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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Kinder?«, fragte Flynn.
    »Warum?«
    »Vielleicht weiß der CPS etwas über sie.«
    »Wir wissen noch nicht, ob sie Kinder hatte.«
    »Für wen hat sie gearbeitet?«
    »Auf eigene Faust, soweit wir im Moment wissen. Hin und wieder kam sie hier raus, um für ein paar Monate ihre Mutter zu besuchen und sich mit ein paar Nebenjobs in Centereach über Wasser zu halten. Ihr Strafregister ist ziemlich ausführlich.«
    »Sie war hübsch, und jung. Ich wette, eine Menge Leute hatten das Bedürfnis, ihr zu helfen.«
    Raidin betrachtete seine Fingerspitze, während er damit leicht gegen die Flecken auf Flynns Brust tippte. »Und niemand konnte es. So ist das Leben.«
    »Vielleicht war es einer ihrer Freier.«
    »Wer?«
    »Der Killer.«
    Raidins Gesicht verspannte sich. »Der Killer?«
    All die Film-Noir-Euphemismen gingen ihm durch den Kopf. Torpedo. Shooter. Button man. »Der Typ, der sie erschossen hat. Das war kein Zufall. Er muss sie gekannt haben.«
    »Wir überprüfen das.«

    Flynn sah sich in der Notaufnahme um. Kinder mit unterschiedlichen Krankheiten und Verletzungen blickten ihn ausdruckslos an. Ältere Menschen, die den Winter nicht überleben würden, schienen ihr Schicksal in Würde zu tragen.
    Die stechenden Gerüche von Angela Sotos Blut, ausgespuckten Innereien und seinen eigenen Ausdünstungen drangen ihm in die Nase. Er hielt sich die Hand davor und wartete darauf, dass sie nachließen.
    »Haben Sie eine Ahnung, wo der Schütze gestanden hat?«, fragte er.
    Raidins Lippen formten sich erneut zu einem Lächeln, aber in seinen Augen glimmte kontrollierter Groll. Es gefiel ihm nicht, Fragen von jemandem wie Flynn zu beantworten, aber um ein Gefühl dafür zu bekommen, mit wem er es zu tun hatte, musste er das Gespräch am Laufen halten. »Am östlichen Ende des Parkplatzes, dicht am Gebäude, wahrscheinlich dort, wo die Krankenwagen parken. Mit einem Gewehr. Verdammt schwieriger Schuss aus fast hundert Metern Entfernung. Und das im Schneesturm. Der Kerl hatte Erfahrung. Oder verdammtes Glück.«
    »Er hatte genug Zeit, mich kaltzumachen«, erwiderte Flynn. »Sie kam aus der anderen Richtung, und er hat gewartet, bis sie bei mir war.«
    »Und Sie haben niemanden gesehen?«
    »Nein.«
    »Da sind Sie absolut sicher?«
    »Es hat geschneit. Ich konnte meinen Mietwagen nicht finden. Vielleicht war jemand da, aber ich habe nicht drauf geachtet.«

    »Und Sie meinen, er hat gewartet, bis sie Ihnen die Nachricht gibt?«, fragte Raidin.
    »Sie war die Nachricht.«
    Raidin nickte, offenbar derselben Meinung. Das machte einiges einfacher. Er pochte Flynn noch mal gegen die Brust, auf dieselbe Stelle, diesmal kräftiger. Wie ein begeisterter Freund. »Eine Warnung also. Aber von wem? Und wovor?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Verstehe.« Raidin holte eine kleine Plastiktüte mit dem Zettel hervor. »Und was glauben Sie, warum jemand so etwas tun sollte? Sich die ganze Mühe machen, um Ihnen eine Nachricht zukommen zu lassen? Was haben Sie getan?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Raidin drehte die Tüte hin und her und hielt sie ihm entgegen, wie bei einem Kartentrick, als wollte er, dass Flynn sie nahm. »Sie erhalten die Nachricht, und im selben Augenblick stirbt sie.«
    Flynn wusste nicht, was zum Teufel er noch sagen sollte. Er nickte und wartete.
    »Haben Sie sich in letzter Zeit mit jemandem überworfen? Haben Sie Feinde?«
    »Wer sollte statt mich jemand anderen töten wollen? Das frage ich mich.«
    »Jetzt mal ganz allgemein gesehen. Ich meine, im weitesten Sinn sozusagen.«
    Sie würden hundertprozentig Marianne und diesen Mistkerl von Alvin befragen. Flynn hatte die Morddrohungen erwähnt, aber nicht die Frau, deren Ehemann sie ins Gefängnis geworfen hatten. Sie war einfach nur
ausgerastet, weil sie sich betrogen fühlte und nicht an seiner Schuld zweifelte. »Ganz allgemein gesehen werden Sie viel Zeit investieren müssen. Die Liste ist lang und breit gefächert.«
    »Und wenn Sie sie kürzerhalten müssten?«
    »Dann stünde vielleicht Christina Shepards Vater ganz oben«, erwiderte Flynn.
    Raidins Gesicht verlor jeden menschlichen Ausdruck. Es hätte genauso gut aus Alabaster sein können. »Sie glauben, das hat etwas mit den Shepards zu tun?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Flynn. »Aber es ist durchaus möglich.« Raidin war der Fall natürlich weitgehend bekannt, aber er ließ es ihn trotzdem noch mal erzählen. Ein nachvollziehbares Machtspiel. Seine Fragen wirkten naiv, aber er selbst war es mit Sicherheit

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