Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
gebeugt und starrte mit wutverzerrtem Gesicht nach unten.

37. Kapitel
     
    Meine Hände waren mittlerweile taub geworden und pochten. Das Klebeband schnitt in meine Haut. Doch am schlimmsten war, dass ich nicht hören konnte, was vor sich ging.
    Alle Geräusche wurden von meinem Schluchzen übertönt und von den Worten, die ich vor mich hin murmelte.
    Vater unser im Himmel …
    Wie war das noch?
    Geheiligt werde dein Name … Wenn mir der Rest einfiel, würde ich wenigstens nicht verrückt werden. Wenn ich bis zu dem Teil kam, wo es hieß: erlöse uns von dem Bösen, dann …
    Plötzlich hörte ich Coyote aufheulen.
    Meine Knie begannen zu schlottern. Warum konnte ich mich nicht an den Rest des Gebets erinnern? I’m on a highway to hell … Nein, das war es nicht.
    Der Fahrstuhl klingelte.
    Gleich darauf rollte Jesse um die Ecke.
    Mit meiner Selbstbeherrschung war es vorbei. Ich brach erneut in Tränen aus.
    Er hatte ein Messer in der Hand. Ein riesiges, gezacktes Messer. Seine Hände zitterten genau wie meine Knie. Wortlos fing er an, an dem Klebeband herumzusäbeln, mit dem ich an den Pfeiler gefesselt war.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Das Messer hab ich von ihr.«
    »Du hast es ihr abgenommen? So einfach war das?«
    »Ich hab ihr mit dem Montiereisen den Arm gebrochen, aber das wird sie nicht aufhalten. Sie folgt mir.«
    Er musste sich konzentrieren, um das Beben in seinen Händen zu unterdrücken.
    »Deine Mutter ist unten. Keine Angst, es geht ihr gut.«
    Ich schloss kurz die Augen und stöhnte.
    »Das hoffe ich jedenfalls.«
    Mit einem letzten Ruck des Messers durchtrennte er das Klebeband. Ich ließ die Arme sinken, und Jesse half mir auf. Es tat weh, als das Blut in meine Hände zurückkehrte. Ich kämpfte mich auf die Knie, fiel dann jedoch gegen ihn.
    Er stützte mich. »Kannst du gehen?«
    »Keine Ahnung. Sie hat mir zwei Ladungen mit dem Taser verpasst.« Meine Stimme wurde leiser. »Und ich hab mich angepinkelt.«
    »Du auch?«
    Ich war mir nicht sicher, ob er einen Witz machte. Noch einmal versuchte ich aufzustehen, doch meine Beine zitterten und gaben unter mir nach.
    »Geht noch nicht.«
    »Dann komm an Bord.«
    Er steckte das Messer und das Montiereisen zwischen seinen Rücken und die Sitzlehne und zog mich auf seinen Schoß. Es war tatsächlich ein Witz gewesen, wie ich jetzt feststellte. Er hatte einfach nur wahnsinnige Angst. Jesse wendete den Rollstuhl und fuhr zum Fahrstuhl zurück, wobei er Farbeimern und Sägeböcken auswich. Meine Arme und Beine fühlten sich schwach an und kribbelten. Langsam bekam ich wieder Gefühl in ihnen, aber ich konnte sie immer noch nicht richtig bewegen. Als wir um die Ecke bogen, gähnte uns der Fahrstuhl entgegen, dessen Tür Jesse mit einer Topfpflanze blockiert hatte. Jesse schob sie aus dem Weg. Sein Hemd war nass vor Schweiß, und er atmete schwer. Er drückte auf den Knopf für die Eingangshalle.
    »Jeder da draußen sieht uns runterkommen«, sagte er. »Kannst du das Messer nehmen?«
    Ich bewegte meine Finger, unsicher, ob ich es schaffen würde. Die Türen bewegten sich langsam aufeinander zu.
    Neben uns erschien der andere Fahrstuhl. Als wir durch das Fenster spähten, konnten wir nichts erkennen, doch als die Türen aufgingen, hörten wir sie.
    »Verdammt«, kreischte eine Frau.
    »Runter von mir …«
    Aus dem Fahrstuhl drang das Geräusch von Schlägen und Tritten. Ein lautes Krachen, dann ein gellender Schrei. Meine Mutter und Swayze rollten auf den Verbindungsgang hinaus.
    Die beiden prügelten sich. Sie rissen sich gegenseitig Haare aus, bissen und traten einander. Swayze hatte ihre Brille verloren, und eine Seite ihres Gesichts war knallrot und so stark geschwollen, dass sie mit einem Auge nichts mehr sehen konnte. Bei meiner Mutter blutete die Stirn, und ihre Bluse war aufgerissen.
    Ich sprang von Jesses Schoß und wollte mich mit einem Satz zwischen die beiden werfen, stürzte aber stattdessen wie ein Kartoffelsack zu Boden. Jesse manövrierte den Rollstuhl an mir vorbei in den Laufgang.
    »Steck den Besen in die Tür«, sagte er.
    »Swayze hat die Glock.«
    Ich wälzte mich herum, bekam den Besen zu fassen und klemmte ihn zwischen die beiden Türen, damit der Fahrstuhl auf dieser Etage blieb. Und damit Coyote ihn nicht benutzen konnte. Dann kämpfte ich mich auf die Knie und kroch aus der Kabine.
    Zwei Meter von mir entfernt verpasste Swayze meiner Mutter gerade einen Haken ans Kinn. Meine Mutter zerkratzte Swayze das Gesicht.

Weitere Kostenlose Bücher