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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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vielleicht ein Kontakt.«
    Er hatte zu viel zu bedenken, zu viel zu tun und konnte Evan nicht beschützen. Jedenfalls nicht so, wie er es gern getan hätte. Die Nachricht, die er Tommy und McCracken hinterlassen hatte, musste ziemlich verrückt klingen. Coyote alias Kai Torrance besaß Evans Tagebuch aus der Highschool und Valerie Skinners Jahrbuch. Sie konnte die Sachen nur von Valerie selbst haben. Und danach hatte sie Valerie mit Sicherheit nicht am Leben gelassen.
    Er griff nach dem Telefon und wählte Evans Nummer.
     
    Im Laufen packte ich meinen Vater am Arm und zog ihn mit mir. Als ich das Fliegengitter aufstieß, knallte es gegen die Wand. Es knallte noch einmal gegen die Wand, als Officer Brinkley direkt hinter uns herausstürzte. Krähen schwebten über dem Dach des Hauses und landeten auf dem Schornstein, während sie wie verrückt kreischten. Ich rannte auf den Streifenwagen zu, riss die Tür auf, die mir am nächsten war und ließ mich auf den Fahrersitz fallen. Mein Vater und Brinkley hechteten auf die Rückbank. Wir verriegelten sofort die Türen.
    »Großer Gott«, keuchte mein Vater.
    »Was zum Teufel war das denn?«, ächzte Brinkley.
    »Haben Sie es gesehen? Haben Sie es gesehen?«, rief ich.
    »Ja, ich hab’s gesehen.« Brinkley fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, als müsste er sich eine Schicht Schleim abwischen.
    Eine Krähe flog auf uns zu und landete auf der Motorhaube des Streifenwagens. Sie riss den Schnabel auf und funkelte uns böse an.
    Mit einem Schrei wichen Brinkley und ich zurück und schlugen die Hände vors Gesicht.
    Dem Vogel hing ein Stück Fleisch aus dem Schnabel. Ich drückte auf die Hupe und ließ nicht mehr los. Die Krähe flatterte davon.
    »Auf dem Bett liegt eine Leiche«, sagte Brinkley schließlich.
    Oh ja, das war mir nicht entgangen. Ich hatte es gehört und gerochen und gefühlt, als hätten die glänzenden schwarzen Flügel mich gestreift.
    »Ich muss das Revier verständigen«, sagte er.
    Dazu musste er auf den Vordersitz. Er streckte die Hand aus und wollte die Tür öffnen, doch zwei weitere Krähen landeten auf der Motorhaube des Wagens.
    Ihre Krallen zerkratzten den Lack. Brinkley nahm die Hand vom Griff.
    »Halten Sie das Mikrofon ans Gitter.«
    Er erklärte mir, welche Knöpfe ich betätigen musste, und sprach durch das Gitter hindurch ins Mikrofon. Seine Stimme war laut, und er klang, als würde er gleich durchdrehen.
    »Möglicherweise Mord«, sagte er. »Schickt ein paar Detectives, die Spurensicherung und einen Krankenwagen raus.«
    Die zitternden schwarzen Flügel und die weit aufgerissenen Schnäbel würden mich für immer verfolgen. Und etwas anderes ebenfalls.
    Ich steckte das Mikrofon zurück in die Halterung. »Die Füße auf dem Bett. Haben Sie die bemerkt?«
    »Ja. Das war so ziemlich der schlimmste Anblick meines Lebens.«
    »Was genau haben Sie gesehen?«
    »Einer der Vögel saß auf dem Schuh und hat an den Zehen rumgepickt.«
    »Und der Schuh …«
    »Ich meinte eigentlich Sandale. Es war eine Damensandale.«
    Ich drehte mich um und blickte ihn an. »Aber an dem anderen Fuß war ein Tennisschuh.«
    Auf dem Bett lagen also zwei Leichen.
    »Kit.«
    Mein Vater drückte eines der gerahmten Fotos vom Kaminsims an das Gitter. Eine Sekunde lang verweigerte mein Gehirn die Arbeit, doch dann begriff ich.
    »Coyote hat sie beide umgebracht.«
    Er deutete auf den Datumsstempel in der Ecke. »Das Foto wurde letzten Monat aufgenommen. Zu Ostern.«
    »Von was reden Sie eigentlich?«, fragte Brinkley.
    Die eine Frau auf dem Foto musste Alma Skinner sein, ein ausgemergeltes altes Mädchen in den Sechzigern mit einer Zigarette in der Hand. Sie stand Arm in Arm mit Valerie da. Und das war die Valerie, an die ich mich noch von der Highschool her erinnerte: Üppige weibliche Formen, eine markante Nase und ein arroganter Blick. Sie sah aus wie das blühende Leben. Das war nicht die unheilbar kranke Jammergestalt, die mit kleinen Trippelschritten auf unserem Klassentreffen erschienen war; weder die Frau, die ich in Canoga Park abgeholt hatte, noch die, mit der ich hierhergeflogen war. Sie ähnelte ihr durchaus ein wenig – Haare, Augenfarbe, Haltung. Mit dreißig Kilo weniger, einer Nasenkorrektur und einer angeblichen unheilbaren Krankheit wäre es möglich gewesen. In der Tat war es möglich gewesen, denn sie hatte beim Einchecken einen Führerschein als Ausweis vorgezeigt.
    Valerie war tot. Sie war schon vor dem Klassentreffen tot gewesen. Und Coyote

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