Schlüsselspiele für drei Paare
zu.
»Aber er will unbedingt einen Kommissar sprechen. Was soll das bloß? Er redet von Erpressung, von Schweinerei, von Mordversuch …« Und jetzt weinte die kleine, dralle Marlies und schluchzte ins Telefon. »Ich glaube, er ist verrückt geworden durch den Unfall. Und ich bin so hilflos, Peter …«
»Ich komme sofort ins Krankenhaus.« Ostra sprang auf. »Unternimm nichts. In zwanzig Minuten bin ich da. Wo liegt Ludwig?«
»Im Krankenhaus rechts der Isar. Unfallstation II. Zimmer neunundzwanzig.« Das Schluchzen Marlies' hörte auf. Er kommt … das war wie ein Sonnenstrahl im Nebel. »Und wenn nun eine Schwester doch einen Kommissar holt? Du weißt gar nicht, wie hartnäckig Ludwig ist.«
»Verhindere das, Liebling!« Ostra wußte, welche Wirkung allein schon dieses Wort ›Liebling‹ auf Marlies hatte. »Ich komme sofort zu dir …«
Mit einem Taxi, auf das er fast eine Viertelstunde warten mußte, raste Ostra zum Krankenhaus rechts der Isar. Marlies erwartete ihn unten beim Pförtner. Sie hatte verweinte Augen und fiel Ostra um den Hals und küßte ihn leidenschaftlich.
»Jetzt ist er ruhiger«, sagte sie an seinem Ohr. »Er wird mindestens acht Wochen im Krankenhaus bleiben müssen, sagt der Professor. Acht Wochen … und ich bin ganz allein.«
»Ich komme dich besuchen.« Ostra löste sich aus ihrer Umklammerung, die Zuschauende als echte Verzweiflung deuten mußten. »Jeden zweiten Tag.«
»Du bist ein Engel. Ich habe nach dir gezittert …«
»Gehen wir erst zu Ludwig«, sagte Ostra und schob Marlies vor sich her. »Und bleib ein paar Minuten draußen. Ich muß mit ihm allein reden.«
Sie gingen durch den langen, weißen Gang und blieben vor einer Tür stehen, an die ein Schild ›Eintritt verboten‹ gehängt war. Die Stationsschwester sah kurz aus der Teeküche, nickte, als sie Marlies Düppel sah, und verschwand wieder.
»Ist es ernst?« fragte Ostra und faßte an die Klinke.
»Ja, aber nicht lebensgefährlich. Er glaubt allerdings, er müsse sterben. Rede ihm das aus, Peter.«
»Das wird das erste sein, mein Liebling.« Er wollte die Klinke herunterdrücken, aber Marlies hielt seine Hand fest.
»Kommst du heute abend schon?«
»Willst du nicht bei deinem Mann bleiben?«
»Nicht die ganze Nacht. Vielleicht bis zehn Uhr. Was soll ich hier?«
»Es wird ihn trösten.«
»Ich kann keine Kranken sehen. Sie machen mich selbst krank. Ich bin so empfindlich.« Marlies lehnte sich an Ostra. Ihre vollen Brüste bebten. »Du kommst?«
»Vielleicht eine Stunde.«
»Ich werde dich zerreißen.«
Ostra drückte die Klinke herunter und betrat das Zimmer. Beim Hineingehen spürte er noch Marlies' Hand, die von hinten über seinen Nacken streichelte.
»Komm nicht näher!« sagte Düppel mühsam, als er Ostra erkannte, als dieser um die weiße spanische Wand trat, die das Bett zur Tür abschirmte. »Keinen Schritt näher, oder ich schreie das ganze Krankenhaus zusammen!«
Ostra blieb stehen und drückte das Kinn an. Düppel lag mit verbundenem Kopf, geschientem linken Arm und dicken Brustbandagen unter der weißen Krankenhausdecke. In der Vene des rechten Armes stak eine Kanüle, die an eine über dem Bett hängende Tropfflasche angeschlossen war.
»Ich wollte dir Mut zusprechen, Ludwig«, sagte Ostra dunkel. »Du hast großes Glück gehabt.«
»Ich sterbe –«
»Blödsinn.«
»Ich spüre es in der Brust. Etwas steckt mir im Herzen. Ein Knochensplitter ist ins Herz gedrungen. Ich krepiere! Aber vorher sage ich die Wahrheit! Darauf habe ich gewartet. Nur daß es so schnell kommt, das habe ich nicht gewünscht. Aber bevor ich sterbe, sollen alle wissen, wer Peter Ostra ist. Marlies holt schon den Kommissar.«
In der Brust Düppels röchelte es. Beim Atmen pfiff es in ihm wie in einem lecken Blasebalg. Die Worte kamen in Gruppen von seinen Lippen, wie hinausgespuckt.
»Was hast du davon, Ludwig?« fragte Ostra mit eisiger Milde.
»Ich? Nichts! Aber du wirst dahin kommen, wohin du gehörst. Du bist das Ekelhafteste, was auf Erden herumläuft. Man muß dich vernichten …« Wahnsinniger Triumph lag in Düppels stockender Stimme. Sein Atem rasselte, als bewege er Ketten in der eingedrückten Brust.
Ostra zog einen Stuhl heran und setzte sich. Die Augen Düppels zogen sich in Haß und Angst zusammen. Er versuchte, mit dem geschienten Arm an die Klingel zu kommen, die in die Wand eingelassen war. Aber es gelang ihm nicht, weil er sich nicht drehen konnte. Der Tropf im rechten Arm hinderte ihn
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