Schlüsselspiele für drei Paare
sich ab und ging zur Treppe. »Aber Phantasten sind gefährlich.«
Volbert wartete, bis das rote Licht an der Sprechanlage erlosch, ein Zeichen, daß Fallers das Tor zugedrückt und das Grundstück verlassen hatte. Mit hohlem Blick ging er zu Ostra, der an der Bar lehnte und einen Whisky trank.
»Was nun?« fragte er. »Willst du wirklich abfliegen?«
»Kein Gedanke.«
»Er hat den Wagen gefunden. So ein saublöder Zufall.«
»Es war ein unverschämtes Glück. Das Feuerzeug …« Ostra trank einen tiefen Schluck. »Wir wären alle in die Luft gegangen.«
»Nun läßt uns Fallers hochgehen.« Volbert raufte sich die Haare. »Ich habe es geahnt! Ich habe es geahnt! Ich habe dich immer gewarnt.«
»Der Junge kommt vier Tage zu früh.« Ostra stellte sein Glas auf die Ablage. »Benimm dich nicht wie ein Idiot! Noch ist gar nichts verloren. Wo ist Rita?«
»Im Krankenhaus.«
»Im …« Ostras Augen wurden starr. Volbert hob abwehrend beide Hände.
»Wir wollten es dir sofort sagen. Aber du bist gleich nach oben gerannt … und dann kam auch schon Fallers.«
Mit kurzen Worten berichtete Volbert, was er wußte. Unfall. Salzsäure. Wollte das Becken reinigen. Ostra sah ihn nachdenklich an, aber er schwieg.
»Man muß umdenken«, sagte er dann.
Und das Gehirn dachte um. Es dachte teuflisch.
Eine halbe Stunde später verließ Ostra das Haus Volberts. Alle Liebe Evas konnte ihn nicht zurückhalten. Als sie ihn zu sehr bedrängte, wurde er sogar grob und schob sie einfach weg wie ein lästiges, sich anschmeichelndes Tier.
Es war ein Anblick, der Volbert gut tat. Genußvoll trank er auf diese Niederlage Evas eine halbe Flasche Kognak.
Wohin Ostra ging, wußte niemand. Auf keinen Fall war er im Krankenhaus bei Rita Camargo, wie Eva, glühend vor Eifersucht, durch einen Anruf in der Klinik feststellte.
An diesem Abend kam Julia Bentrob von ihrer Stelle in der Papiergroßhandlung nicht nach Hause.
Studienrat Bentrob wartete bis neun Uhr mit dem Abendessen, dann rief er Fallers an. Aber Julia war nicht bei ihm.
Die ganze Nacht warteten sie gemeinsam, bis sich Fallers gegen Morgen entschloß, die Polizei zu benachrichtigen. Außerdem klingelte er Volbert aus dem Bett.
»Ist Ostra da?« fragte er kurz.
»Ja, verdammt noch mal. Auf seinem Zimmer.«
»Kann ich ihn sprechen?«
Es knackte ein paarmal, als Volbert umstellte.
»Ostra?« fragte Fallers.
»Ja. Was wollen Sie denn schon wieder? Es ist noch nicht 10.23 Uhr.«
»Danke.«
Fallers legte auf. Sein Gesicht war fahl. Sie hat es nicht ertragen können, dachte er. Sie hat sich solche Mühe gegeben …
»Was nun?« fragte Studienrat Bentrob. »Was nun? Wo kann Julia sein?«
»Die Polizei sucht sie schon.« Fallers vergrub seinen Kopf zwischen den Händen. »Ich weiß es auch nicht, Vater …«
Am Morgen, als die Wintersonne über den Dächern glänzte, brach Studienrat Bentrob zusammen.
Ein Polizeirevier hatte angerufen.
Aus der Isar, in der Gegend von Harlaching, hatte man eine weibliche Leiche gefischt.
Es war ein schwerer Gang, der schwerste seines Lebens, den Ernst Fallers an diesem Morgen gehen mußte. Gleich zwei Wagen hielten vor dem Einfamilienhaus des Studienrats Bentrob. Ein Krankenwagen mußte den zusammengebrochenen alten Mann, der nach Luft rang und dessen Herz versagte, mit heulender Sirene und kreisendem Blaulicht in das nächste Krankenhaus bringen, wo man ihn sofort unter ein Sauerstoffzelt legte. Und der kleine grüne Polizeiwagen fuhr Ernst Fallers in das Gerichtsmedizinische Institut.
»Wie sieht sie aus?« fragte Fallers während der Fahrt. »Was hat sie denn an?«
Der Fahrer, ein junger Polizist, hob die Schultern. »Ich habe sie nicht gesehen«, antwortete er. »Ich soll Sie nur abholen.«
»Kann … kann es denn meine Braut sein? Ist sie jung? Julia war zweiundzwanzig Jahre alt …«
Er hielt erschrocken inne. Grauenhaft kam ihm zu Bewußtsein, daß er von Julia schon in der Vergangenheit sprach. Er senkte den Kopf und starrte auf den Gummibelag unter seinen Füßen. »Hat man Ihnen denn nichts erzählt?«
»Nein.«
Der junge Polizist sah kurz zur Seite. Armer Kerl, dachte er. In ein paar Minuten stehst du vor einer verzinkten Wanne und mußt sie dir ansehen.
Sie sprachen nicht mehr miteinander, bis sie durch das Tor des Gerichtsmedizinischen Instituts fuhren. Hier erinnerte nichts mehr an Polizei. Weiße Türen, kaum ein Laut, aus einem Büro das monotone Klappern einer Schreibmaschine, ein paar Männer in weißen Mänteln,
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