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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Krach deswegen?«
    »Das ist vorbei. Ihr Vater hat sich jetzt beruhigt. Wir … wollten Weihnachten heiraten.«
    Professor Hohmann schüttelte den Kopf und stieß die Tür auf. Ein leises Rauschen kam ihnen entgegen. Die Kühlanlage. Unter einem Fenster, das zum Garten hinausging, da der rückwärtige Teil des Kellers fast zu ebener Erde lag, sah Fallers eine flache, verzinkte Wanne auf einer Art Bock stehen. Über den Körper hatte man ein weißes Laken gebreitet. Nur die Beine ragten hervor. Durchnäßte Schuhe, Wollstrümpfe. Schlanke Fesseln.
    Julia –
    Fallers biß die Zähne zusammen und folgte Professor Hohmann, der zu der Zinkwanne ging. »Sie brauchen nur das Gesicht zu sehen«, sagte er. Mehr konnte er auch nicht zeigen. Vom Schlüsselbein bis zum Schambein war der Körper aufgeschnitten worden, eine riesige, klaffende Wunde, aus der man alle inneren Organe herausgenommen hatte. Das Herz, die Lunge, den Magen, die Blase, die Därme, die Leber, die Galle. In den Labors wurde jetzt der Mageninhalt untersucht. Die Darmrückstände wurden analysiert. Der Erstickungstod stand schon fest: In der Lunge, in den feinen Luftbläschen, hatte man Wasser gefunden. Das Mädchen lebte also noch, als es ins Wasser fiel.
    »Bitte!« sagte Professor Hohmann leise. Er zog das Laken vom Gesicht der Toten und sah dabei Fallers an.
    Ein bleiches, gelbliches, etwas aufgedunsenes, junges, einmal kindlich-hübsches Gesicht. Braune Haare, nun naß an den schmalen Kopf geklebt. Der Mund wie zum letzten Schrei etwas geöffnet und dann im Tode erstarrt.
    Ernst Fallers schwankte leicht, aber dann hatte er sich wieder in der Gewalt.
    »Es ist nicht Julia …«, stammelte er kaum hörbar. »Nein, es ist nicht Julia … Julia ist ganz anders …«
    »Danke, Herr Fallers.« Professor Hohmann zog das Laken wieder über das gelbbleiche Gesichtchen. »Es mußte sein … auch wenn ich fast sicher war, daß dies nicht Ihre Verlobte ist. Das Mädchen ist höchstens achtzehn Jahre, und es sollte auch ein Kind bekommen … Gehen wir.«
    Schwankend verließ Fallers die Pathologie. Ihm war speiübel. Im Fahrstuhl begann er zu würgen.
    »Jetzt einen Kognak, nicht wahr?« sagte Professor Hohmann, als sie wieder in seinem Zimmer waren.
    Und Fallers nickte mit leeren Augen.
    Wo ist Julia? dachte er. Wird man sie eines Tages auch so finden? Warum hat sie das getan?
    Und dann dachte er an Ostra und an das Flugzeug um 10.23 Uhr. München – Marseille – Rio de Janeiro.
    Ich bringe ihn um, dachte Fallers und spürte, wie sein Herz hüpfte. Bei Gott, ich bringe ihn um! Wenn Julia sich etwas angetan hat, ist auch mein Leben nichts mehr wert. Und das von Ostra nicht einen Pfennig mehr –
    In der Halle des Flughafens München-Riem stand Ostra und wartete auf Fallers. Er lehnte an der Glasscheibe eines Blumenstandes, den Pelz seines Mantels elegant hochgeschlagen, eine Biberfellmütze auf den graumelierten Haaren. Wie ein reicher Müßiggänger, der es sich leisten kann, heute in Rom und morgen in Stockholm zu sein, musterte er die anderen Flugreisenden, rauchte eine Zigarette und schlug ab und zu mit seinen pelzgefütterten Handschuhen gegen seine Schenkel, als halte er eine Reitpeitsche in der Hand.
    Als er Fallers durch die Glastüren kommen sah, drückte er seine Zigarette in einem der großen Aschenbecher auf den Theken aus und kam ihm entgegen.
    »Sie haben keinerlei Zeug, ein Preuße zu sein!« sagte Ostra mit unheimlicher Freundlichkeit. »10.35 Uhr. Die Maschine nach Marseille befindet sich längst in der Luft. Es war nicht möglich, meinetwegen den Start zu verschieben. Ihr Plan hat nur ein Loch, mein Bester! Was machen wir jetzt mit dem Feuerzeug?«
    Ostras Stimme troff von schleimiger Freundlichkeit. Er hatte sich alles genau überlegt. Wenn Fallers pünktlich gekommen wäre, hätte er eine große Komödie gespielt. Er wäre wirklich in das Flugzeug gestiegen, er wäre abgeflogen, aber nur bis Frankfurt, wo die Maschine eine Viertelstunde Aufenthalt hatte und neue Passagiere aufnahm. Mit der nächsten Maschine wäre er dann nach München zurückgekommen. Diese Jungen haben ein Spatzengehirn, hatte er gedacht. Man kann doch einen Ollenhoff nicht aufs Kreuz legen. Das hat der CIA nicht gekonnt und auch nicht der Secret Service.
    Doch nun war alles anders. Nun fand der Zweikampf auf der Erde und im Hellen statt, und dafür hatte Ostra eigentlich keinen Plan. Machen wir es wie damals in Tunis, dachte er. Da ritt ich als dreckiger Araber durch die

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