Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
Vom Netzwerk:
vorstellen kannst.«
    »Durchaus.«
    »Er hat mit der Remington eine Bank ausgeraubt, zusammen mit drei Freunden, alle mit Cowboyhut und Tuch vorm Mund. Die haben rumgejohlt wie die Outlaws früher, kannst du dir das vorstellen?«
    »Auch das.«
    »Als sie zwanzig Minuten später geschnappt wurden, hat er das Gewehr in den Ronkonkoma Lake geworfen. Er bekam acht Jahre, und im Gefängnis hat er dann jemanden abgestochen und bekam noch mal fünf. Er muss noch eine ganze Weile absitzen. Die Polizei hat mir die verrosteten Überreste gegeben, und ich hab sie
mit dem anderen Kram weggeschlossen. Vielleicht sollte ich sie ins Pfandhaus bringen.«
    »Die Waffe aus einem Banküberfall? Würde ich nicht vorschlagen.« Er fragte sich, wie gut sie mit einer.45er umgehen konnte. Wenn man sie nicht richtig hielt, konnte sie einem den Arm brechen. »Du meinst, du triffst eine Bierflasche auf fünfzig Meter Entfernung mit deiner Pistole?«
    »Das nicht, aber ich kann jemandem den Schädel wegpusten damit. Hat zwar einen ganz schönen Rückschlag, aber ich bin ja auch nicht die Zarteste. Du solltest ernsthaft erwägen, Urlaub auf Bora-Bora zu machen.«
    »Glaub nicht, dass mir der Gedanke nicht auch schon gekommen wäre.«
    Leise hörte er ihren Atem durch die Mundwinkel zischen. Dann meinte er, ganz unterschwellig den Kunststoff in ihrem Gesicht arbeiten zu hören. Sie grinste. »Aber du willst nicht wegrennen?«
    »Nein.«
    »Du willst in der Nähe bleiben und dir den Kerl holen. Das ist jetzt eine Frage der Ehre für dich.«
    »Nenn es, wie du willst.«
    »Ich nenne es so, wie es ist. Ich höre es dir doch an. Du willst den Kerl abknallen. Ihn umnieten. Kaltmachen. Über den Haufen ballern. Wie sagen sie im Film Noir? Umlegen. Oder noch besser, wenn du könntest, würdest du es mit bloßen Händen tun.«
    Da war er zuversichtlich. Er würde es schaffen, kostete es, was es wolle. Jemand musste es tun, und zwar bald.

    »Du musst es nicht aussprechen«, sagte sie. »Ich weiß es. Du musst damit aufhören. Auch wenn du meinst, für die Gerechtigkeit zu kämpfen. Du darfst nicht mehr daran denken, Flynn, verstehst du mich? Je mehr du glaubst, du hättest das Recht, jemand anderen zu töten, desto mehr verwirkst du dein eigenes Leben. Ich habe das selbst erlebt.«
    »Ich weiß«, antwortete er.
    »Nein, das weißt du nicht, du meinst es nur zu wissen. Es gibt Dinge, die ich dir nie erzählt habe. Und ich werde sie dir auch jetzt nicht erzählen. Aber glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.«
    Die Story kam auf Channel 2. Was sie nicht erwähnten, war, dass Florence mit einem Elektroschocker getötet wurde, wenn es denn so war. Es hieß, sie sei niedergeknüppelt worden, ein Ausdruck, den er lange nicht gehört hatte. Wahrscheinlich wollten sie die falschen Bekenner auflaufen lassen. Es spielte keine Rolle. Der Mörder würde weder die Polizei noch die Nachrichtensender anrufen, aber Flynn hatte die vage Hoffnung, dass er sich bei ihm meldete.
    »Bist du noch da?«, fragte Sierra.
    »Ja«, erwiderte Flynn. »Tu mir einen Gefallen und überprüfe den Namen Emma Waltz für mich. Ich hab’s versucht, ohne Erfolg. Du kannst so was besser. Sie müsste um die vierzig sein.«
    Sierra wartete kurz. »Das ist alles? Das ist alles, was du weißt?«
    »Ja.«
    »Was willst du von ihr?«
    »Ich glaube, sie ist Teil meines persönlichen Weges.«
    Sierra zischte erneut durch die Mundwinkel. »Bitte sag mir, dass ich mich verhört habe. Hast du gerade ›persönlicher Weg‹ gesagt?«
    »Ganz genau«, erwiderte er.
    »Du hast zu viele Fernsehpsychologen gesehen, das ist dein Problem. Wusstest du, dass ein paar von denen nicht mal einen Abschluss haben? Die wissen, wie man mit dem Publikum umgeht, und mit der Kamera, sonst nichts. Lass dich davon bloß nicht beeindrucken. Von was für einem persönlichen Weg redest du?«
    »Ich bin nicht ganz sicher.«
    »Erzähl einfach. Ich höre dir zu.«
    Er zündete sich eine Zigarette an und starrte einen Moment lang auf die Spitze. Sie kannte die Geschichte vom Tod seines Bruders, aber einiges davon hatte er ausgelassen.
    Diesmal ging er weiter denn je. Er war selbst überrascht, sich so reden zu hören. Die Einzelheiten von Dannys Tod, die er schon zehntausend Mal in Gedanken durchgegangen war, erschienen ihm plötzlich fremd. Seine Erinnerungen waren ihm peinlich.
    Das Brettspiel, Camus’ Der Fremde . Seine Sorge um Patricias Bauch, Dannys einfaches Lächeln, das auch das ihrer Eltern war. Wie Danny jedes Mal

Weitere Kostenlose Bücher