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Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Titel: Schluss mit dem ewigen Aufschieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Rückert
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Anstrengungen kaum Anerkennung fanden.
     
    Abgelehnte Kinder machen besonders intensive Erfahrungen mit der Urscham, offenkundig nicht liebenswert zu sein. Aber auch
     Kinder, die sich nicht sicher an ihre Eltern gebunden fühlen, lernen es, sowohl ihre Wünsche nach Nähe und Zusammengehörigkeit
     mit Scham zu verbinden, wie auch Wünsche nach Distanzierung und Trennung. Jede ihnen zugefügte Trennung, aber auch jede Wiederbegegnung
     ruft erneut Scham hervor. Später haben eigene Wünsche denselben Effekt. Jede Situation, in der sich ihr Unwert zeigen könnte,
     müssen sie dann meiden. Das Ausmaß, in dem Sie aufschieben, hängt vom Ausmaß Ihrer unbewussten Scham ab, das seinerseits direkt
     bestimmt wird vom Ausmaß der Missbilligung, die Sie erfahren haben.
    Später kann sich Ihre primäre Schambereitschaft mit bestimmten Inhalten füllen. Sie entwickeln dann Vorstellungen darüber,
     was Sie so liebesunwert macht, wofür Sie sich also schämen müssen. Besonders |153| mit Scham assoziiert sind Befürchtungen, die darum kreisen, dass Ihre Schwäche und Schmutzigkeit offenbar werden könnten und
     auch die Tatsache, dass Sie Defekte haben. Was Sie im Einzelnen mit diesen Bezeichnungen verbinden, hängt von Ihrer Lebensgeschichte
     ab. Als Schwäche sehen es viele Menschen beispielsweise an, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein oder in Rivalitätssituationen
     zu unterliegen. Schmutzigkeit verbindet sich zwar zunächst mit Körperinhalten, die für ekelhaft gehalten werden, erstreckt
     sich aber später beispielsweise auch auf Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen, sodass das Selbst mit Verachtung und Ekel
     angeschaut wird. Menschen schämen sich beispielsweise, wenn herauskommt, dass sie ihren Liebsten gegenüber auch herabsetzende
     oder spöttische Gefühle haben. Defekt zu sein bedeutet zunächst, nicht der Norm entsprechend auszusehen, körperlich abweichend
     und irgendwie zu kurz gekommen zu sein. Später kann dann jede Abweichung von verinnerlichten Idealen (solche, die sich auf
     Aussehen beziehen, ebenso wie solche, die Leistungsfähigkeit et cetera betreffen) als Zeichen eines Defekts gedeutet werden
     und intensive Beschämung hervorrufen. Man schämt sich, wenn man die Kontrolle über seine Körperfunktionen verliert oder in
     der Öffentlichkeit von Gefühlen überwältigt wird. Man kann sich seiner Nacktheit schämen, aber auch dafür, sich gerne nackt
     zu zeigen. Für die meisten Menschen ist es außerdem schambesetzt, sexuelle Erregung durch Leiden, Erniedrigung und Schmerz
     zu erleben.
    Entdecken und Sich-Darstellen
    In der nachfolgenden so genannten phallischen Phase kann das Kind nach erfolgreicher Bewältigung der früheren Hürden seine
     Aktivitäten selbstständig lenken. Neugierig wird die Welt erforscht, Interessen und Vorlieben entwickeln sich. Das hauptsächliche
     Augenmerk in dieser Zeit gilt der Anerkennung der Geschlechtseigenschaften, der Bestätigung, als Mädchen oder Junge »richtig«
     zu sein. In der konventionellen Form werden Jungen eher für aktive, mutig-aggressive Verhaltensweisen belohnt, Mädchen für
     Charme, Gefügigkeit und Liebsein. In der ödipalen Phase regulieren sich die Beziehungen zu den Familienmitgliedern neu, es
     entstehen die bekannten Konflikte zwischen Wünschen, die sich auf Vater und Mutter beziehen. Hier prägen sich die hysterischen
     Persönlichkeitsmerkmale aus. Diese |154| Phase stellt für die Entwicklung des Aufschiebens keine so massive Fixierungsstelle dar wie die vorangegangenen. Hysterische
     Menschen lieben im Allgemeinen Anfänge und verabscheuen kleinteilige Detailarbeit. »Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne«
     ist ihre Devise. Sie schmieden Pläne und stecken voller Ideen, bekommen aber möglicherweise Probleme mit der Routine, diese
     Vorhaben auch umzusetzen.
    Manche Menschen machen in der ödipalen Phase Erfahrungen, die Illusionen erzeugen. Nehmen Sie an, Sie werden – wie Anja –
     als Mädchen von Ihrem Vater hofiert, bewundert und der Mutter vorgezogen. Sie können das so verarbeiten, als hätten Sie schon
     als Kind das Ziel erreicht, wie ein Erwachsener anerkannt zu werden. Diese Überzeugung wirkt sich später oft hinderlich aus,
     weil Sie es nicht lernen konnten, Anstrengungen auf sich zu nehmen, um sich Ihren Platz zu erobern.
    In der Schule wird Ihre Lust am eigenständigen Entdecken im günstigsten Fall um strukturierte pädagogische Anforderungen ergänzt.
     Auf diese mit Fleiß und Lerneifer zu

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