückfallen in die Kissen.
    »Sie können doch kein Fahndungsmittel vernichten, Herr Rat, das ist doch unmöglich!« rief er. »Mein Gott, Sie zwingen mich damit, dies dem Präsidium zu melden.«
    Bruckmayer sah Singert kalt an. »Ich handle im Interesse des Staates, wenn es auch manchmal den Anschein hat, daß gewisse Dinge sinnlos seien. Herr Weber ist eine Person, von der Bonn wünscht, daß sein Name aus den Akten verschwindet.«
    »Das möchte ich schriftlich haben.« Kommissar Singert hatte die Lippen aufeinandergepreßt.
    »Das werden Sie schriftlich bekommen.« Bruckmayer erhob sich. Frau Singert rollte Kuchen und Kaffee herein.
    »Sie wollen gehen, Herr Ministerialrat?« rief sie.
    »Leider, gnädige Frau. Der Dienst!«
    »Eine Tasse Kaffee nur. Ein Stück Kuchen …« Die kleine, blonde, fröhliche Frau war sichtlich traurig.
    Bruckmayer hob beide

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