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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Damenopfer und musste das Unentschieden annehmen,
worüber er sich augenscheinlich noch mehr ärgerte als ich.
    »Und alles nur wegen diesem Scheißkerl«, moserte er und
zeigte über seine Schulter. »Wenn dir der im Nacken sitzt, kannst du dich nicht
mehr konden… koordinieren.«
    »Er ist wegen mir da«, sagte ich.
    »Wegen dir?«
    »Es geht um diese Theatergeschichte. Die Polizei ist der
Meinung, ich pfusche ihr ins Handwerk. Nun wollen sie mich mürbe machen oder
wenigstens unter Kontrolle halten.«
    »Weißt du, was? Das spricht für dich. Der Typ ist ein
Hardliner. Ein Fanatiker, hör auf meine Worte.«
    »Was ist jetzt?«, mischte sich der Junge in Schwarz ein.
»Weiterspielen oder quatschen?«
    Wir wechselten die Plätze. Kurt bekam es mit dem Grufti zu
tun, ich mit Herbert.
    »Bist du mit dem Blonden mal aneinandergeraten?«, fragte ich
Kurt.
    »Ich? Nö. Ein Kumpel von mir. Also kein Kumpel, aber so ne
Art Kumpel, du weißt schon. Den haben sie drangekriegt, wegen irgendeiner
Geschichte, die nicht ganz sauber war.«
    »Was für eine Geschichte?«
    »Ein Anlagemodell. Osteuropa.« Seine Gesichtsmuskeln begannen
zu zucken, obwohl die Schachfiguren erst aufgebaut wurden.
    »Eine Anlage? Kann nicht sein. Der Typ ist bei der
Mordkommission.«
    »Damals war er bei der Sitte.«
    »Was hat einer von der Sitte mit Ostinvestitionen zu tun?«
    »Na ja … Mein Kumpel, der hatte Beziehungen. Nach Russland.
Verdammt, ist das so wichtig?«
    »Für mich ist alles wichtig, was mit dem Kerl zusammenhängt.«
    »Wo bleibt mein Saft?«, brüllte Tischfußball-Kurt durch die
Gaststube und hielt sein leeres Glas in die Höhe. Es musste sich um einen guten
Bekannten handeln, wenn er derart um Worte rang. »Also, dieser Kumpel hat Geld
in russische Firmen gesteckt. Und in andere Objekte. Russische Objekte, klar?«
    »Objekte?«
    »Hier was und da was. Objekte. Frauen halt. Russinnen. Aber
nicht nur. Der war Unternehmer, hat investiert. Bis zum Ural. Wie man es so
macht als Geschäftsmann, verstehst du?«
    »Und die Bullen haben sich vor allem für die Frauen
interessiert.«
    »Keine Ahnung«, raunzte er mich an. »Woher soll ich wissen,
wofür die sich interessieren? Bin doch kein Hellseher. Jedenfalls kam irgendwann
der Blonde da und hielt uns einen Vortrag über die Moral und Gott und die Welt
und was wir doch für versaute Arschlöcher wären. So einer ist das nämlich. Die
Typen habe ich gefressen.«
    »Warst du damals auch dabei?«
    »Quatsch!«, fuhr er auf. »Mit den Geschäften von meinem
Kumpel hatte ich nichts zu tun. Überhaupt nichts. Und nur weil ich der einen
Russin gerade einen Tee aufs Zimmer gebracht hatte, wollten die mir einen
Strick draus drehen.«
    »Darf man den Damen heutzutage nicht mal mehr ungestraft einen
Tee servieren?«, fragte der schöne Herbert, und das sanfte Spiel seiner
Augenbrauen verriet, dass er kurz vor einer Lachsalve stand, vermutlich der
ersten seit 1948.
    »Vielleicht war es auch Schampus«, blaffte ihn Kurt an. »Ist
doch egal. Der Typ drehte jedenfalls völlig hohl. Ich glaube, der hat zum
ersten Mal in seinem Leben eine nackte Russin gesehen. Das hat der emotional
gar nicht verkraftet. Los, spielen wir weiter!«
    »Genau«, nickte der Grufti. »Spielen, aber hallo.«
    »Moment noch«, sagte ich. »Wie ging die Geschichte aus?«
    »Wie soll die schon ausgegangen sein?«, entgegnete
Tischfußball-Kurt und winkte ab. »Alles nur heiße Luft. Mein Kumpel war Profi,
der hatte auch in einen guten Verteidiger investiert, und weil der den Richter
vom Golfen kannte, war die ganze Chose in ein paar Wochen vom Tisch. Der
Richter hat sich dann persönlich davon überzeugt, dass mit den Russinnen alles
in Ordnung war, und so war jeder zufrieden. Nur der Blonde musste unbedingt
seine Weltverbessererlitanei halten. Kam sogar später noch zwei-, dreimal
vorbei, um meinem Kumpel die Leviten zu lesen. Ein echter Laienprediger. Trägt
er seinen Ring noch?«
    »Was für einen Ring?«
    »So einen Halbpfünder mit dickem Kreuz drauf. Ein
Sektenabzeichen, habe ich gehört. Und genauso hat er sich auch aufgeführt.«
    »Du meinst, der Typ ist bei einer Sekte? Bist du sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher«, erwiderte Tischfußball-Kurt
ärgerlich. »Hab ich mir sein Gelaber anhören müssen oder nicht?«
    »Apropos Gelaber«, ließ sich der Jüngling wieder hören. »Ich
will ja nix sagen, aber …«
    »Dann halt den Schnabel und spiel!«, fuhr ihm Kurt über

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