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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wie in einer Klinik. Das blankgebohnerte Linoleum knirschte unter ihren Schritten, als sie zum Sekretariat gingen. Eine Tür stand offen … Fallers wagte einen schnellen Seitenblick und erwartete eine Reihe von Leichen. Aber nichts dergleichen. Ein Labor war es. Lange Tische mit gläsernen Kolben, Retorten, Glasschlangen, verchromten Ständern, Glasschalen und Flaschen. Lautlos arbeiteten ein paar Laborantinnen, schüttelten Flüssigkeiten oder erhitzten Reagenzgläser über leise zischenden Bunsenbrennern.
    Hier ist alles lautlos, dachte Fallers beklommen. Das ist ein Haus des Todes. Die Stille des Grabes ist hier vorweggenommen. Er zuckte deshalb zusammen, als er aus einer Tür helles Lachen hörte. Eine fröhliche Mädchenstimme. Sie wirkte völlig fremd in dieser Umgebung.
    »Der Mann, der die Ertrunkene identifizieren soll«, sagte der junge Polizist amtlich zu der bebrillten Sekretärin, die in einem Zimmer saß, an dessen Tür ›Vorzimmer – Direktor‹ mit goldenen Buchstaben stand.
    Fallers empfand es als qualvoll, daß man nun auch noch einen Fragebogen ausfüllte. Er hielt sich an der Tischkante fest, während die Sekretärin nüchtern und ohne aufzublicken die Daten abfragte und in den Fragebogen eintrug.
    Name. Vorname. Geburtstag. Ort. Religion. Mit der zu Identifizierenden verwandt und wie? Verlobt. Verheiratet. Verschwägert. Nur bekannt. (Nichtzutreffendes durchstreichen.) Wann zuletzt gesehen?
    Mit dumpfer Stimme gab Fallers Auskunft. Auch die Toten haben ihre eigene Bürokratie, dachte er. Auch bei ihnen ist es notwendig zu wissen, ob man evangelisch oder katholisch ist.
    Dann stand er endlich vor dem Direktor des Gerichtsmedizinischen Institutes, einem Professor Dr. Hohmann, einem jovialen, gütigen, kleinen, weißhaarigen, stillen Mann, den der ständige Umgang mit Toten bescheiden gemacht hatte. Wer jeden Tag das Elend der Menschen sieht, das Elend in seiner grauenvollsten Form, Erdrosselte, Erschossene, Erhängte, Vergiftete, Erschlagene, Gespaltene, Erwürgte und Ertränkte, Verbrannte und Zerstückelte, der wird ruhig und weise und bedauert die Menschheit.
    »Wann haben Sie Ihre Braut zum letzten Male gesehen?« fragte Professor Hohmann und bot Fallers eine Zigarette an. Seine Stimme war beruhigend.
    »Gestern morgen. Wir trafen uns auf dem Stachus, wo wir uns immer morgens treffen, ehe wir in unsere Straßenbahnen umsteigen.«
    »Was hatte Ihre Braut an?«
    Fallers sah an die Decke. Was trug Julia an diesem Morgen? Einen Mantel, natürlich. Es war ja kalt. Der Schnee war gefroren.
    »Einen Kamelhaarmantel mit einem Fuchspelz«, sagte Fallers stockend. »Und eine Strickmütze. Ja. Eine maisfarbene Strickmütze. Wir haben sie zusammen in Rottach gekauft … vorigen Mittwoch …«
    »Das Mädchen, das wir aus der Isar geborgen haben, trug weder Mantel noch Kopfbedeckung.« Professor Hohmann blätterte in einer Akte. Der erste Bericht der Polizei. Der Todesbericht Julias …? »Welches Kleid hatte sie an?«
    »Das … das habe ich nicht gesehen, Herr Professor.«
    »Ein blaues Wollkleid? Mit Rollkragen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Trug sie Sportschuhe, braune Sportschuhe? Und dicke Strümpfe?«
    Fallers' Lippen zitterten. »Ich weiß es nicht …«, stammelte er. Trug Julia dicke Strümpfe? Es war ja kalt.
    Professor Hohmann lächelte bitter. »Da sieht man wieder, wie wenig man beobachtet und die Alltagsdinge hinnimmt … selbst bei seiner Braut.« Er klappte die Akte zu und steckte die Hände in die Taschen seines weißen Arztmantels. »Gehen wir, Herr Fallers. Vorher noch einen Kognak?«
    Fallers schüttelte stumm den Kopf. Es würgte ihn in der Kehle, sein Magen schien sich zu drehen.
    »Eine Wasserleiche ist kein schöner Anblick.« Professor Hohmann sagte es ganz sanft. »Aber leider kann ich es Ihnen nicht ersparen.«
    »Ich weiß«, murmelte Fallers. »Ich … ich kann mich zusammennehmen, Herr Professor.«
    Sie gingen über lange Flure, fuhren mit einem Fahrstuhl in den Keller und blieben vor einer Tür stehen, auf der ›Pathologie – Eintritt verboten‹ stand. Professor Hohmann holte sein Schlüsselbund aus der Tasche und schloß die Tür auf.
    »Sie hatte auch keinerlei Papiere bei sich«, sagte er dabei. Er sah sich zu Fallers um. »Nach den bisherigen Untersuchungen liegt eine Selbsttötung vor. Keinerlei äußere Gewaltanwendung. Hatte Ihre Verlobte Grund zur Schwermut oder dergleichen?«
    »Ja.« Fallers' Kopf sank herab. »Sie … sie ist schwanger.«
    »Und zu Hause

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