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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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ist.«
    »Hoffen wirs. Leider scheinen Greiner und Sorgwitz etwas
spitzgekriegt zu haben.«
    »Sie hatten Bernds Notebook.« Er stand auf. »Ich hole mal
Nachschub. Du auch noch eins?«
    Ich nickte. Während Marc zwei neue Flaschen aus dem
Kühlschrank holte, pulte ich ein wenig Dreck unter meinen Zehennägeln hervor.
Demnächst würde ich sie schneiden müssen. Aber nicht heute und nicht morgen.
Erst wenn dieser Fall geklärt war. Allzu lange sollte es nicht mehr dauern.
    »Ich habe sogar in den letzten Tagen auf Alkohol verzichtet«,
sagte Marc, als er zurückkam, und tippte sich an die Stirn. »Kannst du dir das
vorstellen? Nur, um nicht aus Versehen was Falsches zu sagen oder eine
auffällige Geste zu machen, wenn ich mit Bernd in einem Raum war. Verrückt,
was?«
    »Wie geht es eigentlich deinem Kopf?«
    »Mäßig.«
    »Jetzt kann ich mir ausmalen, was in den Briefen aus Nagels
Schreibtisch stand.«
    »Oh Gott, ja.« Covet ließ sich in seinen Stuhl fallen und
reichte mir eine Flasche. »Lieber verbrenne ich sie, bevor sie diesem Sorgwitz
in die Hände fallen. Und dann unsere Urlaubsbilder aus Brüssel.«
    »Brüssel?«
    »Da haben wir uns über Silvester getroffen.«
    »Sieh an. Wusste Annette Nierzwa von euerem Verhältnis?«
    »Angeblich nicht. Sie hat
ihn natürlich gelöchert, aber er behauptet, er hätte ihr nichts von mir
erzählt.«
    »Schon ein komischer Typ, dein Bernd. Zwei Beziehungen
gleichzeitig laufen zu haben.«
    Covet machte eine abschätzige Handbewegung. »Da merkt man,
wie jung er noch ist. Ich habe ihm eine Art Ultimatum gestellt: sie oder ich.
Vor ein paar Wochen kam er und sagte: ›Alles klar, es ist aus mit ihr‹. Da war
die Sache für mich bereinigt. Bis gestern, als ich hörte, was während der Figaro -Premiere
passiert ist.«
    »Tja«, sagte ich. »Irre, was die Leute so antreibt.«
    »Wird das heute noch was mit meinem Bier, oder soll ich ihm
den Hals abschlagen?«
    Ich öffnete beide Flaschen, dass die Kronkorken in die
Badewanne flogen.
    »Prost«, sagte ich und stieß mit ihm an.
    »Prost, du Scheißkerl.«

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

27
    Als mich Marc verließ, hatten wir das Dutzend an
leeren Bierflaschen voll gemacht. Also das Dutzend voll, aber die Flaschen
leer. Wie es sich gehörte. Und weil es sich so gehörte, beschloss ich diesen
Tag im Englischen Jäger . Ich hatte eine Leiche entdeckt, sie huckepack
genommen, einen Kinnhaken erhalten und mich mit einem Kumpel gestritten. Ich
war in zwei fremde Wohnungen eingedrungen und hatte die Einladung einer
rothaarigen Dramaturgin ausgeschlagen. Bisschen viel für einen einzigen Tag. Da
war ein halbes Dutzend Pils nichts dagegen.
    Also ab in meine Lieblingskneipe. Der Englische Jäger liegt keine zehn Gehminuten von meinem Zuhause entfernt, trotzdem verspürte ich
schon wieder Durst, als ich dort anlangte. Ein Typ mit grauen Locken kam eben
heraus und nickte mir zu. Nie gesehen, den Kerl.
    »Na, endlich!«, brüllte Tischfußball-Kurt durch die
Gaststube. »Dachte schon, du hättest deine Kumpels ganz vergessen.«
    Seine beiden Dackel Coppick und Hansen lugten unter den
Stühlen hervor. Kurt saß mit dem schönen Herbert, einem rauschebärtigen
Intellektuellen und einem ganz in Schwarz gekleideten Jüngling am Tisch. Vor
ihnen zwei Schachbretter, Schachuhren und eine Batterie leerer Flaschen. Ich
fühlte mich gleich wie zu Hause. Maria, die Wirtin, begrüßte mich mit einem
Schulterklaps, für die Alteingesessenen am Stammtisch war ich Luft.
    »Spielst du ein Turnierchen mit?«, fragte Tischfußball-Kurt,
noch bevor ich Platz genommen hatte, und zeigte auf die Schachbretter.
»Natürlich spielst du! Leander will nicht, und vier müssen wir schon sein.«
    »Ich habs nicht so mit den Regeln«, sagte der Rauschebärtige
entschuldigend. »In meinem Kopf ist schon so viel drin, da passen keine Regeln
mehr rein.«
    »Welche vier?«, fragte ich Kurt. »Du, Herbert, ich?«
    »Und der Grufti hier.«
    »Nix Grufti«, widersprach der Jüngling. Er trug pechschwarz
gefärbtes Haupthaar und eine Handvoll Metallstifte im Gesicht. »Gothic heißt
das, vastehste? Gothic.« Sein ›th‹ kam nicht so gut.
    »Ein Wettsaufen wäre mir lieber«, sagte ich.
    »Mit Orangensaft?«, grinste Kurt. Er ernährt sich praktisch
von nichts anderem.
    »Dann also Blitzschach. Ich mache euch alle, Jungs.«
    Und so geschah es. Den schwarz gekleideten Gothicfan fegte
ich

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