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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Identität ein Schwachsinniger, darunter der heimliche Killer, der leise wissend plante. Es flößte Flynn Ehrfurcht ein.
    »Er tut niemandem aus der Familie etwas«, erklärte Kelly. »Das hat meine Mutter gesagt. Dass er keinem aus der Familie etwas tut. Niemals. Aber von allen anderen müssen wir ihn fernhalten.«
    Das Messer an ihrem Hals schwankte kurz, dann wurde sein Griff wieder fester, und die Klinge drückte genau auf ihre Schlagader. Ein Ruck, und er hätte ihr den Hals aufgeschnitten.
    Jede Familie hatte ein dunkles Geheimnis.
    Manchmal war man es selbst.
    Er versuchte sich vorzustellen, wie Bragg sich gefühlt haben musste. Ein Südstaaten-Gentleman, dessen Familiengeschichte von Sklaverei, Gewalt und Mord geprägt war. Aus einem Klan, der Babys nach der Geburt ertränkte. Der allmählich den Verstand verlor, je weiter sich der Krebs in sein Hirn fraß. Was hatte Bragg in dem Jungen gesehen, als er geboren wurde? Hatte er die Papiere vernichtet, oder hatte es nie welche gegeben? Hatte er die Last seines Sohnes als eine Art Buße auf sich genommen, als Herausforderung?
    »Ich kenne dein Geheimnis«, flüsterte Nuddin.
    »Das ist mir egal.«
    Aber Nuddin schien zu glauben, dass es das nicht sein sollte. Seine freie Hand wedelte hin und her, der linkisch abstehende Ellbogen schlug gegen die Gitterstäbe.
Wie eine seidene Zunge schlich seine Stimme in sein Ohr. »Du willst sterben.«
    »Du kannst wirklich verdammt gut mit einem Gewehr umgehen«, sagte Flynn.
    »Das hat Daddy mir beigebracht.«
    »Lass Kelly gehen.«
    »Nein.«
    »Du tust keinem aus der Familie weh. Niemals.«
    Nuddin grinste und schloss die Augen. Mit einem nervösen Zucken drehte er den Kopf zur Seite, bis seine Nase sich an Kellys Haar rieb. »Fast. Ich habe Mama wehgetan. Hin und wieder.«
    Flynn erinnerte sich, wie Sierra ihm erzählt hatte, Braggs Frau habe bei den Krebsoperationen ein Körperteil nach dem anderen verloren. Jetzt verstand er. Nuddin war es, der seine Mutter im Lauf der Jahre zerstückelt hatte. Sein Vater hatte ihm alles über Schusswaffen und Messer beigebracht, was er wusste. Vielleicht um die Energie in dem Jungen zu kanalisieren. Nuddin begriff nichts davon, machte aber von seinen Fähigkeiten und den Waffen, die er bekommen hatte, Gebrauch. Wie viele Vermisste waren wohl dank Nuddin im Chatalaha River und den nahe gelegenen Sümpfen gelandet? Bragg hatte sich zu sehr geschämt, um irgendjemandem die Wahrheit zu gestehen, also saß die Frau allein mit ihren Wunden zu Hause, und der Junge schlug sich in einem Käfig den Kopf ein. Vielleicht war Nuddin nicht mehr gestört als seine Eltern und seine Schwester.
    »Lass Kelly gehen«, wiederholte Flynn. »Ich komme zu dir in den Käfig. Ich möchte das, okay? Ich finde, wir sollten ein bisschen zusammensitzen.«

    Es folgte ein Flüstern ohne geschlechtliche Identität, weder Mann noch Frau, und doch eindringlich und voller Schmerz, wie mit den dunklen Geheimnissen anderer behaftet. Aus dem Flüstern wurde ein Zischen. »Du willst sterben.«
    »Das ist kein Geheimnis. Sogar der scheiß Hund weiß das.«
    »Du willst ein Kind.«
    »Ja, klar.«
    »Du willst mich töten.«
    »Nein.«
    »Du willst uns beide töten.«
    »Nein.«
    »Mich und Emma.«
    Nuddin verging das Lächeln. Er legte seinen quadratischen Kopf zur Seite. Vielleicht war es wirklich Flynns Geheimnis, dass er sterben und Emma Waltz mit sich nehmen wollte. Vielleicht war es seine geheime Schmach, zu wissen, dass sie beide ein so tristes Leben geführt hatten. Ein allenfalls mittelmäßiges Bedauern, keinen Deut besser als das seines Vaters.
    Als Nuddin spürte, dass Flynn sein Innerstes nicht sonderlich beunruhigte, ließ er das Messer sinken.
    Auch Kelly zeigte nicht die geringste Angst. Flynn empfand eine unbeschreibbare Liebe für sie. Wäre er ihr nur fünf Jahre früher begegnet, womöglich hätte er dann seine Ehe retten können. Die Liebe, die er seiner Frau nicht hatte geben können, vielleicht hätte er sie diesem Kind schenken können.
    »Du willst Emma mit dir ins Wasser nehmen.«

    Flynn griff in seine Tasche und holte den Spiegel heraus, den er aus Sierras Badezimmer mitgenommen hatte. Feine Schichten Puder und Spuren von Mascara und Lippenstift zeichneten sich darauf ab. Er hielt ihn Nuddin vors Gesicht und wartete auf seine Reaktion.
    Nuddin erstarrte, als er sich sah.
    Er streckte die Hand aus und griff nach dem Spiegel, aber Flynn hielt ihn fest. Nuddin zog und zerrte.
    Dann ließ er das Messer

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