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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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der kürzeste.«
    »Sie wussten doch, dass
Woll nicht zu Hause war.«
    »Oh, ich kann gut mit Hausmeistern.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Haben Sie ihn durchsucht, bevor
Sie ihn huckepack genommen haben?«
    »Nein.«
    »Nein? Wie war noch mal Ihr Beruf?«
    »Ich habe Ihnen etwas Arbeit übrig gelassen. Nur …« Ich
kramte in meiner Jacke. »Nur dieser Schlüsselbund fiel mir entgegen.«
    »Schon wieder so ein Zufall«, flötete Greiner und nahm die
Schlüssel entgegen. Er konnte nicht wissen, dass der mit dem geflügelten M
fehlte. »Heute muss ein ganz besonderer Tag sein. Von wo haben Sie uns
eigentlich informiert? Ich meine, ohne funktionstüchtiges Handy?«
    »Von einer Telefonzelle auf dem Königstuhl.«
    Er blickte nach Westen, wo die Funktürme des Königstuhls in
den grauen Himmel ragten. Von unserem Standpunkt aus waren es noch einige
Höhenmeter bis zum Gipfel.
    »Sportlich, sportlich, Herr Koller.«
    »Mens sana in corpore sano, Herr Greiner.«
    »Wusste gar nicht, dass Sie Latein können.«
    »Soll ich es Ihnen übersetzen?«
    »Brauchen Sie nicht«, zischte er. Ich verkniff mir ein
Lachen.
    Kommissar Sorgwitz hatte sein Spielgerät mittlerweile
eingesteckt und näherte sich uns langsam. Der Arzt werkelte immer noch an Woll
herum, hin und wieder schüttelte er den Kopf.
    »Wo ist denn nun Ihr Chef, Herr Greiner? Im vorzeitigen
Ruhestand?«
    »So ungefähr. Kommissar Fischer scheint nicht mehr der
geeignete Mann für solche Fälle zu sein. Die Nachricht vom dritten Opfer hat
ihm ganz schön zugesetzt. Und zwar hier.« Er klopfte sich auf seine linke
Brusthälfte. »Aber er soll ja guten Kontakt zur Ärzteschaft haben.«
    »Und nun führen Sie das Regiment. Sie und Ihr bissiger
Kollege. Auch ein schöner Zufall.«
    Endlich kam es. Ich hatte schon die ganze Zeit darauf
gewartet. Der Rottweiler zog die dunklen Brauen zusammen, hob die Rechte und
fuhr einen Zeigefinger aus. Dann stieß er zu.
    »Ich warne Sie, Koller«, fauchte er. »Sie kapieren nicht, wie
tief Sie in der Scheiße sitzen. Nehmen Sie sich in Acht.«
    »Vor wem und warum?«
    »Chris hat mir erzählt, dass Sie in Nagels Wohnung
eingedrungen sind. Zusammen mit Ihrem Journalistenspezi.«
    »Eingedrungen?«, grinste ich. »Soll ich Ihnen erklären, wie
ein Haustürschlüssel funktioniert?«
    »Sie finden Woll, Sie sitzen während des ersten Mordes in der
Oper, und beim zweiten Mord sind Sie auch zur Stelle.«
    Ich lachte so laut, dass die Jungs von der Spurensicherung zu
uns hersahen. »Sie sind wirklich ein Spaßvogel, Herr Greiner. Wer hat mich denn
gestern früh aus dem Bett geholt? Ohne Sie hätte ich Barth-Hufelangs Wohnung
niemals von innen gesehen. Und sogar aus der Tatsache, dass ich Mozart-Fan bin,
wollen Sie mir einen Strick drehen.«
    »Stellen Sie sich nicht dümmer, als Sie sind«, erwiderte
Greiner kalt. »Wir hängen Ihnen keine Morde an, für so toll hält Sie hier
niemand. Aber wir wissen, wen Sie decken. Weil Sie eingeweiht sind, können Sie
Verwirrung stiften. Der Polizei immer eine Nasenlänge voraus, nicht wahr? So
etwas habe ich geahnt, als ich Sie zum ersten Mal gesehen habe.«
    »Interessante Theorie. Und wen decke ich? Bernd Nagel
vielleicht?«
    Greiner verzog keine Miene.
    »Frau von Wonnegut? Die Freunde des Musiktheaters ?«
    Greiner schwieg.
    »Auch nicht? Dann muss ich passen.«
    »Wie wärs mit Ihrem Freund Covet?«, sagte eine Stimme hinter
mir.
    Ich drehte mich um. Breitbeinig stand der Kampfhund da, die
Hände tief in den Taschen seines Mantels vergraben.
    »Covet? Seit wann würfelt die Polizei bei der Suche nach
Verdächtigen?«
    Keine Antwort. Greiner hielt wie zuvor die Arme vor der Brust
verschränkt, Sorgwitz’ Gesicht war von einer Art Grinsen entstellt, das
entsteht, wenn die Mundwinkel ans Jochbein genagelt werden.
    »Ein Journalist als Mörder«, sagte ich. »Um die Auflage
seiner Zeitung zu erhöhen oder was?«
    »Siehst du?«, sagte der Rottweiler. »Der macht immer weiter.
Immer Nebelkerzen. Der würde unter Wasser noch weiterquatschen.«
    »Selbst wenn ihm die Scheiße bis über die Ohrdeckel steht«,
sagte Sorgwitz.
    Ich begann zu lachen. ›Bis iewer die Ohrdäggel‹! Das
gelegentliche Sächseln des Blonden setzte dem Arrangement die Krone auf. Drei
Männer im Schnee, gezückte Colts, eine Leiche am Boden und Sätze wie aus dem
Western. Charmant! Wohin das führen sollte, stand allerdings in keinem
Drehbuch.
    »Ich verstehe ja«, sagte ich, »dass

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