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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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sagte ich. »Mit Psychologie braucht
ihr mir nicht mehr zu kommen. Schließlich hat Nagel gelogen. Du hast ihn
gefragt, Marc, auf Ehre und Gewissen, und was macht er? Lügt, dass sich die
Balken biegen. Belügt mich, belügt die Polizei. Dabei geht es um Mord. Anstatt
dass der Kerl sagt, na klar, ich will doch auch, dass der Mörder meiner Ex
gefasst wird, also hört her, so und so war es. Nichts da, Bernd Nagel versucht,
seine Spielchen mit uns zu treiben. Wenn er jetzt zugeben musste, dass ihn der
Trieb geritten hat, muss er demnächst vielleicht zugeben, dass er seine
Aggressionen nicht unter Kontrolle hatte.«
    Covet schwieg. Er stützte den Kopf in eine Hand und sah
düster auf seine Schuhspitzen.
    »Wie Sie das formulieren«, schmunzelte Cordula Glaßbrenner.
Ihr Blick hatte etwas Herausforderndes. »Bernd Nagel vom Trieb geritten … Das
muss ich mir merken.«
    »Ja, tun Sie das. Und wissen Sie, was Sie dann machen? Sie
gehen zu Nagel und setzen ihm die Pistole auf die Brust. Kündigen Sie ihm die
Freundschaft, behaupten Sie, er käme erst in ein paar Wochen wieder aus der
U-Haft, was weiß ich. Aber der Kerl soll endlich die ganze Wahrheit gestehen,
er soll Uhrzeiten nennen, soll aus seinem Traum aufwachen und sich an Leute
erinnern, die er auf dem Weg von seinem Zimmer in die Plöck gesehen hat. Bevor
ihm die Kriminaltechnik Stück für Stück nachweist, was er an diesem Abend noch
alles getrieben hat. Dann könnte es nämlich verdammt peinlich werden.«
    Nach diesen Worten herrschte Stille. Mit der Rechtsanwältin
war eine Veränderung vor sich gegangen. Ihre Gesichtszüge hatten sich
verhärtet, die linke Hand schloss sich fest um die Schreibtischplatte. Das
Lächeln, das von ihren Lippen geformt wurde, war keinen Cent wert.
    »Sie wollen mir vorschreiben, was ich zu tun habe?«, sagte
sie. »Das wollen Sie tun?«
    »Ich will niemandem etwas vorschreiben. Ich habe Ihnen nur
gesagt, was ich an Ihrer Stelle täte. Zum Besten von Bernd Nagel.«
    Sie starrte mich kalt, fast enttäuscht an. Ihre Augen glommen
dunkel. »Schade«, sagte sie. Mehr nicht.
    In die folgende Pause hinein räusperte sich Covet, wollte die
Situation retten, begann zu erklären, wie ich es gemeint haben könnte, aber sie
schnitt ihm das Wort ab, indem sie wieder hinter ihren Schreibtisch trat und
sich setzte.
    »Ich danke euch für euer
Kommen«, sagte sie förmlich. »Im Gegensatz zu Max Koller bin ich der Meinung,
dass Bernd schon morgen aus der Untersuchungshaft entlassen wird, sofern es
keine weiteren Indizien gegen ihn gibt. Ich werde mein Menschenmögliches tun,
um ihn da rauszuhauen. Und jetzt entschuldigt mich, die Arbeit ruft. Ich halte
euch auf dem Laufenden.«
    Wir gingen. Meine Verabschiedung von Cordula fiel kurz aus,
während ihr Marc zwischen diversen hingehauchten Küsschen im Flüsterton zu
erklären versuchte, warum ich so war, wie ich war, und was es zu bedeuten hatte,
wenn ich etwas sagte, was ich nicht so meinte, wie ich es gesagt hatte.
Sichtbarer Erfolg war seinen Erklärungen nicht beschieden.
    Gefasst wartete ich im Freien auf das, was kommen musste. In
Frau Dr. Glaßbrenners großem Messingschild kontrollierte ich mein Aussehen.
Kaum hatte Marc die schwere Eingangstür hinter sich geschlossen, ging die
Schreierei los.
    »Was fällt dir eigentlich ein? Bist du von allen guten
Geistern verlassen? Sie will uns helfen, und du markierst den Dicken!«
    »Sie auch. Kostüm, Lippenstift, teure Möbel und afrikanische
Pseudokunst. Das nenne ich den Dicken markieren.«
    »Kannst du deinen Sozialneid mal für eine Sekunde
vergessen?«, brüllte er. »Ist doch scheißegal, was für Möbel sie hat und welche
Bilder an der Wand hängen. Mein Kumpel Bernd sitzt in der Klemme, und du störst
dich an irgendwelchen Bildern! Zum Kotzen finde ich das! Weißt du, mit welcher
Engelsgeduld ich auf Cordula eingeredet habe, damit sie dir von der Unterredung
mit Bernd erzählt? Und dann provozierst du sie dermaßen!«
    »Wer hier wen provoziert hat, ist die Frage. Warum bist du so
empfindlich? Habt ihr was miteinander, ihr zwei?«
    »Nein. Haben wir nicht.«
    »Ich dachte bloß, wegen Frühstück und so.«
    »Das dachte ich mir, dass du das dachtest. Falsch gedacht.
Cordula ist eine gute Freundin, zu mir ebenso wie zu Bernd. Und sie ist
verdammt intelligent.«
    »Und reich. Und erfolgreich.«
    »Eben nicht, du Idiot! Das Haus hier gehört ihr zu einem
Viertel. Sie zahlt Miete an ihre

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