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Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
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Je eher, desto besser?«
    »Klar doch«, sagte ich.
    »Also gut dann. Möchtest du noch etwas sagen, Caitlin?«
    Caitlins Stimme war so leise wie der Schlag eines Kohlweißlingflügels. »Nein, gar nichts.«
    Ich fing gleich damit an, die Sträucher auszugraben – Fuchsien, Oleander, Zierorangen –, aber für die Bäume mußte ich mich ziemlich lange umsehen. Es waren drei große alte Eichen vorn im Garten, ein ausgewachsener australischer Teebaum an der Ostseite des Hauses und ein halbes Dutzend Zitrusgewächse im hinteren Teil. Dazu bedurfte es einer Mannschaft von mindestens zehn Leuten, dazu Kletterhilfen, Hochsitz, Shredder und die Endreinigung, also, wie gesagt, es würde teuer werden. Und abfallintensiv. Wirklich eine Schande, einen Garten wie diesen abzuholzen und zu asphaltieren, aber wenn sie es so haben wollten, konnte ich schlecht widersprechen. Immerhin würde ich gut tausend Dollar an den Bäumen verdienen und noch mal fünfhundert fürs Ausgraben der Sträucher und das Umgraben des Rasens.
    Die Schwierigkeit, die Moira schon vorausgesehen hatte, lag allerdings darin, hier in San Roque einen nichtmexikanischen Arbeitstrupp zu finden. So etwas gab es einfach nicht. Allzu viele Weiße waren auch nicht zu finden am schmutzigen Ende des Holzfällergewerbes – die akquirierten praktisch nur die Jobs und schickten dann die Rechnung –, und Schwarze hatten wir überhaupt keine in der Stadt. Am Ende fuhr ich nach Los Angeles rüber zu »Stumpf und Stiel«, der Firma von Walt Tremaine, und der erklärte sich bereit, einen Kostenvoranschlag aufzustellen, bei dem er dreihundert extra für die ästhetischen Rahmenbedingungen berechnete – das heißt die weißen Jeans und die schwarzen T-Shirts.
    Walt Tremaine war ein mittelgroßer Mann von etwa Mitte Fünfzig mit beachtlicher Wampe und einem glänzenden, schweißnassen Kahlkopf. Er trug abgeschnittene Bluejeans und eines dieser enganliegenden Polohemden mit dem kleinen Krokodil oberhalb der linken Brust. Das Krokodil war grün, und das Hemd hatte die Farbe von Kürbissuppe – ein grelles, strahlendes, beinahe chemisches Gelb. Wir diskutierten gerade das Problem des Teebaums – ein gewaltiges verschlungenes Ding, das seine Äste in ein vernachlässigtes Buchsbaumgebüsch verzweigte –, als die beiden Frauen um die Hausecke bogen. Moira war in Weiß, hochhackige Stiefel, knöchellanges Kleid und Pullover, obwohl es, wie meistens hier, ein herrlich milder Tag war – und Caitlin trug ihr vertrautes Schwarz. Beide hielten Sonnenschirme in der Hand, aber aus irgendeinem Grund hatte Caitlin den weißen und Moira den schwarzen – vielleicht wollten sie ja Walt Tremaine mit ihrer gewagten Improvisationskunst imponieren.
    Ich stellte sie einander vor, und Moira ergriff sogleich strahlend Walt Tremaines Hand und sagte: »Aha, Sie sind also Schwarzer.«
    Er starrte auf das Schauspiel ihrer weißbehandschuhten Hand in seiner dunklen und korrigierte sie erst nach einer Minute: »Afroamerikaner.«
    »Ja«, sagte Moira, immer noch strahlend, »genau. Und mir gefällt die Farbe Ihres Hemdes wirklich sehr, aber Sie verstehen hoffentlich, daß sie viel zuviel Unruhe bringt und hier einfach verschwinden muß. Ja?« Und dann wandte sie sich an mich. »Vincent, hast du diesem Herrn erläutert, was wir hier benötigen?«
    Walt Tremaine sah mich fragend an. Die Sache wurde dadurch kompliziert, daß ich mich ihm als Larry vorgestellt hatte, als er aus seinem Pickup gestiegen war, ganz zu schweigen von Moiras Kommentar über sein Hemd und dem krassen Weiß von Moiras Kleid und dem vernichtenden Schwarz des Lippenstifts ihrer Schwester, aber es war noch mehr als das – es war die Art, wie Moira redete, wie sie auf jede Silbe ausgefeilte Sorgfalt verwendete, als wäre sie eine britische Gouvernante, die einen Besen verschluckt hatte. Tremaine hatte seine Firma in Van Nuys, und vermutlich traf er in seinem Arbeitsalltag auf nicht allzu viele Frauen wie Moira. Doch er war der Situation durchaus gewachsen, kein Problem.
    »Sicher«, sagte er und preßte sich ein schmales Lächeln ab. »Ihr Mann hier – wie er nun auch heißen mag – hat mir den Auftrag genau beschrieben. Ich kann das für Sie erledigen, aber ich muß Ihnen sagen, daß ich als Arbeitgeber den Gleichberechtigungsgrundsatz befolge, deshalb beschäftige ich acht Mexikaner, zwei Guatemalteken, einen Serben und einen Fidschi-Insulaner, mal abgesehen von meinen Afroamerikanern. Und obwohl ich das nicht eben gern tue, kann

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