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Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
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Zerstörung, daß wir uns nicht mal einen Schluck Wasser aus dem Gartenschlauch gegönnt hatten, trotzdem zogen wir jetzt automatisch eine schuldbewußte Miene – das ist immer so, wenn die Kundschaft einen in Ruhestellung erwischt. Ich machte sie mit Greg bekannt, der es nicht für nötig hielt, aufzustehen.
    »Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen«, sagte sie, worauf Greg nur eine Antwort knurrte, weil er sich den ersten Keks zwischen die Zähne schob. Ich selbst wollte nichts von den Keksen und von der Milch auch nicht – allmählich nervte es mich, zu einer Figur in einer wahnwitzigen Komposition reduziert zu werden. Sie lächelte mich dennoch an – das voll aufgedrehte Grinsen einer interplanetarischen Träumerin, und ich fragte mich allen Ernstes, ob überhaupt jemand bei ihr zu Hause war, zumindest in diesem Moment –, und dann sprach sie Greg direkt an: »Sie, äh, wie soll ich es ausdrücken?« murmelte sie und betrachtete dabei seine sonnengebräunten Arme und das tiefbraune Gesicht. »Sie sind nicht zufällig Mexikaner, oder?«
    Greg wirkte überrascht und vielleicht auch ein wenig schockiert – ebensogut hätte sie ihn fragen können, ob er Zulu sei. Nach einem raschen Seitenblick zu mir drehte er sich wieder zu Moira um. »Mein Nachname ist Sorenson«, sagte er mit nur mühsam beherrschter Stimme, dabei nahm er die Mütze ab, um ihr sein glänzendblondes Haar zu zeigen. Dann setzte er die Mütze indigniert wieder auf und streckte die Arme aus. »Ich bin Surfer«, sagte er, »bei jeder Gelegenheit draußen auf dem Wasser. Das hier nennt man auch ›Sonnenbräune‹.«
    Ich sah, wie die Sonne sich in ihrem Haar fing, als sie sich mit dem Tablett aufrichtete, weiter angestrengt lächelnd. Sie muß es sich bleichen, dachte ich gerade, denn niemand unter Siebzig hat so weißes Haar – und es war erstaunliches Haar, schlohweiß bis an die Kopfhaut, lämmchenweiß, knochenweiß, papierweiß –, als sie die Schultern nach hinten schob und Greg ansah, als wäre er irgendein hechelndes Vieh, das sie im Zoo in einem Käfig entdeckt hatte. »Ach, das ist doch nett«, sagte sie abschließend. »Sehr nett. Ein schöner Sport. Werden Sie hier noch lange arbeiten? Für uns, meine ich?«
    »Morgen um diese Zeit sind wir fertig, Moira«, warf ich dazwischen, bevor Greg etwas erwiderte, was ich möglicherweise bedauern könnte. »Wir müssen nur noch den Rasen – also die Erdklumpen da – wegschaffen, damit der Typ mit dem Asphalt anfangen kann, dann kommt noch der Rest des Pittosporums unter dem Teebaum raus, und das wär’s. Walt Tremaine und seine Leute brauchen noch zwei Tage.«
    Moira zögerte am Scheitelpunkt dieser Neuigkeit, ein plötzlicher Windstoß blähte die Gaze ihrer Imkerkluft. Sie hielt das Tablett mit Milch und Keksen steif vor sich ausgestreckt, und zum erstenmal fielen mir ihre Hände auf, die Hände einer jungen Frau, schlank und ohne Furchen, die Nägel dick mit Zuckergußweiß lackiert. »Vincent«, sagte sie nach kurzer Pause und hob die Stimme, um den Dopplereffekt des heulenden Shredder draußen auf der Straße zu übertönen, »könnte ich dich kurz unter vier Augen sprechen?« Darauf ging sie davon, ohne auf mich zu warten, und mir blieb keine Wahl, als mich aufzurappeln und hinterdreinzuzockeln wie ein Bediensteter, was ich ja auch war.
    Wir marschierten gut zehn Meter weit durch den ramponierten Garten, ehe Moira sich zu mir umwandte. »Dieser Sorenson«, begann sie. »Dein Mitarbeiter.«
    »Ja?«
    »Du hast ihn vermutlich nur vorübergehend angeheuert?«
    Ich nickte.
    Sie sah zum Haus zurück, und ich folgte ihrem Blick zu einem der Fenster im ersten Stock. Am Fenster stand Caitlin in ihrem Beerdigungsschwarz und starrte unverwandt auf die Ruinen des Gartens hinab. »Ich will dir keine Schwierigkeiten bereiten, Vincent«, sagte Moira und blickte dabei immer noch zu ihrer Schwester, »aber könntest du dir für morgen jemanden besorgen, der weniger braun ist?«
    Es würde hier für längere Zeit keine Gärtnerarbeit mehr geben, und ich mußte vor dieser Frau eigentlich keinen Kotau machen – oder ihren Launen nachgeben –, aber ich tat es trotzdem. Nennen wir es einen Reflex. »Klar doch«, sagte ich und konnte mich gerade noch bremsen, mir an den Mützenschirm zu tippen. »Kein Problem.«
    Eine Woche später war der Garten ein leerer Parkplatz mit einem drei Meter hohen Lattenzaun drum herum (weißlackiert natürlich). Von innen sah man nicht die geringste Spur von Grün – und

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