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Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
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seinem Bier. »Blödsinn«, sagte er.
    »Wieso Blödsinn?«
    »Blödsinn, daß du morgen mit mir ins Bett gehst. Denk doch an Houston. Denk an Zinny Bauer.«
    Hier verwandelte sich ihr Gesichtsausdruck, und sie drückte verärgert die Fernbedienung, so daß der Bildschirm dunkel wurde. »Du solltest jetzt besser gehen«, sagte sie.
    Aber er wollte nicht gehen. Sie war seine Freundin, oder? Doch was hatte er davon, wenn sie ihn jedesmal rauswarf, nur weil sie irgendein Fuzzyrennen vor sich hatte? Bedeutete er ihr nichts, war er etwa unwichtig? »Ich will aber nicht gehen«, sagte er.
    Sie stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. »Ich muß jetzt ins Bett gehen.«
    Er rührte sich nicht. Rührte keinen Muskel. »Genau davon rede ich ja«, sagte er, und dabei zog er ein sehr häßliches Gesicht, ganz unwillkürlich. »Ich will auch ins Bett.«
    Danach fühlte er sich mies. Verdammt mies. Ihm war nicht recht klar, was genau passiert war, aber er trug einen Groll in sich, der ihn wohl einfach übermannt hatte – außerdem war er besoffen gewesen, falls das eine Entschuldigung darstellte. Tat es aber nicht. Auf jeden Fall hatte er nicht handgreiflich werden wollen, und als sie ihre Gegenwehr aufgab und er ihr die Shorts herunterzog, war er eigentlich nicht mehr wirklich interessiert gewesen. Mit Liebe hatte das nichts zu tun, so hatte er es nicht gewollt. Sie lag dann wie tot unter ihm, wie eine Art Zombie, und er fühlte sich elend dabei, so elend, daß er nicht einmal eine Ausrede oder Entschuldigung fand. Er spürte ihre Blicke auf sich, als er den Reißverschluß hochzog, böse Blicke, Blicke der Anklage, Blicke wie Klauen, und er wankte ins Badezimmer, wo er das Geräusch beider Wasserhähne und der Toilette brauchte, um nicht zusammenzubrechen. Er war zu weit gegangen. Das wußte er. Er schämte sich, schämte sich zutiefst, und es gab im Grunde nichts zu sagen. Er ließ die Schultern hängen und schlich sich zur Tür hinaus.
    Und da war er nun; zerknirscht und verkatert zur kühlen, ruhigen Morgenstunde um sieben Uhr hing er auf dem Ledbetter Beach herum und wartete mit all den übrigen Guppys auf den Start des Rennens. Paula würdigte ihn keines Blickes. Sie biß die Zähne fest zusammen, der Mund war eine schmale Linie aus Nichts unter ihrer Nase, und ihre Aufmerksamkeit galt einzig und allein ihrer Ausrüstung – dem spinnenartigen Ultraleicht-Fahrrad mit Triathlon-Lenker und ihrem Käppchen von einem Helm, den Wasserflaschen und was sonst noch alles. Sie trug einen zweiteiligen Badeanzug und hatte sich bereits ihre Nummer – 23 – auf die Oberarme und die langen sonnenbraunen Muskeln ihrer Schenkel gemalt. Jason klopfte sich eine Zigarette heraus und starrte in die Leere hinter ihr, wobei er überlegte, was sie wohl für diese Zahlen verwendeten – Markerstifte? Fettschminke? Jedenfalls irgendwas, das nicht vom Meerwasser abgewaschen wurde – oder von dem vielen Schweiß. Er erinnerte sich daran, wie sie in Houston ausgesehen hatte, als sie sich, glänzend vor Schweiß, im schwülen Dunst vorangekämpft hatte, das Gesicht zur Leidensmaske verzerrt, Beine und Hintern straff angespannt, die Brüste im Griff des engen Tops gegen die Rippen gepreßt. Das ging ihm durch den Kopf, während er von seinem Platz hinter der Zuschauersperre beobachtete, wie sie sich vorbeugte, um etwas an ihrem Rad zu prüfen, kein Gramm Fett an ihr, nicht das geringste, nicht einmal ein einzelnes Haar, und er bekam einen Ständer nur vom Hinsehen.
    Der war jedoch nur kurzlebig, denn er hatte ein schlechtes Gewissen wegen des vergangenen Abends und wußte genau, daß er sich vor ihr durch die Mangel drehen mußte, um es wiedergutzumachen. Und außerdem reichte es schon, den Rest der vierhundertsechs ausgemergelten Masochisten anzusehen, die da in ihren Goretex-T-Shirts und Lycrashorts und sonstigem Zubehör paradierten, daß er total abschlaffte. Sein Magen fühlte sich an wie ein Spiegelei, das zu lange auf dem Teller gelegen hatte, und seine Hände zitterten, als er sich die Zigarette anzündete. Er gehörte ins Bett, das war es – Schluß mit diesen Sieben-Uhr-früh-Terminen. Die waren verrückt, diese Typen, einfach verrückt – im Morgengrauen aufzustehen, um so etwas hier auf sich zu nehmen: eine Meile im Wasser, vierunddreißig auf dem Fahrrad und zum Drüberstreuen noch ein Zehn-Meilen-Lauf, und dabei war das noch der reinste Spaziergang im Vergleich mit dem Ironman. Sie bestanden alle nur aus

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