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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Straße zu dem Kriminalbeamten, der in einer Haustürnische stand und eine Zeitung las.
    »Helfen Sie mir!« schrie sie. »In ein Krankenhaus! Schnell in ein Krankenhaus! Bitte, bitte …«
    Sie klammerte sich in höchster Verzweiflung an den Mann fest und sank in sich zusammen, ehe der Kriminalbeamte begriff, was geschehen war. Als er Rita erkannte, wurde er sehr tatkräftig.
    Er drückte die Tür auf, schleifte die Ohnmächtige in den Hausflur, legte sie auf den Boden und rannte dann um die Ecke, um seinen Wagen zu holen.
    Zehn Minuten später lag Rita auf einem Tisch. Eine starke Lampe bestrahlte ihr nasses Gesicht. Instrumente klapperten.
    »Es war Salzsäure«, sagte der Arzt. »Ein Glück, daß nichts in die Augen gekommen ist.«
    »Und mein Gesicht?« fragte Rita kaum hörbar. »Doktor … mein Gesicht …«
    Der Arzt schwieg. Rita spürte, wie man ihr Gesicht vorsichtig abtupfte. Dann wurde eine dicke Salbe aufgetragen, die wie fauliges Moos roch.
    Hier ist also die Nummer eins, dachte Ostra. Er sah auf das vielstöckige Haus, einen der glatten Neubauten mit kleinen Appartementwohnungen, bezahlte den Taxichauffeur und stieg aus.
    In Bonn war es noch warm um diese Jahreszeit. Während in München Schnee lag, gingen hier die Leute noch im offenen Mantel herum. Ostra hatte nach seiner Ankunft in Bonn einen Bummel gemacht. Zuletzt hatte er Bonn im Jahre 1944 gesehen. Eine kleine Stadt mit berühmter Universität. Eine Stadt mit Tradition, aber ohne Zukunft. Nun, 1967, platzte sie aus den Nähten. Die Ministeriumsbauten an der Koblenzer Straße, die Neubaublocks, die Warenhäuser, die enge Innenstadt mit den eleganten Geschäften, die sich im Schrittempo vorwärtsschiebenden Autos, die verzweifelten Fahrer, die einen Parkplatz suchten: Bonn war in den letzten Jahren ein Riese geworden, dem man den alten kindlichen Anzug überziehen wollte. Nur der Rhein war so geblieben wie früher. Graugelb, schmutzig. Das Siebengebirge lag in der Wintersonne, die hier sogar etwas Wärme hatte. Ostra erinnerte sich daran, daß er mit einem Esel den Drachenfels hinaufgeritten war. In SS-Uniform, als Sturmbannführer, und der Eselführer hatte zu ihm gesagt: »Wenn isch dat fotojrafieren könnt' … dat jlaubt mit nachher keiner! 'ne SS-Sturmbannführer mit 'nem Esel –«
    Ostra mußte lächeln. Das sind dreiundzwanzig Jahre her. Fast ein halbes Menschenalter. Wie die Zeit vergangen ist.
    Nun stand er auf dem Bürgersteig, sah die Fassade des Neubaublocks hinauf und war entschlossen, dieses Bonn, das sich so stolz und unnahbar gab, in die Luft zu sprengen.
    Mit einer Aktentasche.
    Mit ein paar Fotos. Mit einem Tonbandprotokoll.
    Nummer eins der Liste: Ministerialdirektor Dr. Walther von Stubbenhausen. Dreiundfünfzig Jahre. Seit sechsundzwanzig Jahren glücklich verheiratet. Drei Kinder. Familie wohnt in einem Landhaus bei Bingen. Er selbst benutzt eine Appartementwohnung. Dritter Stock. Nummer neunundvierzig. Von Montag bis Freitag.
    In München hat er mit der blonden Dolly geschäkert.
    Peter Ostra trat an den Eingang des Neubaues heran und überblickte die Klingelschilder. Sie waren alle einfarbig in vornehmem Messing gehalten. Ap.-Nr. 49. Es stimmte: Stubbenhausen.
    Ostra dachte einen Augenblick an die Fotos in seiner Aktentasche. Auch ein biederer Ministerialdirektor wird munter und jung, wenn die blonde Dolly mitspielt. Da werden sechsundzwanzig müde Jahre weggewischt. Da knacken die morschen Knochen noch einmal. Da wird das lahme Herz wieder jung, und der Puls rast.
    Ostra legte den Finger auf den Klingelknopf. Es war sechs Uhr abends. Stubbenhausen war in seiner Wohnung. Er zog sich gerade um. Das tat er immer, wenn er abends in der Stadt, in einem renommierten altdeutschen Lokal, essen ging. Das ist alte Schule: abends dunkler Anzug.
    »Nanu?« sagte Stubbenhausen und sah auf seine Armbanduhr. Er knöpfte gerade seine Hose zu. »So früh schon?«
    Er erwartete einen Kollegen vom Außenministerium, der ihn zum Essen abholen wollte.
    Mit ruhigen, festen Schritten ging er zur Tür, drückte auf den Summerknopf und band sich in der Diele seinen Schlips um, während Ostra hinauffuhr.
    Dritter Stock. Der Fahrstuhl stand. Ostra drückte die Glastür auf. Appartement 49 lag hinten am Ende des Flures. In der offenen Tür wartete eine hohe, imponierende Gestalt. Weiße Haare umkränzten einen klugen, vornehmen Kopf.
    Das ist er, dachte Ostra und streichelte seine Aktentasche unter dem Arm. Auf den Bildern ist sein weißes Haar

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