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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie das erführe, wurde beschworen, die ganze lange bürgerliche Litanei ergoß sich über Julia, aber dann hatte sich Studienrat Bentrob erschöpft. Auch Moral macht schließlich müde.
    »Wir müssen nun mit diesem dunklen Punkt leben«, sagte er weise. »Und wir müssen schnell handeln, so sehr ich Eile in Dingen, die ein ganzes Leben formen, hasse. Deine Mutter und ich kannten uns fünf Jahre, bis ich sie ansprach, drei Jahre waren wir verlobt, und dann erst wußten wir sicher, daß wir zueinander paßten. Aber die heutige Zeit hat ja ein Leben auf Raketen aufgebaut! Da kommen die Kinder schon bei den Kindern.«
    »Vater!« sagte Julia still. »Wir wollten uns doch keine Vorwürfe mehr machen.«
    »Ja.« Studienrat Bentrob putzte seine Brille. Seit er wußte, daß er Großvater wurde, kam er sich ein wenig hilflos vor. Die Zeit, als er selbst einen schreienden Säugling auf den Armen wiegte, war so weit weg wie Alexanders Schlacht bei Issus. Nun kam es wieder auf ihn zu. Ein kleines, krähendes Bündel Mensch. Der Enkel. Ein Kind seiner Julia. Oh, es war schwer, sich daran zu gewöhnen, daß die eigene Tochter nun genauso Mutter sein sollte, wie seine Frau es damals gewesen war. Ein merkwürdiger, im Herzen schwer lastender Gedanke. Ein Gedanke voller Enttäuschung. Ein Wegweiser ins Alter, Großvater –
    Die Aussprache mit Ernst Fallers war jetzt familiär. Naturereignisse muß man hinnehmen, das wußte Bentrob aus der Physik. »Also, dann heiratet zu Weihnachten!« sagte er.
    Damit war die technische Seite erledigt. Studienrat Bentrob hatte seinen Segen gegeben und würde auch noch das ersparte Geld von der Kasse holen, um Julia eine schöne Wohnung einzurichten. »Das ist Sache des Brautvaters«, sagte er, als Fallers auch von seinen Ersparnissen sprach. »Und die Erstausstattung meines Enkels übernehme ich ebenfalls. Samt Kinderwagen.«
    Dabei glänzten seine Augen zum erstenmal.
    »Er darf es nie erfahren, nie!« sagte Julia später, als sie mit Fallers allein war. »Es würde ihn umbringen. Die Wahrheit wäre für ihn unbegreiflich. Ich … ich begreife es ja selbst kaum.«
    Ernst Fallers atmete tief durch. Der Gedanke an diesen einen Sonnabend war wie Gift in ihm. Wenn ihm der Name Ostra ins Gehirn sprang, ballte er die Fäuste und stöhnte leise auf. Und dann mußte er sich sagen: Es war deine Schuld. Du hast auf die Zeitungsanzeige geschrieben. Du warst neugierig. Du warst hungrig nach Erleben. Du hast das junge Leben Julias verkauft.
    Es war ein Mittwoch, an dem Fallers frei hatte, als sie mit einem Wagen, den sich Fallers von der Firma lieh, hinausfuhren an den Tegernsee. Dort lag schon hoher Schnee, man konnte mit der Kabinenbahn den Wallberg hinaufschweben und dann durch die Schneisen des Bergwaldes abfahren ins Tal, in stiebendem Pulverschnee und durch gestreifte Sonnenstrahlen, die zwischen den Tannen hervorbrachen. In der Sonne konnte man liegen und träumen, Pläne machen und Hand in Hand das selige Gefühl genießen, miteinander glücklich zu sein.
    Es wurde ein schöner Tag. Sie aßen zu Mittag auf dem Wallberg, brieten in der Sonne, in Decken vermummt in den Liegestühlen an der Hauswand des Hotels, fuhren dann eine nicht so schwere Abfahrt hinab nach Rottach und wanderten langsam durch die schweigenden, dicht verschneiten Wälder. Ab und zu blieben sie stehen, umarmten und küßten sich wie ein junges Liebespaar, das es nötig hat, jede unbeobachtete Minute auszukosten.
    »Da sieht uns jemand zu!« sagte Julia und drückte Fallers weg, als er sie auf einem engen Waldweg wieder küssen wollte.
    »Wo denn?« Fallers sah sich um. »Und wenn schon … neidisch soll er werden.«
    »Es sind Soldaten!« Julia zog ihre lustige rotgelbgestreifte Pudelmütze über die zerwühlten Haare. »Da. Im Wald. Es sieht aus, als hätten sie sich versteckt. Da … siehst du nicht das große Auto …«
    Ernst Fallers folgte ihrem ausgestreckten Zeigefinger.
    Im dichten Wald, kaum zu erkennen durch die graugrüne Tarnfarbe, stand ein Militärlastwagen. Nur weil die Sonne auf der Frontscheibe funkelte, war Julia auf ihn aufmerksam geworden. Der stumpfe, bullige Kühler war mit einer Schneehaube verziert. Auf der Plane lagen dicke Zweige und ein grobmaschiges, mit bunten Flecken durchsetztes Netz.
    »Die haben sich wirklich getarnt«, sagte Fallers. »Und jetzt küsse ich dich erst recht! Soldaten haben das besonders gern.« Er lachte, aber Julia glitt mit den Skiern von ihm weg.
    »Du bist unmöglich!« rief sie

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