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Schluss mit der Umerziehung!

Schluss mit der Umerziehung!

Titel: Schluss mit der Umerziehung! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela A. Erler
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letztlich ist es für Frau nur dann attraktiv, eine Führungskraft zu werden, wenn dafür nicht Wärme, Nähe, Spaß und Gemeinschaftsgefühle aus ihrem Arbeitsalltag verschwinden. Der beste Weg dazu ist, die meisten potenziell disziplinarischen Themen in die Entscheidung des Teams zu verlagern. Ob Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, guter Umgang mit Kunden, Übernahme von zusätzlichen Aufgaben: Das meiste davon kann und muss ein Team selbst klären – oder es muss durch die Qualitätsstandards eindeutig sein. Die Führungskraft ist gewissermaßen nur diejenige, die den Taktstock schwingt, um das Zusammenspiel zu ermöglichen. Dabei sollte sie so selten wie möglich Disziplinarmaßnahmen einsetzen. Schon das ritualisierte Mitarbeitergespräch ist eigentlich eine Verletzung dieser Regel – besser ist es, wenn die genannten Themen Bestandteil der regulären Kommunikation sind. 8
    Eine Führungskraft darf nie vergessen, dass der Wunsch nach Autonomie und Entscheidungsfreiheit – und nach einem guten Teamgeist –, im Großen wie im Kleinen, die zentrale positive Motivation für Frauen darstellt. Sie darf nicht vergessen, dass Führung als solche den Wunsch nach Gleichheit verletzt. Die Ziele, die sie mit dem Team umsetzen möchte und soll, müssen vernünftig und realisierbar sein und sie muss die Mittel dafür bekommen. Sie ist bei knappen Ressourcen darauf angewiesen, das Team bei guter Laune zu halten und bessere Zeiten aktiv mit herzustellen. Ihre Aufgabe ist es also auch, neue Felder mit zu entwickeln, die mehr Einkünfte zu besseren Renditen erzeugen können. Eine Führungskraft, die nichts Neues mitentwickelt, hält nicht nur die Firma, sondern auch ihr Team zurück. Denn die Antwort auf knappes Geld, sinkende Preise, Wettbewerb liegt immer und in jeder Branche darin, neue Leistungen zu entwickeln, die wieder mehr Wert erwirtschaften. Sparen allein kann keine Dynamik erhalten oder erzeugen. Eine Führungskraft, die nur die bestehende Produktpalette und die Verfahren eines Unternehmens effektiv umsetzt und verwaltet, kann nicht die Kreativität ihrer Kolleginnen aktivieren. Führung ist letztlich verantwortlich für Vision, gute Stimmung, Optimismus, positive Energie – wo dies erlahmt, ob in der Buchhaltung oder an der Kundenfront, ist langfristig der Titel Führung falsch.
    Für die Welt der Zukunft, für die frauengerechten Firmen und Organisationen ist es also entscheidend, Führung neu zu definieren – und das Bestimmerbild weitgehend abzuschaffen. Es gibt dafür verschiedene Denkmodelle: Führung auf Zeit ist eine Möglichkeit, sie ist aber nicht zwingend, denn es gibt wirklich visionäre Frauen, die eine solche Funktion ohne Widerspruch auch länger ausüben können. Ein Maximum an Entscheidungen in die Teams zu verlagern, nicht nur über Arbeitszeiten, sondern auch über verfügbare Budgets, ist die zweite und wahrscheinlich wichtigste Möglichkeit. Bei strittigen Entscheidungen immer Rücksprache mit einer außen stehenden Person halten – eine Entscheidung gegen ein Team oder eine Person niemals alleine treffen, sondern sie vorher mit einer Ratgeberperson in der Organisation abzuwägen, ist eine dritte Möglichkeit. 9 Führungen zu wählen könnte eine weitere Möglichkeit sein – wobei die Befürchtung nicht von der Hand zu weisen ist, dass dann der kleinste gemeinsame Nenner oder ein Trägheitsmoment zum Zug kommt und nicht die Vision. Die Kolleginnen sind auch nur Menschen.
    Führungen können auch in die Irre laufen, wenn sie selbst keine Ziele haben. Ihre Ziele und Aufgaben müssen also rückgekoppelt sein mit der Organisation. Das müssen keine formalen Prozesse sein, keine schriftlichen Berichte. Aber es muss zu jedem Zeitpunkt deutlich gemacht werden können, von beiden Seiten, was die Aufgabe in diesem Team gerade mit den konkreten Zielen der Gesamtorganisation zu tun hat und wie sie genau dazu beiträgt, diese zu erfüllen.
    In jedem Fall aber ist es wichtig, auch Alternativen für Personen zu entwickeln, die in ihrer Führungsrolle keine Freude mehr finden und vielleicht auch keine Akzeptanz genießen. Um in das Bild unseres Kosmos einzutreten: Sie brauchen nicht unbedingt nach unten zu gehen, sondern sie können neue Aufgaben suchen. Ich selbst bin von der Geschäftsführung zur Beratung übergegan gen –

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