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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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herumschlagen.«
    »Und Ihre Fälle bearbeiten. Und sich raufen.«
    »Eins verspreche ich Ihnen«, sagte Flynn. »Ich raufe mich nicht.«
    »Dann eben sich schlagen. Prügeln. Gefallen Ihnen die Machoausdrücke besser?«
    »Jedenfalls sind sie präziser.«
    Der Schnee war nass und sammelte sich auf dem Fenster in verschiedenen Mustern, die ihn daran erinnerten, wie er durch das Eis gebrochen war. Bestimmt wartete der Matsch nur darauf, hier einzudringen und sein Werk zu vollenden. Marianne hätte gesagt, er sei paranoid. Er hatte immer einen Hang dazu gehabt. Es war eine Art, sein Ego zu beruhigen, zu denken, man sei wichtig genug, um in anderer Leute Rachegespinste vorzukommen. Ihm fiel auf, dass seine Gedanken in den letzten beiden Wochen ziemlich wirr gewesen waren.
Die tote Bulldogge machte ihm nicht annähernd so viel aus wie die Tatsache, dass er ihr zuhörte und tat, was sie von ihm wollte. Dass er Zero vertraute.
    »Ich würde Sie gern ein zweites Mal interviewen«, sagte Jessie Gray.
    »Es ist doch erst sechs oder sieben Tage her. Es gibt nichts Neues dazu zu sagen.«
    »Darüber, wie Sie zurechtkommen. Wie das Leben nach einer Nahtoderfahrung aussieht.«
    Machte sie Scherze? Eine halbe Stunde lang eingefroren zu sein, war nicht ganz dasselbe, wie wenn das Herz ein oder zwei Schläge aussetzte. Wahrscheinlich fühlte er sich in seinem Ego angekratzt, wenn man ihn nicht dafür bewunderte, von den Toten zurückgekehrt zu sein.
    »Es hat sich nicht viel geändert«, ließ er sie wissen, nicht sicher, ob das gelogen war.
    »Keine große Erkenntnis oder Offenbarung über das Wesen unserer Existenz? Wie kostbar jeder einzelne gelebte Augenblick doch ist?« Sie stand auf und schlich um ihn herum, auf eine fast flüchtige Art, als würde sie von einem Moment auf den anderen verschwinden und wieder auftauchen. Bestimmt wurde sie absichtlich eingesetzt, um alte Männer aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie schaltete einfach ihre Reize an und stieß Pheromone aus. Sie machte sich über einen lustig, um an die tiefere Wahrheit zu kommen. »Haben Sie einen Strich unter die Vergangenheit gezogen und Reue und böses Blut vergessen?«
    Er dachte eine Weile darüber nach, bevor er ehrlich antwortete: »Ich kenne beides kaum.«

    »Nein?«
    »Nein.«
    »Und warum waren Sie jetzt einverstanden, mit Mark Shepard zu sprechen?«
    »Es war an der Zeit.«
    »Was heißt das?«
    »Es heißt, dass es an der Zeit war.«
    »Die Presse hat Sie ziemlich in die Mangel genommen, was?«
    »Ja«, erwiderte er.
    »Wie fanden Sie meinen Artikel?«
    »Korrekt. Und gut geschrieben.«
    Darauf entspannte sich ihr Mund etwas, und sie lächelte. »Danke. Wollen Sie mir dann nicht Ihre Geschichte anvertrauen?«
    »Ich habe keine Geschichte zu erzählen«, antwortete er.
    »Jeder hat das.«
    »Ach ja? Wie geht denn Ihre?«, fragte er.
    »Meine ist langweilig. Zweimal verheiratet, zweimal geschieden, beide Ehen hielten kein Jahr. Was in erster Linie meine Schuld war. Beide Männer wollten nicht heiraten, aber ich, und ich hab sie bedrängt, bis ich sie so weit hatte. Ich weiß, dass ich nicht so aussehe, als wäre ich schon zweimal verheiratet gewesen, aber so ist es nun mal. Meine Stellung bei der Zeitung habe ich nur, weil mein Vater Journalismus-Professor an der Hofstra-Universität ist. Er kennt eine Menge Leute und hat seine Beziehungen spielen lassen. Aber ich habe mich schnell bewährt. Ich bin triebhaft. Wenn ich die Chance sehe, eine einzigartige Story zu bekommen,
dann bleibe ich dran. Ich bin hinter der Wahrheit her wie hinter meinen Männern, egal wohin es mich führt, auch wenn es wehtut, und das tut es manchmal. Ich bin besessen. Das ist ein unabänderlicher Fehler in meinem Charakter.«
    Es klang wie ein vorgefertigtes Statement, als wäre sie das schon mal gefragt worden. Wahrscheinlich der perfekte psychologische Köder, um einen Interviewpartner zum Reden zu bringen und sein Herz auszuschütten. Flynn hatte keine Ahnung, warum es bei ihm nicht funktionierte.
    »Immerhin machen Sie sich Gedanken über sich selbst«, sagte er.
    »Ja, sehr. Also, was glauben Sie, will Mark Shepard Ihnen sagen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was hoffen Sie, wird er Ihnen sagen?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Gibt es etwas, dass Sie ihm sagen wollen?«
    »Miss Gray, einer von uns beiden versteht hier den Wink mit dem Zaunpfahl nicht.«
    Sie nickte und wartete, dass er als Erster ging, und als er es nicht tat, fuhr sie sich kurz durch ihr schönes Haar und

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