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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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möchte schlafen.«
    Rita Camargo lag in einem Einzelzimmer des Krankenhauses und drehte nun den Kopf weg, um klar damit anzudeuten, daß sie nichts weiter sagen würde.
    An ihrem Bett saßen Kriminalmeister Ratzel und Kommissar Singert. Dieser trug einen Gehgips und hatte, als er von Ratzel über die merkwürdige Säure in Ritas Gesicht verständigt wurde, befohlen, ihn sofort abzuholen und zu Rita Camargo zu bringen. So sehr Frau Singert schimpfte und drohte, den Hausarzt anzurufen oder ihren Mann einfach ans Bett zu fesseln, Singert hatte keine Ruhe mehr, untätig zu Hause zu hocken und seinen Knöchel zu begießen.
    »Hier kann eine Stelle sein, wo ich den Hebel ansetzen kann, der die ganze Bande aushebt!« rief Singert, als Ratzel mit einem Polizeiwagen vorfuhr. »Eine Frau, die ihr Gesicht verliert, ist zu allem fähig! Das muß man ausnutzen!«
    Aber das war ein großer Irrtum. Die Salzsäure hatte dem Gesicht Ritas nicht geschadet. Ihre Geistesgegenwart, sofort den Kopf unter das fließende Wasser zu halten, hatte ihr schönes Gesicht gerettet. »Wir haben die Salbe nur aufgetragen«, sagte der Arzt nach der Untersuchung, als er Rita im Zimmer besuchte, »um mögliche Spritzerchen, die schon in die Poren eindrangen, zu neutralisieren. Das einzige, was zurückbleiben kann, sind winzige weiße Flecken auf der Haut. Außerdem war es gut, daß Sie ein fetthaltiges Make-up trugen. Sie hatten ungeheures Glück …«
    Nach dieser Mitteilung kam Rita aller Lebensmut zurück. Sie lag, randvoll mit Rachegedanken gegen Marlies Düppel, das Gesicht dick verbunden, regungslos im Bett, als Singert und Ratzel erschienen. Sie hatten vom Stationsarzt schon erfahren, daß die Seelenmassage ›Wie schrecklich, für immer entstellt zu sein …‹ nicht anzuwenden sei.
    »Was wollen Sie von mir?« hatte Rita gesagt. Durch die Sehschlitze des Verbandes leuchteten ihre schwarzen Augen. »Ist es jetzt auch schon strafbar, wenn man einen Unfall hat?«
    »Es war ein Unfall?« fragte Singert zurück.
    »Natürlich.«
    »Was wollten Sie denn mit der Salzsäure?«
    »Das Spülbecken säubern. Es hatte Flecke. Immer ärgerten sie mich. Mein Vorgänger in der Wohnung war ein Mensch, für den Dreck zum Leben gehörte. Mich ekelt Dreck an.«
    »Welch ein schönes Bekenntnis, gerade von Ihnen.« Singert beugte sich zu Rita vor. »Wer hat Ihnen die Salzsäure ins Gesicht geschüttet?«
    »Ihre Frage ist dumm, Herr Kommissar.«
    »Wir kennen den Täter!«
    »Dann verhaften Sie ihn.« Rita lächelte, aber durch den Verband sah es keiner. Singert zog die Augenbrauen hoch. Er beobachtete die Finger Ritas. Da das Gesicht verbunden war, mußten es die Hände sein, die sie verrieten. Ruhig lagen sie auf der Bettdecke. Lange, braune Finger mit dunkelroten, gelackten schmalen Nägeln.
    »Säureattentate auf Frauen werden in der Regel nur ausgeführt von Frauen. Die Kriminalgeschichte kennt genug Fälle dieser Art. Und auch wir kennen die Täterin. Sie ist beobachtet worden, als sie Ihr Haus verließ.«
    Die Hände Ritas blieben ruhig. Ihre Beherrschung war bewundernswert. Was Singert jetzt erzählte, konnte wahr sein. Marlies Düppel hatte keinerlei Vorsicht walten lassen. Sie war vorgefahren, hatte Rita entstellt, wie sie glaubte, und war mit der gleichen Kaltblütigkeit wieder weggefahren. Warum sollten die Beobachter Ritas sich nicht die Nummer des Wagens gemerkt haben?
    »Dann verhaften Sie sie, wenn Sie unbedingt eine Blamage wollen«, sagte Rita mit spöttischer Stimme.
    Singert stand auf. »Ich werde wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung Eva Volbert verhaften.«
    Zum erstenmal zeigte Rita Camargo eine Regung. Ihre Finger tanzten über die Bettdecke, ihr Körper bebte. Verblüfft und ärgerlich erkannte Singert, daß dies ein lautes Lachen war.
    »Viel Glück!« sagte sie. »Worauf ein ehrgeiziger Kriminalkommissar alles kommt …«
    Dann spielte sie die Müde, drehte sich zur Seite und gab keine Antworten mehr. Die Beamten verließen wütend das Krankenzimmer.
    »Man sollte dem Weib den blanken Hintern verhauen!« sagte Ratzel im Flur. »Jawohl!«
    »Und selbst das wäre noch ein Vergnügen.« Kommissar Singert klopfte seinem Mitarbeiter auf die Schulter. »Jetzt bin ich nur gespannt, wie unser Ministerialrat aus Bonn reagiert.«
    Studienrat Bentrob und seine Tochter Julia hatten sich ausgesprochen. Tränen waren geflossen, moralische Reden waren gehalten worden, das Andenken der toten Mutter, die sich im Grabe umdrehen würde, wenn

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