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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Dinge in Angriff nehmen. Die Vergangenheit holte ihn zu sich.
    »Willst du mir wirklich nichts von deinen Süßigkeiten abgeben?«, fragte Zero.
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Blöder Egoist.«
    Ihr Gerede störte niemanden. Der Filmvorführer war irgendein Collegeboy, der oben in seiner Kammer saß und Differenzialrechnung und weiterführende Physik paukte. Wahrscheinlich sah er sich die Filme nie an, die er einlegte, und in sechs Monaten würde er seinen Abschluss machen und Satelliten fürs Militär oder für Telefongesellschaften bauen.

    Die echten Filmfreaks, die Besessenen, die Verrückten, die in keinem normalen Job arbeiten konnten, weil sie nur noch im Film lebten, kamen erst zur nächsten Vorstellung. Für die meisten von ihnen war es zu früh. Sie wachten gerade erst auf und machten sich fertig. Später würden sie voll beladen mit Hühnchen, Burgern und Weinflaschen in Massen hereinströmen und bis in die Nacht von einem Kino zum nächsten ziehen.
    »Du bist nur sauer, weil sie dich nach deinem Tod immer noch in Pulli und Stiefelchen rumlaufen lassen«, sagte Flynn.
    »Da haben die nichts mit zu tun«, erwiderte Zero. »Dort hat man gar nichts, weil man nichts ist.«
    »Da hat uns Schwester Murteen in der katholischen Schule aber etwas anderes erzählt.«
    »Ich glaube, darauf solltest du nicht viel geben. Schwester Murteen drillt Soldaten in der Hölle.«
    Jedes Mal, wenn Flynn sich auf seinem Sitz bewegte, schlug der.38er, den er in letzter Zeit an der Hüfte trug, gegen die Armlehne, und ein hässliches Geräusch erklang. Victor und Betty gingen gerade in ein voll besetztes Hallenbad, um zwei Uhr morgens. In den Vierzigern war eindeutig alles anders. Vic führte seinen Körper vor und rauchte dabei eine Zigarette. Betty setzte eine Badekappe auf und zeigte Bein, was ein paar Millionen Soldaten mit Hoffnung erfüllte, während sie die Nazis zurückschlugen und sich im Dschungel mit den Japanern prügelten.
    Komisch, er sah Betty ins Becken hüpfen und dachte an Marianne, die auf Alvin saß und noch mal einen Gang höher schaltete, als sie Flynn kommen hörte. Wie
musste seine Frau ihn gehasst haben, und Alvin auch, dass sie den armen Kerl in so eine Lage brachte. Vielleicht wollte sie, dass sie sich gegenseitig erwürgten. Dann hätte sie frei und unbekümmert auf Zehenspitzen zwischen den beiden herausspazieren können.
    Stattdessen hatte sie sich an Alvin festgeklammert und über die Schulter Flynn ins Zimmer kommen sehen. Sie hatte ihn angelächelt. Sierra nannte es einen Schrei nach Aufmerksamkeit. Sierra glaubte, Marianne hätte ihm seit Jahren immer wieder alle möglichen Zeichen gegeben, aber Flynn sei zu dumm gewesen, sie zu erkennen. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Er hatte nie bemerkt, dass sie unglücklich mit ihm war, bis zu dem Tag, an dem er Alvin kennenlernte.
    »Sie lügen«, sagte Zero. »Es war kein Asthma. Die Bullen wissen das. Die Mutter hat sich geirrt. Als die Ärzte den Jungen untersucht haben, wurde ihnen sofort klar, dass es ein Spinnenbiss war. Er lebt mit seiner Mutter in einem Appartementkomplex, der gerade renoviert wird. Sie reißen das Fundament auf. Die Spinnen wandern durch das gesamte Gebäude. Und so wurde der Junge gebissen. Im Winter soll es keine Spinnen geben? Glaubst du, die sind alle tot oder was?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hast du gerade gesagt, du weißt es nicht?«
    »Ja, das habe ich gesagt.«
    »Betty hätte sich nie für dich entschieden.«
    Flynn musste einen Milk Dud runterschlucken, bevor er antworten konnte. »Warum nicht?«
    »Weil du keinen Stil hast. Sie war mit George Raft zusammen. Sie stand auf harte Jungs, Mafiatypen.«

    »Sie war auf der Suche nach jemandem, der ihren Schmerz verstand.«
    »Du bist viel zu weich«, klärte Zero ihn auf.
    »Aber dich würde sie nehmen, vermute ich.«
    »Es ist allgemein bekannt, dass Betty Hunde mochte.«
    Vielleicht stimmte das, Flynn konnte sich nicht daran erinnern.
    Er fragte sich, ob Christina Shepard sich irgendwo hier herumtrieb, immer gerade außer Sichtweite. Vielleicht saß sie in der Reihe hinter ihm und war genauso scharf auf seine Bonbons. Hin und wieder hob Zero den Kopf und sah in irgendeine Richtung, als hätte ihn jemand gerufen. Sein Stummelschwanz wedelte dann kurz, und er zitterte vor Erregung, und man hatte das Gefühl, dass es ihn große Überwindung kostete, bei Flynn zu bleiben.
    Der Film war zu Ende, und Flynn rieb sich die Augen, als das Licht anging. Zero folgte ihm nach draußen,

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