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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Cowboyhut, der das Gewehr in den Lake Ronkonkoma geworfen hatte.
    »Eine alte Remington 30.06«, klärte Trevor ihn auf. »Total verrostet und kaputt. Das Gewehr lag in einem Koffer in der Garage. Das war das Erste, was er gemacht hat, als er hierherkam. Er lief durchs ganze Haus, von
oben bis unten, durch die Garage, alles hat er sich angesehen, jede Schublade. Das war clever, schließlich konnte ihm niemand böse sein. Er war ja nur ein geistig Behinderter, der Quatsch machte. In Wirklichkeit nahm er alles, was er brauchen konnte. Er putzte die Einzelteile des Gewehrs und setzte sie wieder zusammen. Das kann er mit verbundenen Augen. Nuddin ist ein Naturtalent. Sein Vater hat es ihm beigebracht, behauptet er. Dieses Etwas in ihm, was immer es sein mag, es kann gut mit Waffen umgehen. Und mit Autos. Mit Motoren kennt er sich besser aus als ich. Er fährt wie ein Profirennfahrer, aber er hasst es, allein zu sein. Als er heute nach Hause kam …«
    »Hat Sierra nie gemerkt, dass der Wagen weg war?«
    »Nein, sie war ja kaum hier. Sie hat dauernd gearbeitet. Sie hat auch nicht gemerkt, dass da Reifenspuren eines weiteren Wagens im Schnee waren. Außerdem kann Nuddin gut mit Menschen umgehen. Er manipuliert sie. Sie machen alles, was er will. Er sieht einen an und weiß sofort Bescheid. Er schlüpft in die Menschen hinein. Die Idioten sind nämlich wir.«
    Flynn stellte sich vor, wie Petersen mit Nuddin durch die Gegend fuhr. Auf der Suche nach Opfern, weil er nach all den Jahren, in denen er die Toten zurückgeholt und die Lebenden wieder auf die Beine gebracht hatte, Gefallen daran fand, das Böse in sich herauszulassen. Seine eigenen Worte, aus dem Munde des Teufels.
    »Wo ist er jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Aber er hat Kelly.«
    »Jesus!«
    »Er braucht jemanden.«

    »Warum nicht dich?«
    »Mich braucht er jetzt nicht. Er weiß, dass du hinter ihm her bist.«
    Flynn nickte. Der Kreis schloss sich, sie kamen ans Ende der Strecke, dorthin, wo alles angefangen hatte.
    Er fasste nach dem.38er. »Du kannst nirgendwohin, Trevor. Es wird alles ans Licht kommen. Ist dir das klar?«
    »Ja. Das ist eine Erleichterung. Ich hätte keine Angst davor haben sollen. Nichts ist schlimmer, als es in sich reinzufressen. Rufen Sie die Polizei. Ich warte hier auf sie.«
    So einfach war das. Meine Güte. Flynn sah noch einmal nach den Kindern. Als er sie schüttelte, zeigten sie erste Reaktionen. Sie wachten allmählich auf. Er hoffte, keines von ihnen würde Sierra zu sehen bekommen.
    Er rief Raidin an und erzählte ihm von dem Jungen und von Sierra und wie alles zusammenhing. Von Nuddin erwähnte er nichts. Er war nicht sicher, ob Raidin ihm glauben würde. Er war nicht mal sicher, ob er es selbst tat.
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle«, sagte Raidin.
    »Ich muss.«
    »Es sind Kinder da, die Sie brauchen.«
    »Sie kommen allmählich wieder zu sich. Ich kann nichts für sie tun.«
    »Laufen Sie nicht weg. Es macht Sie zum Verdächtigen.«
    »Ich bin sowieso ein Verdächtiger, nur kein besonders geeigneter. Sie wissen, dass ich nichts von alldem getan habe.«

    »Wer dann?«
    »Das finde ich heraus. Ich bringe das zu Ende. Heute Nacht ist es vorbei. Der Junge wird es Ihnen erklären.«
    »In Ihrem Zustand brechen Sie mir auf der Straße zusammen. Tun Sie das nicht.«
    »Ich muss.«
    »Wenn Sie fliehen, wird ein Haftbefehl gegen Sie ausgestellt.«
    Flynn nahm an, dass es eine leere Drohung war. Aber das waren sie an diesem Punkt alle. Was sollte ihn daran hindern, auch noch die letzten Meter zu gehen?
    »Ich bin unterwegs«, sagte er und legte auf.
    Er wandte sich an Trevor und sagte: »Du hast keine andere Chance, Junge.« Er boxte ihm zweimal in den Magen und verpasste ihm einen Kinnhaken.
    Als Trevor ohnmächtig nach hinten kippte, fing Flynn ihn auf und legte ihn auf die Couch, einen Meter von seiner toten Pflegemutter entfernt.
    Flynn strich Sierra noch einmal mit den Fingern über das klebrige Blut an ihrer Wange. Es war eine Bejahung des Lebens gegen den Tod, von Freundschaft und Familie gegen die einsame Unerschütterlichkeit.
    Als er zur Tür ging, hatte er eine Idee. Sie war so töricht und grotesk, dass sie vielleicht sogar funktionierte. Und wenn nicht, was war schon eine Dummheit mehr? Er sah in Sierras Badezimmer und Schlafzimmer nach, bis er gefunden hatte, was er suchte. Dann stieg er in den Charger und fuhr los, samt all seinen Toten.

28
    Wegen der Straßenverhältnisse dauerte es fast zwei Stunden, bis er da

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