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Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
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– über die Katze seiner Freundin, die Fußschwielen seiner Mutter –, und Jason blendete ihn aus, ließ sich zwei weiche Hähnchen-Tacos kommen und sah zu, wie die Sonne lauter erstaunliche Sachen in Rosa und Lachs mit den Ladenfronten gegenüber anstellte, bis irgendwann das Grau hereinbrach. Er überlegte, daß er an diesem Tag hätte surfen gehen sollen und daß er es vielleicht am frühen Morgen tun würde, und dann dachte er an Paula. Er sollte ihr Glück wünschen oder so, sie zumindest mal anrufen. Aber je länger er daran dachte, desto deutlicher stellte er sie sich allein in ihrer Wohnung vor, Power-Drinks hinuntergurgelnd, versunken in das Schneckenhaus ihrer inneren Sammlung wie einer dieser chinesischen Zenmeister, und desto mehr wollte er sie sehen.
    Sie hatten seit einer Woche nicht miteinander geschlafen. Wenn es drauf ankam, war sie immer so, und er warf es ihr nicht vor. Oder doch, das tat er. Es ärgerte ihn sogar. Was war denn schon groß los? Sie spielte schließlich nicht Football oder irgendwas anderes, wozu man eine Fertigkeit benötigte – weshalb also sperrte sie ihn so aus? Sie war genau wie seine leistungsbewußten, pfeilgeraden Eltern: Typ-A-Persönlichkeiten, Frühaufsteher, Jogger, laßt uns rausgehen und es der Welt so richtig zeigen. Mein Gott, wie anal verklemmt das alles war. Aber sie hatte einen Wahnsinnskörper, so fest und makellos wie der des Tätowierten Mannes – obwohl sie eine Frau war. Er dachte an sie und daran, wie ihr Gesicht weich wurde, wenn sie miteinander schliefen, und gleich danach stand er vor der Telefonzelle und sah sie in dem rauchigen Weichzeichnerlicht eines Fernsehspielfilms vor sich. Vielleicht sollte er nicht anrufen. Vielleicht sollte er sie lieber... überraschen.
    Sie öffnete die Tür in einem übergroßen Sweatshirt und mit Shorts, barfuß und mit dem halbvollen Glasgefäß des Mixers in der Hand. Sie wirkte tatsächlich überrascht, allerdings nicht angenehm überrascht. Im Gegenteil, sie musterte ihn verdrossen und stellte das Mixerglas auf einem Regal ab, ehe sie die Tür ganz öffnete und ihn hereinwinkte. Er bekam nicht einmal Gelegenheit, ihr zu sagen, daß er sie liebte, oder ihr alles Gute zu wünschen, da legte sie auch schon los. »Was hast du hier zu suchen?« wollte sie wissen. »Du weißt genau, daß ich keine Zeit für dich habe, nicht ausgerechnet heute abend. Was ist los mit dir? Bist du betrunken? Liegt es daran?«
    Was sollte er sagen? Er starrte einen Moment lang auf die braune Brühe im Mixer, dann setzte er sein bestes warmes Lächeln mit Schlafzimmerblick auf und probierte ein Achselzucken, das von seinen Schultern bis in die Hüften hinab vibrierte. »Ich wollte dich nur noch mal sehen. Um dir Glück zu wünschen, ja?« Er trat auf sie zu, um sie zu küssen, aber sie wich ihm aus und hob den Mixer mit der Brühe darin wie einen Schild. »Einen Kuß für dein Glück?« sagte er.
    Sie zögerte. Er sah, wie es in ihren Augen hin und her ging, eine leise Sorge, das Lampenfieber der Leistungssportlerin, Schmetterlinge im Bauch, und dann grinste sie und drückte ihm einen Kuß auf die Lippen, der nach Soja und Honig schmeckte und nach allem, was sie sich sonst noch in ihr Kraftgetränk mischte. »Fürs Glück«, sagte sie. »Aber keine heißen Sachen.«
    »Und kein Sex«, sagte er und versuchte einen Witz daraus zu machen. »Ich weiß schon.«
    Da lachte sie, ein mädchenhaft helles Lachen, damit war der Bann gebrochen. »Kein Sex«, sagte sie. »Aber ich wollte mir gerade einen Film ansehen – wenn du mir Gesellschaft leisten willst...«
    Er holte sich eines der Biere, die er für derartige Notfälle in ihrem Kühlschrank deponiert hatte, und richtete sich neben ihr auf der Couch vor dem Fernseher gemütlich ein – es lief irgendein gefühlsdusliger Quatsch über einen Halbkrüppel, der bei den Special Olympics in Schweden den Hürdenlauf gewann –, aber er war scharf, dafür konnte er nichts, und seine Finger wanderten immer wieder von ihrer Schulter zu den Brüsten, von der Hüfte zur Innenseite ihres Oberschenkels. Sie schob ihn weg, aber wenigstens küßte sie ihn dabei. »Morgen«, versprach sie, aber es war ein leeres Versprechen, und das wußten sie beide. Nach der Sache in Houston war sie dermaßen kaputt gewesen, daß sie eineinhalb Wochen nicht mit ihm geschlafen und sich jedesmal angespannt hatte wie eine Armbrust, wenn er sie auch nur berührt hatte. Die Erinnerung daran nagte an ihm, und er nippte unwirsch an

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