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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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war. Die Salz- und Sandstreuer und die Schneeräumer gaben ihr Bestes, aber selbst sie wurden vom Schnee begraben. Flynn hängte sich hinter die wuchtigen Räumfahrzeuge und ließ sie den Weg bahnen. Aus dem Radio erfuhr er, dass der Ausnahmezustand ausgerufen worden war. Es gab ihm Hoffnung, dass sein Schicksal noch mit etwas anderem verbunden war.
    Als er den Expressway in nördlicher Richtung verließ, war die Nacht hereingebrochen und außer ihm niemand mehr zu sehen. Flynn mochte leere Straßen. Er rutschte über den zugeschneiten Seitenstreifen, prallte ab, drehte sich um sich selbst und fuhr weiter in Richtung Port Jack. Nichts konnte ihn aufhalten.
    »Du wirst heute Nacht sterben«, sagte Zero.
    »Das werde ich nicht.«

    »Und sie mit dir.«
    »Auf gar keinen Fall.«
    Das Radio flüsterte etwas von neuen Rekorden: die meisten Tage mit Schneesturm in Folge, der stärkste Schneefall, die meisten Tage unter minus zehn Grad in Folge. Die größte Anzahl von wetterbedingten Todesfällen, Autounfällen und erfrorenen Obdachlosen. Die Krankenhäuser überfüllt. Der schlimmste New Yorker Winter seit der Wettererfassung. Die Nachrichtensprecher klangen leicht überfordert. Jessie Gray hatte Recht gehabt, die Leute hatten einfach nicht zugehört.
    Er konnte es schaffen. In diesem Wagen konnte er so gut wie alles schaffen.
    »Er wird dich töten«, sagte Zero.
    »Wird er nicht.«
    »Er hat auf dich gewartet, ihr seid beide gleich.«
    »Du sagst manchmal unheimlich nette Dinge, weißt du das?«
    »Ihr lebt beide in eurer eigenen Welt.«
    »Geh Gummiknochen kauen, du kleiner Scheißer.«
    Es war fast vorbei. Er wusste, dass der Sturm bald vor über war. Kelly und er würden durch die einsamen dunklen Straßen von Port Jackson fahren, und bis sie zurück zum South Shore kamen, war die Temperatur so weit gestiegen, dass das Wasser von den Eiszapfen tropfte.
    »Du weißt, wer ich in Wirklichkeit bin, oder?«, fragte der tote Hund.
    »Du bist mein Hirnschaden. Niemand kann achtundzwanzig Minuten lang tot sein, ohne einen Schaden davonzutragen.«
    »Stimmt, du bist verrückt, aber nicht deswegen.«

    »Ist Schwester Murteen tatsächlich in der Hölle?«
    »Sie ist quasi die Chefin da.«
    Zero kam noch näher. »In deinem Leben ist keine Liebe. Es gibt keinen Grund für dich hierzubleiben. Marianne will dich nicht. Jessie Gray hat dich nur benutzt. Emma Waltz … na ja, du weißt selbst, dass das lächerlich ist.«
    »Vielleicht.«
    »Ansonsten gibt es niemanden. Du hast sonst niemanden.«
    Was für ein schrecklicher Gedanke.
    Dass es niemanden auf der Welt gab, der ihn liebte. Ein bisschen fragte er sich, warum er das alles durchmachte, womit er es verdient hatte, diesen Köter am Hals zu haben. Warum seine Zweifel diese Form annahmen. Manche Männer hatten mit einer gesichtslosen Verzweiflung zu kämpfen, und er fuhr mit einer gehässigen Bulldogge durch die Gegend. Dann schon lieber wie sein Vater deprimiert vor dem Fernseher hocken.
    Er dachte an Emma Waltz, die ihr ganzes Leben unter demselben Druck gelitten hatte. Er wusste, dass es seine letzte Chance auf Erlösung war. Irgendwie musste er sie retten.
    »Ich habe meine Gründe.«
    »Die habe ich auch.«
    »Du bist schon bald im Jenseits.«
    »Genau wie du.«
    Flynn unterdrückte einen Seufzer. Der verbliebene Scheinwerfer des Chargers leuchtete über das Gelände, und augenblicklich machte sich das dunkle Pochen wieder bemerkbar. Er war da.

    Der GTO stand in der Auffahrt, schon fast unter dem Schnee begraben. Nuddin konnte nicht nur gut mit Waffen umgehen, er war auch ein verdammt guter Fahrer.
    Das Haus der Shepards, stockfinster wie das Ende der Straße.
    Der falsche Mörtel und die unechte Felswand, eiskaltes Metall und dunkle, leere Fenster wie große blinde Augen, die ihn musterten.
    Ein perfekter Ort für das Finale.
    Flynn fühlte, wie er die Wirklichkeit immer schärfer wahrnahm, er verspürte eine starke Entschlossenheit, eine klare Erkenntnis dessen, worum es ging.
    Liebe und Angst miteinander verflochten, so hatte Mooney es beschrieben. Wenn Petersen die Angst war, war dann Nuddin die Liebe? Was zum Teufel sollte das bedeuten?
    Ein Autist, der in seiner eigenen Realität lebte und der der unseren einen gelegentlichen Besuch abstattete. Ein mordender Idiot savant . Ein geborener Manipulator, ein gefährlicher Killer.
    Er ist ein geistig behinderter Autist, so abgesondert von der Welt, dass sie ihn kaum beeinträchtigt.
    Es tat gut, noch einmal Sierras Stimme

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