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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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hervor.
    »Ich brauche hier keine Erlaubnis«, schnaubte Sorgwitz,
dampfend vor Erregung. »Diese Dielen schwimmen in Blut. Da ist Gefahr im
Verzug, verstehen Sie?«
    Dann schwieg er und hörte zu, wie Marc mit Nagels Anwältin
verhandelte. Cordula versprach, sofort zu kommen. Bevor das Gespräch beendet
war, griff ich nach dem Handy und verzog mich ins Wohnzimmer. Covet und
Sorgwitz stritten weiter, wobei mein Freund dem Kommissar konsequent die Stirn
bot. Und nicht die lädierte Rückseite.
    »Hallo, Frau Glaßbrenner«, sagte ich. »So schnell spricht man
sich wieder.«
    »Wie schön.«
    »Um Marc und mich brauchen Sie sich nicht zu kümmern, wir
haben nichts Verwerfliches getan. Außer dem Kommissar ein paar Märchen erzählt.
Herr Nagel allerdings wäre Ihnen sicher dankbar, wenn Sie die Polizistenmeute
von seiner Wohnung fernhalten könnten.«
    »Geben Sie mir wieder Ratschläge, wie ich meine Arbeit zu tun
habe?«
    »Nein. Ich habe nur zwei Fragen. Es wäre nett, wenn Sie die
beantworten würden. Erstens: Ist das Bild in Nagels Wohnzimmer wertvoll?«
    Sie lachte. »Nein, absolut nicht.«
    »Und welche Unterlagen sollte Marc für Sie aus der Wohnung
holen?«
    »Was für Unterlagen?«
    »Danke, das wars. Viel Erfolg.«
    Ich hängte ein.

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

23
    Emmertsgrund, hatte Kommissar Fischer gesagt.
Irgendwo dort, im südlichsten Stadtteil Heidelbergs, hauste Annette Nierzwas
Ex-Mann. Im Gasthaus Wolfsbrunnen , nicht weit entfernt von Nagels
Wohnung, fragte ich nach einem Telefonbuch und notierte mir Wolls Adresse.
Anschließend schwang ich mich auf mein Rad und nahm denselben Waldweg in
Angriff, den ich am Sonntag, von Waldhilsbach kommend, herabgerauscht war. Nun ging
es bergauf.
    Heidelbergs Topographie zwingt einen zu den ungewöhnlichsten
Streckenführungen, vor allem, wenn man mit dem Rad unterwegs ist. Im aktuellen
Fall versuchte ich, den kürzesten Weg zwischen Schlierbach und Wolls Wohnung
einzuschlagen, und der führte über den Kleinen Odenwald, an der Rückseite des
Königstuhls vorbei. Die entscheidende Erleichterung war, dass ich ein Drittel
des Aufstiegs schon hinter mir hatte, denn sowohl das Gasthaus Wolfsbrunnen als auch die Hochhäuser des Emmertsgrunds lagen etwa 100 Meter über der
Talsohle.
    Ich fuhr nicht schnell, in Gedanken noch ganz bei den
Ereignissen von vorhin. In einem unbeobachteten Moment hatte ich mich
verdrückt. Covet, dessen Lebensgeister zusehends zurückgekehrt waren, stritt
mit Sorgwitz um die Lufthoheit über Nagels Wohnung, der eine wartete auf
juristischen, der andere auf polizeilichen Beistand. Warum war es überhaupt so
weit gekommen? Warum hatten wir dem Kommissar gegenüber nicht einfach die
Wahrheit gesagt? Ganz einfach: aus schlechtem Gewissen. Weil wir uns
gegenseitig angeflunkert hatten. Bei Marc waren es erfundene Unterlagen, bei
mir ein geklauter Schlüssel. Da ergab es sich ganz von selbst, dass man
weiterflunkerte. Auch wenn die Polizei in der Tür stand.
    Aber was hatte Covet nun wirklich in dem Haus gewollt? Was
verheimlichte mir der Kerl? Einer meiner besten Freunde, das musste man sich
mal vorstellen!
    »Verdammte Scheiße!«, brüllte ich in die Waldeinsamkeit
hinaus. Ich war über einen Ast gefahren und nahm das zum Anlass, der Welt
meinen Frust anzuvertrauen. Ein Eichelhäher keckerte, ein zweiter oben am Hang
fiel ein. Lacht ihr nur!
    Ich beschleunigte meinen Tritt. Lieber nicht zu intensiv
darüber nachdenken, woher Covets Heimlichtuerei rührte. Mit den Morden würde er
schon nichts zu tun haben. Jedenfalls nicht direkt. Und indirekt? Die
einfachste Erklärung war, dass er im Auftrag Nagels belastendes Material
beseitigt hatte. Ich hätte mir die Schreibtischschubladen genauer anschauen
sollen. Meinem flüchtigen Blick war nichts Spektakuläres aufgefallen.
    Lieber nicht darüber nachdenken. Lieber einen anderen
verdächtigen. Annettes Ex-Mann zum Beispiel. Auf meiner Kandidatenliste für den
Einbruch bei Nagel stand er ganz oben. Woll war verschwunden, untergetaucht
womöglich, und um wieder aufzutauchen, brauchte er Geld. Vielleicht gab es bei
Nagel doch etwas zu holen, und Woll wusste davon. Angenommen, dieses Etwas
hatte in einer der Schubladen gelegen; ein wertvolles Schmuckstück
beispielsweise, meinetwegen auch 10.000 Euro in bar. Woll entwendet den
Gegenstand, wird von Marc überrascht, schlägt ihn nieder, flüchtet. Marc

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