Schmeckt's noch?
‚Engelsnahrung’ genieße, wird er auch die tierische Leidenschaft loswerden.“
Bedenken Sie nur das sakramentale Essen, das Heilige Mahl. Die christliche Transsubstantiation, das Mysterium des Abendmahls. Das Essen ist schlichtweg eine der ältesten Formen der Einigung mit dem Geistigen, der Gewinn geistiger Eigenschaften.
Für Hippokrates stellt das Essen von Pflanzen und Tieren einen Stoffwechsel mit der Erde dar. Der griechische Philosoph Epiktet : „Der Sünder, der den Menschen in sich zerstört, wird zum Wolf.“
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist die Überzeugung, dass die Eigenschaften der Lebewesen beim Konsumieren übernommen werden, ein inhärenter Bestandteil der Therapie.
Für die angeschlagene männliche Potenz werden gerade in der heutigen Zeit — in der Zeit von Viagra — Nashörner (Nashornpulver), Saiga -Antilopen (Hörner) und Tiger (Penisse und Knochen), die als Aphrodisiaka Wunder vollbringen sollen, ausgerottet.
Die Frischzellentherapie, bei der tierische, in der Regel aus Schafsföten gewonnene Zellen injiziert werden und sich schlaff Gewordene wieder verjüngen, dieser Jungbrunnen der industrialisierten Welt gehört gleichfalls zur Einverleibungskategorie und liegt gar nicht so fern von den Bräuchen der Anthrophagie , bei denen sich der Häuptling die Hoden, das Herz und das Hirn seines Opfers einverleibt, um sich dessen Potenz, Mut und Klugheit zu Eigen zu machen.
Scham und Ekel sind hier falsch am Platz. Dies zu verdrängen, abzuspalten, ist lächerlich und verhindert hinzuschauen, wo hinzuschauen unsere Pflicht und Ausdruck unseres Verantwortungsgefühls ist. Wagen wir doch die Konfrontation mit dem Realen, der Wirklichkeit unter der Oberfläche unserer „Opfer“!
Tierhaltung ist Gesinnungshaltung.
Wir müssen als Konsumenten durch unser Kaufverhalten zu einem grundlegenden Gesinnungswandel beitragen.
„Wo du auch wandelst im Raum, es knüpft dein Zenit und Nadir
An den Himmel dich an, dich an die Achse der Welt.
Wie du auch handelst in dir, es berühre den Himmel der Wille
Durch die Achse der Welt gehe die Richtung der Tat.“
F. Schiller
Haben Pflanzen eine Würde
oder
Von den Mitteln der Kriegsführung zu den Stützen der Landwirtschaft
Auf einem Feld ein einzelner Bauer, vermummt und zugeschnürt — so habe ich mir als Kind einen Krieg führenden Außerirdischen vorgestellt. Doch es ist nur ein einheimischer Bauer. Ein Bauer, der den Verderbern des Ernteerfolgs, den Verderbern der optischen Illusionen, auf den Leib rückt und ihnen den Garaus macht. Das ganze Feld wird in einen Sprühnebel eingetaucht. Gespenstisch sieht das aus.
Die Kampfzonen sind vom Feld der Ehre auf das Feld der Mühe und Plagen verlagert worden. Der martialische Auftritt der Gemüse-, Obst- und Getreidebauern beeindruckt mich immer wieder. Er drückt unbedingten Kampfeswillen aus, etwas Unbesiegbares haftet ihm an. Kapitäne des Ernteerfolges im Ausüben der Kontrolle über die widerspenstigen Schädlinge. Herren über die Widersacher des bestellten Feldes, der Obstplantagen.
„Ich werde sie bekämpfen, ich werde siegen. Es gibt nur Triumph oder Kapitulation.“ Kapitulieren bedeutet den Verlust der ganzen Ernte. So währt die Gier nach immer effektiveren Düngemitteln und komplexeren Pestiziden. Die Ernte muss unter allen Umständen gesichert werden.
„Die Wurzel ökologischer Krisen“, lautete ein Vortrag von Gregory Bateson:
„Wir stellen fest:
1. Dass alle ad-hoc- Maßnahmen die tieferen Ursachen des Problems unberührt lassen und, was noch schlimmer ist, sie tendenziell sogar noch verstärken und verdichten. In der Medizin ist es dann — und nur dann — angezeigt, die Symptome zu behandeln, ohne die Krankheit selbst zu heilen, wenn die Krankheit entweder mit Sicherheit das Ende bedeutet oder sich von selbst heilen wird.
Die Geschichte des DDT veranschaulicht den grundlegenden Trugschluss von ad-hoc- Maßnahmen. Als es erfunden und zuerst angewandt wurde, war es selbst eine ad-hoc- Maßnahme. Im Jahre 1939 entdeckte man, dass der Stoff ein Insektizid ist (und der Entdecker erhielt einen Nobelpreis). Insektizide wurden ,benötigt’ (a) zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, und (b) um Menschen, besonders Truppen in Übersee, vor Malaria zu schützen. Mit anderen Worten, DDT war ein symptomatisches Mittel gegen Probleme, die mit dem Bevölkerungswachstum zusammenhingen.
Gegen 1950 war unter Wissenschaftern bekannt, dass DDT
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