Schluss mit dem ewigen Aufschieben
Das macht aber
nichts. Allmählich werden Sie lernen, sich in vernünftiger und positiver Weise wahrzunehmen.
Nur weil Sie Probleme mit dem Aufschieben haben, sind Sie noch lange kein wandelndes Problem! Beginnen Sie damit, sich und
Ihr Aufschieben zu akzeptieren. Um das zu erreichen, müssen Sie Ihr inneres Selbstgespräch verändern, weg von Anschuldigung,
Angst und Zweifeln hin zu positiven Aussagen über sich. In den folgenden Kapiteln erwerben Sie die Fertigkeiten, die Sie brauchen,
um komplizierte |177| und ängstigende Situationen zu bewältigen. Dabei darf auch einmal etwas schief gehen, und Sie können es lernen, gerade dann
kompetent zu handeln.
Zu Ihren Fähigkeiten gehört auch die Kraft, sich vom Aufschieben zu befreien. Oder, mit Proust gesagt:
»... unsere größten Befürchtungen gehen so wenig wie unsere größten Hoffnungen über unsere Kraft, wir können schließlich die
einen bezähmen und die anderen trotz allem verwirklichen«. (Proust, VII, S. 489)
Sich selbst als jemanden zu akzeptieren, der zurzeit aufschiebt, ist die Basis jeder Veränderung. Sich zu akzeptieren heißt
nicht, zu resignieren oder sich nie wieder anzustrengen. Es bedeutet vielmehr, von der Realität auszugehen, wie Sie sie wahrnehmen.
Sie kennen sich als jemand, der bislang Dinge eher aufschob, also akzeptieren Sie dieses Verhalten. Es hatte schließlich seine
Gründe. Warum sollten Sie es sich dauerhaft übel nehmen, wenn Sie sich bisher – weil Sie nicht anders konnten und es nicht
besser wussten – so gut es geht zu schützen versucht haben? Wenn Sie weniger Energie darauf verwenden müssen, sich abzulehnen
oder gegen erwartete Ablehnung durch andere anzukämpfen, steht Ihnen mehr Power für die wirkliche Lösung Ihres Problems mit
dem Aufschieben zur Verfügung.
Tipp: Wünschen Sie sich nicht länger, zum Macher zu werden. Nehmen Sie sich stattdessen das Aufschieben nicht mehr so übel. Akzeptieren
Sie sich als jemand, der manche Dinge bislang liegen ließ.
Mit dieser Einstellung werden die Veränderungen möglich, von denen Proust berichtet:
»Man glaubt, dass man nach seinem Wunsch und Willen die Dinge um sich her ändern kann, man glaubt es, weil man außerhalb davon
keine günstige Lösung sieht. Man denkt nicht an die, die sich am häufigsten einstellt und die in der Tat auch die günstigste
ist: Wir gelangen nicht dazu, die Dinge nach unseren Wünschen zu ändern, aber ganz allmählich macht unser eigenes Wünschen
eine Wandlung durch. Die Situation, die wir zu ändern hofften, weil sie uns unerträglich war, wird dann uninteressant für
uns. Wir haben das Hindernis zwar nicht überwinden können, wie wir es durchaus |178| wollten, aber das Leben hat uns dazu geführt, es zu umgehen, daran vorbeizugleiten ...« (Proust, XI, S. 53 f)
Das Annehmen Ihrer Schwierigkeiten ermöglicht es Ihnen, nicht länger an immer derselben unnachgiebigen Stelle mit dem Kopf
durch die Wand zu wollen. Sie schlagen sich damit keine neuen Wunden und die alten dürfen endlich abheilen. Sprechen Sie mit
anderen über Ihr Problem. Sie bekommen auf die Weise nicht nur Anteilnahme, Verständnis und vielleicht sogar gute Tipps. Sondern
Sie praktizieren dadurch das Akzeptieren Ihrer Schwierigkeiten. Denn wenn Sie etwas für sich wirklich akzeptiert haben, dürfen
es auch alle wissen.
Tipp: Ein guter Weg, ein problematisches Verhalten zu akzeptieren, liegt darin, es nicht länger schamhaft zu verschweigen. Je mehr
Sie anderen Ihr Problem enthüllen, desto leichter werden Sie es akzeptieren.
Sich zu akzeptieren setzt voraus, sich zu kennen. In Ihrer Selbsterkenntnis können Sie in diesem Kapitel nochmals einen Schritt
vorankommen. Vergessen Sie darüber jedoch nicht, dass Sie – egal wie viel Einsicht Sie in Ihre Konflikte haben – immer noch
eine gute Portion an Know-how brauchen werden, um zukünftig weniger aufzuschieben.
Sich selbst erkennen
Denken Sie an
ein
konkretes aufgeschobenes Vorhaben, das wirklich bedeutungsvoll für Sie ist, und bleiben Sie bei diesem, wenn Sie die folgenden
Kapitel durcharbeiten. Widerstehen Sie der Versuchung, zu einem anderen Projekt zu wechseln, das Sie auch vor sich her schieben.
Sie wissen ja jetzt, dass dieser Wechsel zu etwas anderem ein Kernmerkmal des Aufschiebens ist, vor allem dann, wenn sich
unangenehme Gefühle einstellen. Sie würden dieses sinnlose Muster nur wiederholen. Also bleiben Sie bei der Stange, es lohnt
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