Schluß mit cool (German Edition)
ich eine Crew von Schwarzen zusammenstellen und mit ihnen hier rauffahren, wenn Sie das wirklich so möchten.« Er legte eine Pause ein. Bohrte eine Weile mit dem Schuh im Gras und fuhr sich mit einem Finger an die Lippen. Als er wieder sprach, hatte seine Stimme einen ansteigenden Tonfall, und seine Augen rollten aufwärts wie haltlose Jalousien, dann gingen sie wieder hinunter: »Weiße Jeans?«
Caitlin stieß ein leises Lachen aus und starrte auf den Rasen. Ihre Schwester warf ihr einen wütenden Blick zu, ehe sie wieder das Großmutterlächeln auf ihr Gesicht zwang. »Geben Sie unseren Launen nach«, sagte sie. »Wir versuchen nur... na, sagen wir, wir versuchen unsere Umwelt zu vereinfachen.«
Später am Nachmittag, der Schweiß rann mir eimerweise hinunter, zog ich kurz das klatschnasse T-Shirt aus, um mir etwas von dem Dreck mit dem Gartenschlauch abzuspülen. So stand ich leicht vorgebeugt da, völlig leer im Kopf, in meine Nase stieg der Geruch von allem, was lebt und wächst, der stete Strom aus dem Schlauch tröpfelte mir mal von den Fingerspitzen, mal blähte er meine Backen, als das automatische Gartentor aufging und Caitlins schwarzer Mercedes die Einfahrt hinaufrollte, um unmittelbar neben mir mit dem lautlosen Bremsen deutscher Technik zum Stehen zu kommen. Ich hatte gerade eine halbe Stunde lang auf einen uralten Bleiwurzbusch eingehackt, und ich war gar nicht glücklich. Es erschien mir falsch, diese herrliche Natur zu vernichten, zutiefst falsch, eine Entweihung des Gartens und der ganzen Gegend, ein Bruch sämtlicher Grundsätze, nach denen ich zu leben versuchte – schließlich war ich nicht im Gärtnergeschäft, um Pflanzen zu zerstören und zu entwurzeln. Ich wollte neues Leben nähren. Es pflegen und versorgen. Ich wollte Wiedergeburt. Einfach weil ich etliche üble Dinge erlebt hatte, vor allem mit meiner zweiten Frau, und da kann ich nur sagen: Gott sei Dank, daß wir keine Kinder haben.
Na, jedenfalls war ich da, und da war auch sie, Caitlin – sie stieg aus ihrem Wagen, hinter sich einen hechelnden Hund (nein, es war kein Scotchterrier oder ein schwarzer Labrador, sondern ein ungarischer Puli, so vollends schwarz, daß er ein bewegliches Loch aus der Umwelt schnitt). Sie wuchtete zwei massige Plastiktüten vom Beifahrersitz – Supermarkteinkäufe –, und mir fiel ein, daß ich mich schon gefragt hatte, ob diese farbliche Obsession sich auf das Essen erstreckte. Wahrscheinlich war eine der Tüten voller Auberginen, dachte ich mir, und die andere enthielt vielleicht Vanilleeis, Sachertorte, Bechamelsauce, mehrere Wochen alte Bananen, Kaffee und Backmargarine. Aber meine Phantasie geriet ins Wanken, als mir klar wurde, daß sie nur einen halben Meter neben mir stand und zusah, wie mir das Wasser über die Schultern rann, sich meine Brust hinabschlängelte und seinen Weg in den Hüftbund meiner vorschriftsmäßigen schwarzen Jeans fand.
»Hallo, Larry«, raunte sie und lächelte mich so zuckersüß an, wie man es von einer Frau erwarten konnte, die sich die Augen schwarz geschminkt und die Lippen wie eine tote Straßenhure gefärbt hatte. »Wie geht’s denn so?«
Ich gab mir Mühe, jede Spur von Ärger aus meinem Gesichtsausdruck zu wischen – wie gesagt, ich war nicht allzu glücklich mit dem, was sie und ihre Schwester hier abzogen, aber ich mußte die Dinge ja in ihren Relationen sehen. Immerhin hatte ich durchaus verrücktere Kunden gehabt, keine Frage. Mrs. Boutilier du Plessy zum Beispiel, die mich einen Teich von sechs Metern Durchmesser graben ließ, nur für einen einzigen Goldfisch, den sie von einem völlig Fremden im Einkaufszentrum geschenkt bekommen hatte, oder Frank und Alma Fortressi, die mich dafür bezahlt hatten, den Boden ihres Schlafzimmers mit Plastikfolie auszuschlagen und dann dreißig große Säcke Blumenerde darauf zu verteilen, damit ich direkt vor ihrem Bett Pfingstrosen pflanzen konnte. Ich lächelte Caitlin ebenfalls an. »Ganz gut, würde ich sagen.«
Sie schirmte die Augen vor der Sonne ab und blinzelte mich an. »Ist das Schweiß? Was da an dir runterläuft, meine ich.«
»Es war Schweiß«, sagte ich und hielt ihrem Blick stand. Mir fiel ein, wie sie als Kind war: das schwarze Haar in Zöpfen wie Pocahontas, Grübchen an den Knien, in dem schlichten, etwas beengenden Schlauch eines Kleinmädchenkleids, aber wenigstens war es rosa oder moosgrün oder marineblau. »Hab mich mit dem Schlauch abgeduscht.«
»Harte Arbeit, was?« meinte sie und sah
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