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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Freundschaft überlege.«
    »Nun reg dich wieder ab. Es war privater Kram, wie gesagt,
das braucht keinen zu interessieren, weder dich noch die Polizei.«
    »Was?«, fuhr ich auf. Die Zehen glitten ins Wasser zurück,
mit beiden Armen stützte ich mich am Wannenrand ab. »Das braucht mich nicht zu
interessieren? Ich soll mich abregen? Es ist noch keine Woche her, da hast du
mich händeringend gebeten, etwas in Sachen Bernd Nagel zu unternehmen, mich
umzuhören, die Leute auszufragen, und jetzt gehen nach einer simplen Frage bei
dir sämtliche Rollläden runter. Da soll man mal nicht misstrauisch werden!
Warum diese Geheimniskrämerei? Das bringt mich nur auf dumme Gedanken, und wer
dumme Gedanken hat, der redet auch dummes Zeug, bis er irgendwann dumme Sachen
anstellt. Willst du das?«
    »Was für dumme Gedanken?«, fauchte er und legte seine Brille
beiseite. Sie war beschlagen, da konnte er putzen, so viel er wollte. »Unter
Ermitteln verstehe ich etwas anderes, als sich dumme Gedanken zu machen. Wenn
ich dir sage, es war nichts Besonderes, was ich in Bernds Wohnung suchte, dann
war es auch nichts Besonderes, fertig. Das muss dir als Information reichen.«
    »Das reicht mir aber nicht! Du kochst doch schon seit Tagen
dein eigenes Süppchen. Mal soll ich meine Arbeit tun, mal lieber nicht. Willst
du überhaupt, dass der Täter ermittelt wird? Stellt man deinem Freund Nagel
eine direkte Frage, würgst du einen ab. Genauso bei der lieben Cordula. Erst
frühstückt ihr zusammen, dann ist sie plötzlich die Anwältin von Bernd.
Vielleicht klärst du mich mal vorher über eure Beziehungskisten auf. Bei Nagel
weiß ich noch weniger, woran ich bin. Anfangs dachte ich, ihr kennt euch bloß
flüchtig, inzwischen frage ich mich, ob ihr nicht lieber als eineiige Zwillinge
gehen wollt. Du hast seinen Haustürschlüssel, du lässt irgendwelche Sachen aus
seinem Schreibtisch verschwinden und erzählst mir Märchen aus Tausendundeiner
Nacht. Nicht mit mir, verstehst du?«
    »Darf ich jetzt auch mal was sagen?«
    »Bitte. Ich warte schon seit Tagen drauf.«
    Covet stand auf und begann, unruhig in meinem Badezimmer auf-
und abzugehen. Auf neun oder zehn Quadratmetern! »Ich verstehe nicht, was das
eine mit dem anderen zu tun hat. Die Sachen aus Bernds Schreibtisch, das sage
ich jetzt zum letzten Mal, sind harmloser Privatkram, Fotos, Briefe, von denen
ich nicht möchte, dass jeder Heidelberger Polizist seine Nase in sie steckt.
Deswegen behindere ich doch nicht deine Arbeit. Von wegen abwürgen! Du darfst
Bernd jede Frage dieser Welt stellen, jede. Nur kommt es hin und wieder auf die
Formulierung an.«
    »Na klar.« Ich verdrehte die Augen.
    »Auch wenn du das nicht
einsiehst«, rief er wütend, »aber darauf kommt es tatsächlich an. Versetz dich
mal in meine Lage, Max! Seit Annettes Tod sitze ich zwischen allen Stühlen,
verstehst du das nicht? Ich muss überall vermitteln, zwischen dir und Bernd,
zwischen dir und Cordula, zwischen Bernd und der Polizei. Natürlich will ich,
dass diese Morde aufgeklärt werden, was glaubst du denn? Lieber heute als
morgen. Gleichzeitig habe ich eine panische Angst davor, dass am Ende eine
unangenehme Wahrheit zutage kommt. Mir hat Bernd schließlich auch einiges
verschwiegen.«
    »Aber das ist doch nicht alles!«, brüllte ich. »Wieso hast du
einen Schlüssel zu Nagels Wohnung?«
    »Er hat ihn mir gegeben. Was ist daran verwerflich? Und
schrei nicht so rum.«
    »Angenommen, ich wäre Polizist«, sagte ich mühsam beherrscht,
»angenommen, ich hätte Nagel in Verdacht und käme plötzlich auf den Gedanken,
da gäbe es einen Komplizen, einen, der ihn deckt, der wichtige Informationen
vorenthält – auf wen würde ich dann wohl tippen, hm?«
    »Das ist absurd.«
    »Ja, es ist absurd, und zwar so absurd, dass sogar die
Polizei schon drauf gekommen ist. Die verdächtigen dich, Marc. Die glauben,
dass du mit Nagel unter einer Decke steckst, und weißt du, was? Das glaube ich
auch. Irgendetwas verheimlichst du mir, ich habe es von Anfang an gespürt.
Immer diese Abwehrhaltung, wenn man deinem lieben Bernd zu nah auf den Pelz
rückt, dem armen, sensiblen Kerl, und er hats ja so schwer mit seiner Beziehung
und den Frauen, den darf man nicht hart anfassen, da muss man schön behutsam
sein. Bloß keine Fragen nach dem Verhältnis zu Annette!«
    »Das habe ich nie gesagt.«
    »Aber suggeriert. Angedeutet, nahegelegt. Ist ja auch egal,
ihr beide habt mir

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