Schluss mit dem ewigen Aufschieben
Hoffnung
auf Ihr Verständnis. Für die zukünftige Führungskraft in Ihnen sind das jedoch Insiderinformationen, die Sie vielleicht benutzen
möchten, um Konkurrenten auszustechen.
Spezielle Motive lenken das Verhalten in bestimmte Richtungen. Misserfolgsmotivierte neigen eher dazu, die Finger von Aufgaben
zu lassen, mit denen sie in der Vergangenheit Schiffbruch erlitten haben und suchen sich, wenn sie eine Wahl haben, extrem
leichte Aufgaben heraus – oder extrem schwierige. Erfolgsmotivierte bevorzugen hingegen mittlere Aufgabenschwierigkeiten.
Wie ausgeprägt Ihre Motive sind, ist an bestimmten Kenngrößen ablesbar. Dazu gehören zum Beispiel:
die Bedürfnisse, die Sie für wichtig halten,
die Ziele, die Sie sich setzen,
die Tätigkeiten, die Sie zur Erreichung dieser Ziele ausführen und
Ihr Umgang mit Hindernissen.
Menschen, die öfter etwas aufschieben, finden es schwierig, positive Bedürfnisse klar zu benennen. Sie wissen sehr genau,
was sie nicht wollen, können häufig aber keine positiven Ziele benennen. Beim Nachdenken über sie mischt sich störend
ein
übergeordnetes Ziel ein: emotionale Belastungen zu vermeiden. An ihm gemessen (und an dem dahinter stehenden Bedürfnis, sich
vor Bedrohungen ihres Selbstwertgefühls zu schützen), verhalten sie sich beim Ausweichen vor Hindernissen und dem Herauszögern
absolut motiviert und stimmig.
Eine gegebene Situation kann zu Ihrer Motivstruktur passen oder nicht. Wenn Sie unter der Furcht vor Zurückweisung leiden,
aber eine leitende Position haben, wo Sie einige gesellschaftliche Verpflichtungen haben, wird es schwierig. Noch schwieriger
kann es dann werden, wenn Sie gleichzeitig auf Erfolg hoffen, aber Angst vor Kontrollverlust haben. Sie geraten dann in einen
Gefühlswirrwarr und wissen nicht, wie Sie sich verhalten sollen. Ihre Motivstruktur und die Situation passen nicht zusammen.
Was dann geschieht – ob |64| Sie beispielsweise Ihre Teilnahme an beruflich wichtigen Partys aufschieben –, hängt davon ab, welche Emotionen bei Ihnen
in dieser Lage angeregt werden.
Emotionen
Bei motiviertem Handeln spielen Ihre Emotionen eine große Rolle. Emotionen sind die überdauernden, für Sie charakteristischen
Gefühlslagen, die sich von kurzfristigen Stimmungen und Affekten unterscheiden lassen. Emotionen, wie Freude, Lust, Angst,
Ekel, Scham, Wut und so weiter wirken wie Bewertungen, die Sie über die Beziehungen zwischen sich und Ihrer Umwelt machen.
Nur dass Sie diese Bewertungen in der sehr körpernahen, intensiven Sprache der Gefühle vornehmen, vom Bauch her und nicht
vom Kopf. In Ihrem Gedächtnis haben Sie früher erlebte Emotionen und deren auslösende Umstände gespeichert. Geraten Sie in
der Gegenwart in ähnliche Situationen wie seinerzeit, dann stellen sich die damaligen Gefühle wieder ein. Sie können von ihnen
überwältigt werden, aber Sie können sie potenziell auch steuern. Generell gilt, dass wir eine Absicht dann in die Tat umsetzen,
wenn sie zu mehr als 70 Prozent mit spürbar guten Gefühlen verbunden ist.
Beate hat ein großes Aufstiegsmotiv. Sie kommt aus einer Handwerkerdynastie und ist das erste Familienmitglied, das studiert
hat. Ihr Elternhaus konnte sie nicht darauf vorbereiten, wie es an der Universität zugeht, und die Universität hat sie nicht
damit vertraut gemacht, in einem Verlag mit anderen Akademikern zusammenzuarbeiten. Von Anfang an hat sie sich zu viel aufgeladen.
Ihr Aufstiegsmotiv ist zwar eine mächtige Triebfeder, aber zu wenig durch Kenntnisse über die Lebensumwelt Studium und akademische
Berufe ausbalanciert. Ihre Emotionen passen nicht zu den Situationen, in denen sie sich befindet. Sie fühlte sich an der Universität
oft ängstlich und versuchte stets, sich durch besonders gute Leistungen mehr Sicherheit zu verschaffen, allerdings ohne Erfolg.
Kein Wunder, dass sie sich all jenen nichtintellektuellen Aktivitäten so intensiv gewidmet hat, die ihr einen kleineren, überschaubareren
Rahmen geboten haben, wie früher in der Schule. Außerdem konnte sie so ihr Anschlussmotiv befriedigen, was ihr Freude bereitete.
Jetzt, zwei Jahre
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nach dem Studienabschluss, ist Beate wieder in einer ähnlichen Situation: Ihr Aufstiegsmotiv ist erneut mächtig angeregt,
aber zu der erforderlichen Planung ihres Projekts, der kontinuierlichen Kleinarbeit mit einer gewissen Einsamkeit, Unüberschaubarkeit
und Selbstständigkeit ist sie (immer noch nicht)
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