Schmerzlos: Thriller (German Edition)
hatte ihre Identität angenommen.
Das Funkgerät krächzte. Die Einsatzkoordinatorin teilte Brinkley mit, dass Verstärkung unterwegs war. Wieder hielt ich das Mikrofon ans Gitter und drückte auf den Knopf, damit Brinkley sprechen konnte.
»Wir haben hier zwei Leichen«, sagte er. »Und bereits eine mögliche Identifizierung. Valerie und Alma Skinner.«
»Valerie Skinner?«, sagte sie. »Und Sie sind im Haus der Skinners?«
»Richtig.«
»Aber Detective Chang ist zusammen mit einer Zivilperson weggefahren, um einer gewissen Valerie Skinner zu helfen.«
»Mit wem ist er weg?«, keuchte ich.
Brinkley befragte die Einsatzkoordinatorin.
»Zusammen mit einer Mrs. Hankins. Offenbar irrte Valerie Skinner zu Fuß über den Highway nördlich der Stadt.«
»Sagen Sie ihr, dass sie Tommy ans Funkgerät holen soll.«
Brinkley wiederholte meine Worte. Die Einsatzkoordinatorin meldete sich. »Das geht nicht. Sie haben Mrs. Hankins’ Wagen genommen. Wir haben keinen Funkkontakt zu ihm.«
Ich geriet langsam in Panik. »Kennen Sie seine Handynummer?«
Brinkley wirkte verwirrt. »Was ist denn los?«
Ich ließ den Motor an und rammte den Rückwärtsgang rein. »Wir müssen Tommy und Abbie finden. Die beiden glauben, sie holen Valerie. Aber sie irren sich.«
»Hey …«
Brinkley wurde gegen das Gitter geschleudert, als ich mit quietschenden Reifen rückwärts aus der Einfahrt raste.
»Sofort anhalten«, rief er.
Ich riss am Steuer, und der Wagen schleuderte herum. »Aber sie können Valerie nicht holen. Sie ist tot.« Ich schaltete um und trat das Gaspedal durch. »Und wenn diese Frau nicht Valerie ist, dann ist sie Coyote.«
Tommy und Abbie waren direkt zu dem Killer unterwegs.
30. Kapitel
Kurz bevor Jesse in die Tiefgarage des Argent Tower abtauchte, versuchte er ein letztes Mal, Evan über ihr Handy zu erreichen. Nichts. Die Wüste hatte sie verschluckt, und er wusste nicht, ob die Polizei von China Lake seine Nachricht rechtzeitig an Tommy und McCracken übermitteln würde. Er musste einfach mehr tun. Er stellte den Pick-up auf einem Parkplatz ab, und Swayze kniete sich noch einmal auf den Sitz, um die Sachen zusammenzupacken, die sie in Coyotes Versteck zusammengerafft hatte.
Er steckte das Handy in die Tasche und öffnete die Tür. Dann hielt er inne und griff erneut nach dem Telefon.
»Wen rufen Sie denn jetzt schon wieder an?«, fragte Swayze.
»Das FBI.«
Er scrollte durch die Liste mit gespeicherten Nummern. Plötzlich fiel ihm das Handy aus der Hand.
In seinen Ohren war ein merkwürdiges Klingeln. Er versuchte, die Hand zu heben, aber er konnte nicht. Er konnte nicht einmal mehr die Finger biegen. Ihm war schwindlig. Seine Arme kribbelten, und sein Gesicht fühlte sich taub an. Weiße Punkte tanzten vor seinen Augen. Als er mühsam den Kopf wandte, starrte ihn Swayze wie eine zufriedene Katze an. Dann verschwamm ihm alles vor Augen. Sein Kopf knallte aufs Lenkrad.
»Was haben Sie …«
Zu mehr war seine Zunge nicht zu gebrauchen. In seinen Ohren klingelte es immer noch. Er versuchte, den Nebel vor seinen Augen zu durchdringen, und erkannte schließlich, dass in seinem rechten Bein eine Spritze steckte. Dann kippte er bewusstlos zur Seite.
Officer Brinkley auf dem Rücksitz des Streifenwagens hämmerte mit der Hand gegen das Gitter. »Fahren Sie rechts ran. Lassen Sie mich ans Steuer!«
Mein Vater schüttelte den Kopf. »Keine Chance.«
Den Fuß auf dem Gaspedal, fummelte ich am Funkgerät herum. »Kann man über das Ding hier auch ein Handy anrufen?«
Nach dem, was die Einsatzkoordinatorin berichtet hatte, waren Tommy und Abbie auf dem Highway am Rand des Stützpunkts, etwa fünfzehn bis fünfundzwanzig Kilometer nördlich von uns. Es war kein Streifenwagen der Polizei von China Lake in ihrer Nähe. Ein Wagen der Highway Patrol befand sich auf dem Highway 14, bei der Abzweigung zum Lake Isabella, doch von uns aus war es ein paar Kilometer näher. Alle anderen Mitarbeiter der Polizei waren momentan südlich der Stadt, bei dem Zugunfall und am Tatort im Haus der Cantwells.
Wir stießen auf den asphaltierten Teil der Straße. Der Wagen bekam wieder Bodenhaftung und machte einen Satz nach vorn. Mit seinem großen, lauten Motor schaukelte er wie ein Öltanker, doch in diesem Augenblick war mir das völlig egal. Ich musste zu Tommy.
»Das können Sie vergessen«, sagte Brinkley.
Ich drückte die Sendetaste und sprach in das Mikrofon. »Kann mich jemand hören? Bitte kommen. Bitte
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