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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stehen, während Ostra sein Glas Kognak austrank und zurück auf den Tisch stellte.
    »Ich weiß nicht, warum ich Sie nicht wirklich von der Polizei abholen lasse«, sagte er krampfhaft nach Stärke ringend. »Warum ich mich überhaupt mit Ihnen unterhalte.«
    »Sie haben Angst, Herr von Stubbenhausen.«
    »Vor Ihnen? Was wissen Sie schon? Gerüchte, Verleumdungen, weiter nichts. Gut, Sie mögen ein Mädchen namens Dolly kennen … Sie glauben doch nicht, daß in einem Gerichtsverfahren die Aussage einer Dirne mehr gilt als das Wort eines Staatsbeamten?«
    »Bei der Auffassung deutscher Gerichte, daß Beamtenworte immer mehr wert sind als die Worte des Durchschnittsbürgers, ist das möglich.« Ostra klappte seine Tasche auf und entnahm ihr einen Schnellhefter. »Um diesem deutschen Beamtendenken vorzugreifen, habe ich mir erlaubt, Ihnen einige interessante Einzelheiten in Wort und Bild mitzubringen.« Er schlug den Schnellhefter auf und zog ein Bild heraus. »Sie sind deutlich zu erkennen, Herr von Stubbenhausen …«
    Der Ministerialdirektor beugte sich etwas vor und betrachtete kurz das Foto, ohne es anzufassen. Röte stieg in sein Gesicht, seine Mundwinkel begannen zu zucken.
    »Wo … woher haben Sie das?« fragte er tonlos.
    »Automatische Kameras. Dolly, Ihr Putzi oder Mauseöhrchen, brauchte nur auf einen Knopf im Kopfteil des Bettes zu drücken. Wie Sie sehen, sind die Aufnahmen äußerst scharf.« Ostra wühlte in einigen Fotos herum und lächelte breit. »Im Detail sind die Dinge noch frappanter. Darf ich Ihnen eine Detailaufnahme zeigen, Herr von Stubbenhausen …«
    »Danke.« Der Ministerialdirektor wandte sich ab. Er stand dicht vor der Wand, so wie man in der Schule einen Schüler in die Ecke stellt, weil er im Unterricht gestört oder nicht aufgepaßt hat. »Was bezwecken Sie damit?«
    »Ich bin bereit, Ihnen die Negative zu übergeben – und das Tonband …«
    »Ein Tonband gibt es auch?« Die Stimme des Mannes zerbrach fast.
    »Unter dem Bett und im Bett waren Mikrofone eingebaut. Von der ersten Begrüßung im Zimmer, als Sie Dolly ein keckes Mädchen nannten, bis zum Abschied – da waren Sie etwas außer Atem, Sie neigen zu Asthma, Herr von Stubbenhausen – können Sie alles noch einmal hören.«
    »Um Gottes willen, nein!« Stubbenhausen starrte noch immer die nahe Wand an. Dieser Situation war er nicht gewachsen, das wußte er. Ein Fehltritt, gut … Erna, seine Frau, würde es vielleicht verzeihen, wenn auch immer ein Dorn in ihrem Herzen zurückbleiben würde. Im Amt würde man es totschweigen. Aber was auf dem Tonband war, wußte Stubbenhausen sehr genau. Dafür gab es keine Entschuldigungen mehr. In den Armen Dollys hatte er alles ausgesprochen, was ihn seit Jahren bedrückte. Es war, als habe man eine Stauschleuse geöffnet, und nun rauschten die Wasser ins Freie. Er hatte sich über seine lieblose Ehe beklagt, über die Herrschsucht seiner Frau, einer Professorentochter, die steifen hanseatischen Geist zelebrierte; er hatte von seinem Minister geredet, von der Parteipolitik, von der Vetternwirtschaft und der Vorherrschaft von Parteibuch und Konfession; er hatte seinen Staat, dem er in hoher Stellung diente, ein korruptes Rattennest genannt und sich beklagt, daß das deutsche Volk so dumm geblieben war wie eh und je und das glaubte, was man ihm mit frommem Augenaufschlag oder eindringlichen, einstudierten Worten vorsetzte.
    Ja, in Dollys weichen Armen, die jahrzehntelang vermißte Wärme der Liebe und der Hingabe wie Honig genießend, hatte er sich alles von der Seele geredet. Und die Mikrofone unter und in dem Bett hatten es übertragen auf ein schmales, braunes Magnetband.
    »Ich bin nicht reich«, sagte Stubbenhausen gepreßt. »Wenn Sie auf Geld hoffen … bitte, vernichten Sie mich.«
    »Ich brauche kein Geld.« Ostra schlug den Schnellhefter wieder zu. »Ich brauche Informationen.«
    »Unmöglich!« Stubbenhausen wirbelte herum. Zum letztenmal flammte Mut in ihm auf. Er machte wieder einen Schritt zum Telefon, aber Ostras Sicherheit hielt ihn gleich wieder zurück. Mit einem Kugelschreiber klopfte Ostra auf die gläserne Tischplatte, als wolle er in einer Sitzung das Wort ergreifen. Herhören, meine Herren …
    »Denken Sie an meine Frau, an meine Kinder!« sagte Stubbenhausen stockend.
    »Nun, an sie denke ich gerade. Erhoffen Sie von mir keinerlei moralische Regungen; aber ich bin nicht so grausam, daß Ihre Gattin in ihren gesetzten Tagen noch zu einer Tragödie verleitet

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