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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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etwas tue, im Gegensatz zu Ihnen, Herr
Nagel. Ihr Alibi können Sie vergessen, das ist keinen Pfifferling wert, wenn
die Polizei erfährt, dass Sie mit dem Zeugen Kontakt aufgenommen haben.«
    »Aber ich musste wissen …«
    »Gar nichts müssen Sie! Wenn Sie unschuldig sind, brauchen
Sie sich keine Sorgen zu machen. Aber der Zeuge ist futsch, verstehen Sie? Man
wird Ihnen Beeinflussung unterstellen, vielleicht haben Sie dem Mann was
gezahlt, um sein Gedächtnis aufzufrischen.«
    »So ein Quatsch«, rief Nagel. »Wofür halten Sie mich? Ich
habe ihn bloß gefragt, ob er sich an mich erinnern kann, und das konnte er.
Außerdem, Herr Privatdetektiv, mache ich mir eine Menge Sorgen, obwohl ich
unschuldig bin. Sie können sich nicht vorstellen, wie das ist, wenn man morgens
zur Arbeit geht und jeder wirft einem misstrauische Blicke zu.«
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn.
    »Was gibts?«
    Mit einer besorgten Miene, die ihr überhaupt nicht stand,
betrat die Sekretärin den Raum. »Alles in Ordnung, Herr Nagel?«
    »Alles in bester Ordnung.«
    »Ich wollte Sie nur an den Termin im Kommissariat erinnern.«
    »Danke, ich habe alles im Griff.«
    Die Blondierte verschwand.
    »Sehen Sie«, zischte Nagel. »So geht das schon den ganzen
Morgen. Die Alte glaubt wohl, ich könnte die Uhrzeit nicht mehr lesen. Und wenn
ich draußen bin, zerreißt sie sich das Maul über mich. Da wird es hoch hergehen
im Sekretariat.«
    Ich schlug die Beine übereinander. »Nur die Ruhe, Herr Nagel.
Sie müssen die Leute verstehen. Die sind verunsichert, wissen nicht mehr, was
sie über einen Kollegen denken sollen. Das ginge Ihnen genauso, wenn eines
Tages die Geliebte des GMD hier unterm Flügel läge.«
    Nagel zuckte die Achseln und schaute trotzig zur Seite. In
seinen Kreisen war man mit Verständnis und Mitgefühl wohl schneller bei der
Hand als in den Kreisen eines Max Koller.
    »Wo ist Barth-Hufelang eigentlich?«
    »Unten, bei der Probe.«
    »Das trifft sich gut. Ich würde gerne mit Annettes Ex-Mann
sprechen. Er ist doch dabei, oder?«
    »Soviel ich weiß, ja.«
    »Und wie lange dauert die Probe noch?«
    Nagel sah auf seine Armbanduhr. »In einer Viertelstunde
machen sie Pause. Da können Sie ihn abfangen.«
    »Gut. Damit Sie sehen, dass ich nicht untätig herumsitze,
sondern gewillt bin, Frau von Wonnegut« – den Namen meiner Auftraggeberin
betonte ich absichtlich – »Ergebnisse zu liefern, werde ich Ihnen meine
weiteren Pläne nennen. Ich werde gleich nachher durch die Plöck streifen und
dort, wo es mir angebracht erscheint, Ihr Alibi überprüfen. Verstehen Sie:
dort, wo die Erfolgsaussichten größer als null sind. In Kneipen, die am
Freitagabend geöffnet hatten. In einer Buchhandlung, in der vielleicht eine
Veranstaltung stattfand. Vielleicht auch noch in einem der Studentenwohnheime,
aber bestimmt nicht an jeder Tür. Das wird nicht einmal die Polizei leisten
können, klar?«
    Er nickte.
    »Und dann«, fuhr ich fort, »möchte ich mich in der Wohnung
von Annette Nierzwa umsehen.«
    »Warum denn das?« Schon setzte er wieder diese abweisende
Miene auf.
    »Warum nicht?«
    »Was glauben Sie dort zu finden? In der Wohnung einer Toten?«
    »Mensch, Herr Nagel, fragen Sie mich doch nicht dauernd,
warum und wieso. Ich tue so etwas nicht zum ersten Mal und habe meine Gründe,
auch wenn ich sie Ihnen nicht in allen Einzelheiten auf die Nase binde. Denken
Sie halt selbst ein bisschen nach.«
    »Ehrlich gesagt, fällt mir da nicht viel ein.«
    »Ihr Problem.«
    »Die Polizei ist in Annettes Wohnung.«
    »Na und? Dann warte ich, bis sie wieder weg ist.«
    Ein Schrei aus dem oberen Stock ließ uns beide
zusammenfahren. Ein Schrei mit künstlerischem Mehrwert. Die Stimme verharrte
kurz auf dem Höchstton, bevor sie Stufe für Stufe abwärts perlte. Meine
Nackenhaare sträubten sich.
    »Soll das so klingen?«, fragte ich.
    Nagel zuckte bloß mit den Schultern.
    »Also, ob es Ihnen passt oder nicht: Ich würde mir gerne die
Wohnung von Frau Nierzwa anschauen. Darf ich Ihren Schlüssel benutzen?«
    »Ich habe keinen mehr.«
    »Sie waren doch bis vor Kurzem noch mit ihr zusammen.«
    »Ich war bis vor einiger Zeit mit ihr zusammen«, korrigierte
er eiskalt, »und habe ihr meinen Schlüssel wieder zurückgegeben.«
    »Na gut, dann sagen Sie mir, durch welches Fenster ich am
leichtesten einsteigen kann.«
    »Was?« Er starrte mich perplex an.
    »Ich kann es auch lassen«, sagte ich und stand auf. Machte

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