Schlüsselspiele für drei Paare
Fernschreiber alle Personaldaten der Fluggäste übermittelt worden. Name, Geburtsort, Wohnung, Paßnummer usw. waren genau aufgeführt. Nun stutzte Bruckmayer, denn hinter Ostra stand: Peter Ostra, geboren in Goslar/Deutschland. Adresse: Buenos Aires, Corrida San Raffaele 19. Argentinischer Staatsbürger seit 15 Jahren. Paßnummer …
Das Gefühl für große Zusammenhänge gehört zum Genie guter Kriminalbeamten. Bei Männern in der Stellung Bruckmayers sollte es zum normalen Rüstzeug gehören.
In Bruckmayer begann etwas zu zucken, das er nicht erklären konnte. Er meldete ein Blitzgespräch nach Buenos Aires an, Polizeipräsidium, und umrandete den Namen Peter Ostra mit Grünstift. Schneller, als er es der Post zugetraut hatte, war Argentinien an der Leitung. Jemand sprach spanisch, hörte, daß ein deutscher Partner am Telefon saß, es knackte ein paarmal, und dann antwortete eine deutsche Stimme.
»Hier Ministerialrat Bruckmayer«, sagte Bruckmayer fast atemlos. »Haben Sie die Möglichkeit, sofort nachzusehen, ob es einen Peter Ostra gibt, wohnhaft in der Corrida San Raffaele …«
»Da brauchen wir nicht nachzusehen, mein Herr«, antwortete die klare Stimme, Tausende von Kilometern entfernt. »In Buenos Aires gibt es keine Corrida San Raffaele.«
Plötzlich schwitzte Bruckmayer. Dabei war es Abend, es wehte ein kühler Wind durch das offene Fenster. Der Herbst ließ sich, auch wenn am Tage die Sonne schien, nicht verleugnen.
»Wissen Sie das genau?« fragte er.
»Ganz genau. Ich lebe seit fünfzig Jahren in Buenos Aires, bin hier geboren und habe zehn Jahre lang die Polizeiwagenzentrale geleitet. Ich kenne jede Gasse hier. – Was ist mit diesem Ostra?«
»Er ist vorgestern in München gelandet. Können Sie nachforschen lassen, ob es einen Ostra überhaupt gibt?«
»Wenn schon die Adresse falsch ist, ist alles an ihm falsch. Schade, Kollege. Gefälschte Pässe können Sie hier bekommen wie Melonen. Noch eine Frage?«
»Nein. Danke, Herr Kollege. Vielen Dank.«
Herbert Bruckmayer starrte auf den grün eingerahmten Namen auf seiner Liste. Peter Ostra. Er war es. Das war nicht zu beweisen, aber das Gespür des Jägers, der das Wild entdeckt hat, verließ ihn nicht wieder. Peter Ostra. Ein Name nur … vielleicht hieß er jetzt in München schlicht Huber oder Strecker oder Hinterlupfer. Und doch: Die Spur war da. Die Kleinarbeit begann. Mindestens eine Handvoll von Menschen mußte diesen Ostra gesehen haben: die Stewardessen in der Boeing 707, der Chefsteward, die Flugscheinabfertigung, die Zollbeamten, vielleicht ein Gepäckträger, der die Koffer zum Taxi trug oder sonstwohin und auf den Kofferanhänger sah. Ostra, das ist ein seltener Name, den man sich merkt.
Herbert Bruckmayer ließ es sich nicht nehmen, Major Britton anzurufen und zu ärgern.
»Major, ich habe ihn!« sagte er mit Triumph. Einen Augenblick war es still beim CIC, dann schnaufte Britton.
»Wer ist es?«
»Er heißt Peter Ostra.«
»Ist er bei Ihnen?«
»Nein.«
»Wo denn?«
»Irgendwo in Deutschland.«
»Man sollte euch Deutsche alle erschlagen!« schrie Major Britton und warf den Hörer auf.
Zehn Minuten später fuhr Bruckmayer hinaus zum Flughafen Riem. Die Verhöre begannen, das zähe Ringen um Erinnerungen und Wahrnehmungen.
Im Hause Volbert hing der Haussegen schief. Schuld daran war die große Aktivität Ostras außerhalb der Volbert-Villa, die er mit geschäftlichen geheimen Transaktionen begründete. Rita war verreist, wie Ostra dem geknickten Volbert erzählte. Nach Hamburg, für ein paar Tage, auch geschäftlich. Die Volberts taten so, als glaubten sie es; aber wenn Ostra das Haus verlassen hatte, gingen sie aufeinander los.
»Es liegt nur an deinem Benehmen!« schrie Eva. »Wenn du dich gesehen hättest: widerlich direkt! Du bist dieser Rita nachgeschlichen wie ein Kater! Wie ich dich kenne, hast du einfach zugefaßt und …«
»Und du?« schrie Volbert zurück. »Ha, und du? Dieses Geschmuse mit Peter? Dieses Hüftenwackeln? Dieses Knutschen am Schwimmbecken, ist das nichts?«
»Eifersüchtig?«
»Ich? Haha!« Volbert sah in den Himmel. »Darüber sind wir doch wohl hinaus, überhaupt davon zu sprechen. Dir wäre es sehr recht gewesen, wenn Peter dich in sein Bett geholt hätte.«
»Ich gebe es zu. Jawohl.« Evas Gesicht glühte. »Er ist ein Mann. Ich liefe wie auf einer Olympiade zu ihm und zöge mich unterwegs aus, wenn er winkte.«
»Und ich käme gar nicht mehr aus den Federn, wenn Rita neben mir
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