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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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und drückte ihn kurz und unbeholfen. Er brauchte diesen Kontakt, er hoffte, er brächte Trost, ihm selbst oder dem Jungen, vielleicht wollte er auch nur ein bisschen guten Willen zeigen, inmitten all dieses Grauens. Dann war es genug. Er musste weiter.

    Flynn trat einen Schritt zurück und schlug Trevor ein zweites Mal. Und dann noch mal, bis er schluchzend auf die Knie fiel.
    »Rede endlich, Trevor. Was ist dein Geheimnis?«
    Trevor spannte die Beinmuskeln an, als wollte er wegrennen. Flynn ging zur Haustür, öffnete sie, ließ die eisige Luft hinein und fragte: »Willst du da raus? Nur zu. Was glaubst du, wie weit du kommst?«
    Trevors Unterlippe sank herab und zitterte. Er versuchte verzweifelt, nicht zu weinen. Er verstand immer noch nicht ganz, was passiert war, und auch Sierras Anblick änderte daran nichts.
    »Was verschweigst du mir?«, wollte Flynn wissen.
    »Ich sage nichts.«
    »Deine Pflegemutter war meine beste Freundin, wahrscheinlich sogar meine einzige.«
    »Ich finde nicht, dass Sie besonders traurig aussehen«, sagte Trevor.
    »Dann frag dich mal selbst, mein Junge. Du hast mitgeholfen, sie und noch zwei andere zu töten.«
    »Es war nicht meine Schuld!«
    »Das weiß ich. Du bist noch ein Teenager, Trevor. Teenager brauchen Hilfe, selbst wenn alles gut läuft, ganz zu schweigen davon, wenn man in so einer Situation steckt wie du. Also raus damit!«
    Trevor holte tief Luft, und seine Mundwinkel zitterten heftig. Er zischte und spuckte, aber die Worte wollten nicht kommen. Diverse Traumata würden ihn für Jahrzehnte blockieren, nicht anders als bei Flynn. Nicht viel jedenfalls.
    »Hat es etwas mit deinen Eltern zu tun?«, fragte Flynn.

    Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, ließ locker, spannte sie wieder an. Endlich gab er zu: »Mit meinen Eltern. Ja.«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Sie … sie …« Wieder zögerte er. Er versuchte es. Trotz allem zeigte der Junge Mut. Er stellte sich seinem Schmerz und der Schande.
    »Was haben sie getan?«
    Dann sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus. »Sie haben mir nie etwas getan. Ich habe sie gehasst. Ich habe sie immer gehasst. Meine Mutter lag mir dauernd mit Geschichten aus ihrem Leben in den Ohren, von all den Losern, die sie kannte. Ihre Brüder, ihr Vater, ihre Freunde, und mich hat sie mit denen auf eine Stufe gestellt. Sie kannte nur Mistkerle, warum sollte ich da eine Ausnahme sein? Ich sollte mich schuldig fühlen für das, was sie getan haben, für all ihre Fehler. Mein Alter hat mich die ganze Zeit nur angestarrt. Beide, auf dieselbe Art. Bis oben hin zugekokst, aber mich die ganze Zeit anstarren. Er wollte, dass ich etwas Besseres bin als er, etwas Besseres, als ich war, aber egal, was ich tat, es war nie gut genug. Mal war er enttäuscht, mal stolz. Er konnte sich nicht entscheiden. Man wurde aus den beiden einfach nicht klug. Sie waren verrückt. Und die ganze Zeit waren sie am Koksen, als würde davon alles gut, als würde sie das über die ganzen Loser erheben, über die sie dauernd herzogen. Sie haben ja auch genug davon verkauft, das war also nicht das Problem. Immer breit, aber trotzdem zur Arbeit gehen, als wären sie die reinste Vorzeige-Mittelschicht und alles in Butter, selbst wenn das Zeug auf dem Küchentisch lag und
sie es mit Babypuder streckten. Dann schrien sie mich an, ich solle den Rasen mähen, als ob das wichtig gewesen wäre. Oder ich sollte die Autos wachsen. Dauernd schrien sie mich an. Banden sich den Arm ab und erzählten mir, ich solle meine Hausaufgaben machen. Ich hätte verrückt sein müssen, um sie nicht zu hassen. Ich musste mich schützen. Es ist mir egal, ob das jemand versteht; ich weiß, dass ich getan habe, was ich tun musste. Ich habe sie in Schwierigkeiten gebracht. Es war ganz leicht. Ich bin einfach zum Schulpsychologen gegangen. Der hat mich dann von den Schwestern untersuchen lassen. Wissen Sie, was ich gemacht habe? Ich hab die Bürste meiner Mutter gereinigt und mir ein paar Haare von ihr in die Unterhose gesteckt. Das war’s. Dafür wurden sie beide hochgenommen. Das mit den Drogen und so kam erst danach. Ich musste es tun. Scheiß Rasenmähen.«
    Der Druck nahm zu. Er spürte, wie all die Kinder, die er im Stich gelassen hatte, sich enger um ihn drängten, wie das unerfüllte Leben von Grace Brooks einen immer stärkeren Zwang in ihm erzeugte. Sie waren nicht hier, um ihn zu verurteilen, sondern um ihre Hilfe anzubieten, ihn auf seinem Weg zu unterstützen.
    »Was hattest du vor?«
    »Ich

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