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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Blutlache gestanden. Und
nun stapfte er mit klebrigen Schuhen durch die Diele.
    »Haben Sie die Blumen schon gegossen?«, fragte Sorgwitz und
linste ins Wohnzimmer. Neben ihm presste sich Covet an die Wand und vergaß das
Atmen.
    »Alles erledigt«, antwortete ich. »War nicht viel Arbeit.«
    »Sie haben ja ganz nasse Haare«, meinte der Kampfhund
plötzlich und zeigte auf Covet.
    »Nasse Haare?«, fragte Marc, fuhr mit der Hand nach oben und
ließ sie auf halbem Weg wieder sinken.
    »Haben Sie hier geduscht oder was?«
    »Oh, das muss der Schneeball vorhin gewesen sein«, mischte
ich mich ein. »Mit dem habe ich ihn ganz schön eingeseift.«
    Der Blonde sah mich an und schwieg.
    »Nun, Herr Sorgwitz, eigentlich waren wir gerade beim
Aufbruch, als Sie kamen. Vielleicht wären Sie so freundlich, uns nach draußen
zu begleiten. Sie bekommen sicher noch Gelegenheit, Nagels Wohnung nach allen
Regeln der Kunst zu durchwühlen.«
    »Eben deshalb kann ich mir die wichtigsten Einzelheiten ja
schon einmal einprägen«, gab er zurück und lugte in die Küche. Er war ein
Freund solcher Spielchen. Nur von dem Streich, den seine blutgetränkten Schuhe
ihm spielten, hatte er keine Ahnung.
    »Sie haben uns noch gar nicht gesagt, was Sie hier wollten«,
meldete sich Covet zu Wort.
    Der Kampfhund wandte sich ihm zu. »Befragung der Nachbarn.
Deshalb bin ich hier. Und als ich nebenan aus der Haustür trat, merkte ich,
dass sich jemand in der Wohnung aufhielt. Ganz einfach.« Er schaute wieder in
die Küche.
    »Mir wäre es ganz recht, wenn wir jetzt gehen könnten«, sagte
ich und trat hinter ihn. »Ich glaube nicht, dass es einen guten Eindruck bei
Ihrem Vorgesetzten macht, wenn Sie sich gegen den Willen Herrn Nagels hier
aufhalten.«
    Es war ein Versuch gewesen, mehr nicht. Und er kam zu spät.
Sorgwitz hatte das Loch in der Scheibe entdeckt, gestutzt und die Küche in zwei
Sätzen durchmessen. Covet biss sich auf die Lippen.
    Nun half nur noch eines: Vorwärtsverteidigung. Quatschen, bis
die Luft brannte. Sorgwitz stand vor dem Küchenfenster und sperrte den Mund
auf. Ich hatte dafür zu sorgen, dass er ihn so schnell nicht mehr zubekam.
    »Sehen Sie mal!«, rief ich, stürzte auf ihn zu und packte ihn
am Arm. »Da! Das Fenster! Es ist nicht zu fassen. Wer war das?«
    Sorgwitz schüttelte mich ab und starrte mich entgeistert an.
    »Marc, hast du das gesehen? Hier muss jemand eingebrochen
sein. Wenn das Bernd erfährt! Erst die Verhaftung und dann das! Wir müssen
sofort nachschauen, ob etwas gestohlen wurde, wir müssen ihn informieren.«
    »Schnauze!«, brüllte Sorgwitz. »Sie wollen mir doch nicht
erzählen, dass Sie das Loch eben erst entdeckt haben.«
    »Wir waren nicht in der Küche. Das Wasser für die Blumen
haben wir im Bad geholt. Es gab überhaupt keinen Grund, die Küche zu betreten.
Okay, vielleicht war es kein Einbruch, sondern bloß ein Dummejungenstreich.«
    »Von wegen Streich«, murmelte er. »Hier ist jemand
eingestiegen.« Er trat zurück, um auf die Spuren zu deuten, die der Einbrecher
hinterlassen hatte, und in diesem Moment sah er seine eigenen blutigen
Fußstapfen. Das verschlug ihm die Sprache. Es verschlug sie ihm in einer Weise,
als habe ihm jemand einen starken Staubsauger vor den Mund gehalten. Als seien
die Worte in ein schwarzes Loch gefallen und unwiederbringlich in der Tiefe des
Raumes verloren. Weg waren sie.
    Gott sei Dank gab es noch mich, Max Koller, dem das Vokabular
so schnell nicht ausging.
    »Um Gottes willen!«, stieß ich hervor. »Herr Sorgwitz, können
Sie uns das erklären? Sagten Sie nicht, Sie hätten bloß die Nachbarn befragt?
Ich habe Sie immer für einen friedlichen Mann gehalten, hart, aber gerecht, und
nun das! Wer hat da bluten müssen?«
    Der Blonde schüttelte den Kopf. Zu mehr war er nicht fähig.
    »Sprechen Sie darüber, Herr Sorgwitz. Es erleichtert.«
    Er schluckte. Langsam kam Bewegung in ihn. Er schielte auf
seine Schuhe, zog sie aus, roch an ihnen.
    »Sollen wir Sie zu Ihrem Wagen bringen? Am besten ruhen Sie
sich zu Hause ein bisschen aus.«
    »Ruhe!«, brüllte er. »Sie halten jetzt Ihr verdammtes Maul
und erklären mir, woher dieses Blut stammt! Und erzählen Sie mir nicht, Sie
hätten nichts davon bemerkt!«
    »Also, was nun?«, fragte ich und tat gekränkt. »Maul halten
oder erklären? Beides gleichzeitig geht nicht.«
    »Was ist das für Blut auf dem Boden?«
    »Und das verdammte Maul nehmen Sie zurück, Herr

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