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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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echte Tränen. Immer wieder nannte er ihren Namen. »Ich konnte nicht anders. Ich konnte nichts dagegen tun.«
    Flynn hatte das Gefühl, etwas nachhelfen zu müssen. Er sprach Graces Namen aus, so, dass es etwas Endgültiges hatte. Harry Arnold gab zu, manchmal ein schlechter Mensch zu sein.
    »Sie haben sie dazu gebracht.«
    »Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle.«

    »Sprechen Sie es aus, Harry.«
    »Ich habe bestimmte Dinge getan, als sie noch jung war. Und dann habe ich es wieder getan. Ich habe mit ihr geschlafen. Es war Liebe. Es war die einzige Liebe, die ich hatte.«
    »Sie lausiges, widerliches Stück Scheiße.«
    Flynn stand auf und dachte, nach einem gezielten Schlag auf Harrys Nase, wenn er den Knorpel knacken hörte und das Blut spritzen sah, würde er sich besser fühlen. Aber hier ging es nicht um ihn. Grace lag immer noch tot auf dem Fußboden. Er hatte sie im Stich gelassen. Er hatte nicht genug für sie getan. Es gab noch so viel zu tun, für so viele andere. Er musste sich mehr Mühe geben.
    Das hier hatte nichts mit Angela Soto zu tun. Er sah zu Grace hinüber, aber sie war fort, genau wie der Gerichtsmediziner. Er lief zur Tür.
    »Sie benutzen gern Ihre Fäuste«, hörte er Raidin sagen.
    »Ich habe meine Fäuste nicht benutzt. Ich habe ihn nur angetickt.«
    »Und ihn geschlagen. Und ihm die Nase umgedreht.«
    »Aber keine Fäuste.«
    »Was hätten Sie mit ihm gemacht, wenn ich nicht hier gewesen wäre?«
    »Dasselbe«, erwiderte Flynn. »Er wird gestehen, in allen Einzelheiten.«
    »Es ist immer noch Selbstmord.«
    »Er hat sie vergewaltigt. Er ist krank, man muss ihn wegschließen.«
    Raidin schnaufte. Es war nicht Aufgabe eines Polizisten, sich Gedanken darüber zu machen, was richtig war,
sondern darüber, was im Rahmen des Gesetzes getan werden musste. »Es gibt nichts, was wir ihm anlasten können.«
    Nase an Nase standen sie sich gegenüber, keine zehn Zentimeter voneinander entfernt. »Wissen Sie was? Leute wie Sie sind einen Dreck wert.«
    »Sie spielen ein riskantes Spiel.«
    »Das tut jeder.«
    Raidin gab sich nicht geschlagen. Er zog eine Grimasse und fragte: »Sind Sie sicher, dass Sie Angela Soto nicht kannten?«

7
    Jessie Gray, die Reporterin vom Newsday , rief an und informierte ihn: »Sie kriegen eine ziemlich dicke Story.«
    »Dafür kann ich nichts.«
    »Wann komme ich denn zu meinem Folgeinterview?«
    »Das war also kein Scherz. Sie sind ja wirklich besessen. Wollen Sie immer noch wissen, ob ich irgendwelche Erscheinungen oder Offenbarungen hatte? Oder Reue empfinde?« Flynn spürte, wie er wütend wurde.
    »Das, und ob Sie eine Ahnung haben, wer die Prostituierte getötet hat. Immerhin hat der Mörder Ihnen eine Nachricht geschrieben.«
    Sie war gut informiert. Und respektierte ihre Informanten. Von der Nachricht war in den Polizeiberichten nicht die Rede gewesen, damit sich niemand bei den Hotlines meldete und, wie es häufig vorkam, fälschlicherweise den Mord auf sich nahm. Sie hatte sie auch
in ihrem letzten Artikel nicht erwähnt. Aber sie wusste davon.
    Er sah sie am anderen Ende der Leitung grinsen und sich überlegen, was sie ihm als Nächstes um die Ohren hauen würde. In ihrer Stimme lag ein amüsiertes Trällern. Offenbar war sie ganz in ihrem Element. »Die Polizei glaubt, Sie wüssten mehr, als Sie sagen.«
    »Die versuchen nur, das Chaos zu durchkämmen«, erklärte er ihr. »Kein Wunder, dass sie sich an mich klammern.«
    »Regt Sie das nicht auf?«, fragte sie. »Dass man Sie verdächtigt?«
    »Ich bin kein echter Verdächtiger. Ich bin nur jemand mit einem fragwürdigen Ruf.«
    »Beruhigt Sie das?«
    »Ist in jedem Fall präziser.«
    Ein leises Kratzen kam durch die Leitung. Es klang, als kreiste die Kugel ihres Stiftes immer um dieselbe Stelle und grub sich langsam durch die Seiten. Wenn es ein Zeichen von Missmut war, hörte er es ihrer Stimme zumindest nicht an. »Das Wort benutzen Sie häufiger. Präzise.«
    »Wirklich? Ist mir nicht aufgefallen.« In Wirklichkeit war es das.
    »Ja. Als fürchteten Sie, missverstanden zu werden.«
    »Ich mag Genauigkeit.«
    »Lassen Sie uns das ausführlicher besprechen. Sagen wir, heute Abend? Ich lade Sie zum Essen ein?«
    Wieder tauchten Film-Noir-Bilder vor seinem Auge auf. Er stellte sich vor, wie sie durch einen Nachtclub auf seinen Tisch zuschwebt. Ihr sicheres Auftreten und
ihr nicht zu auffälliges gutes Aussehen erregen Aufmerksamkeit, aber nicht so viel, um ihn eifersüchtig zu machen. Er trägt Smoking

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