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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Schütteln Sie ihn ein bisschen durch, und er spuckt es sofort aus. Er wartet nur darauf.«
    »Zweifel und Zurückhaltung sind nicht unbedingt Ihre Sache, was? Sie haben die fragwürdige Fähigkeit, Dinge wie die Wahrheit klingen zu lassen.«
    »Er hat Grace dazu getrieben. Sie war ein hübsches Mädchen. Er hat mit angesehen, wie sie von einem schlaksigen Teenager zu einer attraktiven jungen Frau heranwuchs. Die Mutter war ein Drachen und wurde
von Jahr zu Jahr schlimmer. Als sie tot war, hatte er sich nicht mehr unter Kontrolle. Sie kamen nach der Aufbahrung nach Hause. Er allein auf der Welt, Grace zurück aus L. A. Er wusste, dass es nicht mehr illegal ist. Sie war nicht seine Tochter, und er war frei. Also fing er an, sie zu betatschen und vergewaltigt sie wahrscheinlich.«
    »Dafür gibt es keine Anzeichen. Kein Kampf, keine zerrissenen Klamotten.«
    »Vermutlich hat sie gerade geduscht. Er hat es nicht ausgehalten, dass sie nackt hinter der Tür stand. Am Tag der Beerdigung ihrer Mutter hat er sie vergewaltigt. Und machte sie womöglich noch dafür verantwortlich. Meinte, sie hätte ihn dazu gebracht. Dass sie die Familie kaputtgemacht hätte. Dass sie Schuld am Tod ihrer Mutter sei. Das war ihr schwacher Punkt.«
    »Das alles wissen Sie, nachdem Sie zehn Minuten hier sind.«
    »Das ist mein Beruf. Er sagt, er sei Zigaretten holen gegangen. Und, hat er welche gekauft? Hat er einen Bon? Hat ihn irgendjemand in dem Laden gesehen?«
    »Wir überprüfen das.«
    »Ihr überprüft immer irgendetwas. Sie wissen, dass er es getan hat. Nehmen Sie ihn sich vor, und er wird alles zugeben. Wie gesagt, er wartet nur darauf.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Flynn verzog das Gesicht und antwortete: »Riechen Sie das nicht?«
    Es wunderte ihn, dass Raidin immer noch nicht bei Harry war und ihn in die Mangel nahm. Das war eine absolute Verfehlung seinerseits, fand Flynn. Vielleicht
aber auch nicht. Vielleicht war es einfach die Chance, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Flynn kleinzukriegen, um Harry kleinzukriegen. Er blickte Raidin in die Augen, aber es war nichts darin zu sehen. Nein, das war kein Fehler. Der Kerl war aalglatt. Er nutzte die Situation, um Flynn aus der Reserve zu locken. Er wartete darauf, dass er irgendetwas Verrücktes tat, dass er ausflippte, eine Szene machte. Je mehr er zu sehen bekam, desto besser konnte er Flynn einschätzen.
    Flynn wusste nicht, ob er gehen sollte. Einerseits wollte er mit Harry Arnold sprechen. Andererseits wollte er Raidin loswerden. Er warf einen Blick auf Grace und dachte daran, wie glücklich sie im Diner ausgesehen hatte, als er sie das letzte Mal gesehen und sie ihm von L. A. erzählt hatte.
    »Okay, wenn Sie es nicht tun, tu ich es.« Flynn setzte sich in Bewegung.
    Raidin hielt ihn am Handgelenk fest. Sein Griff war überraschend fest, dahinter steckten drahtige Muskeln und sture Entschlossenheit. Das war nicht der Polizist. Das war das Kleiner-Mann-Syndrom. Es ging darum, wer hier der Stärkere war. Raidin gefiel es nicht, wie Flynn sich aufführte, aber vor allem störte es ihn, dass er so wenig Einfluss auf ihn hatte. Dass er ihn nicht einschüchtern oder zurückdrängen konnte. Es war wie auf dem Schulhof. Flynn war größer, sollte aber genauso leiden. Je länger er hier war, desto mehr hatte er das Gefühl, dass er der Einzige war, der etwas in diesem Haus zu suchen hatte.
    Er befreite sich aus Raidins Griff und ging quer durch den Raum auf Harry Arnold zu. Der Mann hatte innerhalb
der letzten drei Tage Frau und Stieftochter verloren. Der Tod lastete schwer auf ihm, genau wie seine Schuld. In ein paar Wochen würde er zusammenbrechen und zugeben, Grace vergewaltigt zu haben. So lange wollte Flynn nicht warten.
    Er setzte sich Arnold gegenüber an den Tisch und sagte: »Hallo, Harry. Mein Beileid.«
    Harry Arnold hob den Kopf. Seine Unterlippe hing runter, und seine Lider waren schwer. Flynn hatte das Gefühl, dass Harry ihn kaum sehen konnte, also beugte er sich über den Tisch und schnippte ihm mit dem Finger gegen die Stirn.
    Einer der Polizisten machte Anstalten einzugreifen. Aber Raidin hielt seine Leute zurück. Er wollte sehen, wie es weiterging. Dies war kein Tatort mehr, dies war eine potenzielle Actionszene. Ein Test, sowohl für Flynn als auch für Harry. Es ging um den Strick. Einer von ihnen würde baumeln müssen. Vielleicht sie beide. Flynn zweifelte nicht einen Augenblick daran. Er wusste nicht viel, aber er wusste, wann er es mit einem

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