Schluss mit dem ewigen Aufschieben
es dazu kommt, müssen Sie in einem wohlverstandenen Sinne Ihre eigenen Interessen verfolgen. Wenn Sie das tun, lassen sich
vorübergehende negative Gefühle aber nie ganz vermeiden.
Zusammenfassung
Sie haben die wichtigsten Emotionen kennen gelernt, aus denen sich das Aufschieben speist. Angst und Ärger, perfektionistische
Ansprüche und Ohnmachts- oder Schamgefühle tragen zu Konflikten bei, denen Sie durch die Flucht ins Aufschieben zu entkommen
trachten. |120| Leider haben Sie hinterher häufig noch mehr Konflikte und noch mehr Stress als vorher, denn Depressivität und Selbstwertstörungen
können die Folgen chronischen Aufschiebens sein. Sie haben dann schon seit langem nicht mehr nur ein einfaches Problem mit
fehlender Motivation, sondern erleben ein Defizit an Sinn und dem Gefühl, Ihr Leben selbstbestimmt gestalten zu können.
|121| Teil II
Die tiefer liegenden Wurzeln des Aufschiebens
|123| 7.
Gehirn, Persönlichkeit und Selbststeuerung: Wissenschaftliche Erklärungen
Verschiedene Wissenschaften haben über das Aufschieben etwas zu sagen. Besonders interessant sind die Beiträge der Neurobiologie,
der Persönlichkeitspsychologie und der Psychotherapie. Sie zentrieren sich um das Konzept der Handlungssteuerung.
Aufschieben und Neurobiologie
Die Forschung zeigt, dass verschiedene Systeme im Gehirn zusammenwirken müssen, um die grundlegenden Operationen zur Ausführung
von geplanten Handlungen umzusetzen. Die primäre Motivations- und Absichtsbildung hat bereits stattgefunden, bevor unser Stirnhirn
im Zusammenwirken mit dem limbisch-emotionalen System uns Wünsche und Absichten bewusst werden lässt. Im Stirnhirn werden
diese Antriebe mit der wahrgenommenen äußeren Realität verglichen. Konflikte zwischen Neigung und Pflicht, Gefühlen und Gedanken
entsprechen einem mehrfachen Durchlaufen der »limbischen Schleifen«. Setzen sich Impulse durch, und werden sie angesichts
der wahrgenommenen Realität als aktuell umsetzbar betrachtet, dann kommt ein erneuter Abgleich mit der Motivation hinzu, also
mit dem erwarteten Belohnungswert der Handlung einschließlich der Wahrscheinlichkeit, mit der wir eine Belohnung erwarten.
Gleichzeitig wird die Zeit berücksichtigt, bis die Belohnung eintritt. Wenn eine Handlung als sehr schwierig beurteilt wird,
die erwartete Belohnung gering ist und erst weit entfernt vom Handlungsbeginn erwartet wird, dann kreisen unsere Gedanken
häufig in unentschlossenen Schleifen (Grübeln). Wir wittern Konflikte, fühlen Unbehagen und schieben die Sache hinaus. Fällt
die Prüfung jedoch zugunsten der geplanten Handlung aus, so werden |124| Zentren aktiviert, in denen die Ausführungsprogramme liegen. In tiefer liegenden Gehirnteilen werden gleichzeitig konkurrierende
Aktionsschemata gehemmt. Vor andrängenden Impulsen sicher abgeschirmte Intentionen können Handlungen besonders gut starten,
die bereits automatisiert sind. Die erforderlichen Ausführungsprogramme werden energetisiert und alternative Handlungsmöglichkeiten
blockiert.
Viele Handlungsabsichten lösen negative Gefühle aus, die uns bewusst werden. Es gibt jedoch auch unbewusst bleibende negative
Emotionen, die dazu führen, dass wir den Vorhaben ausweichen, die mit ihrem Auftreten assoziiert werden. Die Nervenbahnen,
die den sogenannten Mandelkern, ein Regulationszentrum für Ängste, mit der Gehirnrinde verbinden (in der unsere bewussten
Absichten erzeugt werden), sind wesentlich stärker ausgeprägt als diejenigen, die unser bewusstes Kontrollzentrum mit dem
emotionsregulierenden System verbinden. Unbewusste Angst kann also leicht unsere Pläne sabotieren.
Über manche der neurobiologischen Mechanismen, die das Aufschieben wissenschaftlich zugänglich machen, weiß man seit der Erforschung
des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms (ADS) beziehungsweise des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndroms (ADHS) mehr.
Eine Hypothese besagt, dass die Gehirne der Betroffenen unterstimuliert sind, weswegen in einer Art von Selbstheilungsversuch
in schneller Folge eine Fülle von Reizen in der Außenwelt gesucht wird. Bei einer Sache zu verweilen wird erst dann möglich,
wenn durch die Zufuhr bestimmter erregungssteigernder Medikamente ein höherer Pegel von Aktivität im Gehirn erreicht wird.
Jedoch haben bei weitem nicht alle Menschen, die aufschieben, eine derartige Störung. Wer sie jedoch hat, wird auch mit dem
impulsiven, häufigen Wechsel von einer Tätigkeit
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